Aus Velburg in die Bundesliga
„Lulu“ geht ihren Weg: Über den FC Bayern und die USA landete Guttenberger beim Club

11.04.2024 | Stand 11.04.2024, 16:15 Uhr

Luisa „Lulu“ Guttenberger aus Velburg (Landkreis Neumarkt) kickte in der Jugend unter anderem beim FC Bayern München, ging dann für fast sechs Jahre an die Universität von North Carolina, wo sie Kapitänin ihrer Mannschaft war. Seit 2023 spielt sie beim Club, mit dem sie um den Verbleib in der Bundesliga kämpft. Fotos: imago/Guttenberger/NC State Athletics

Mehr als 4000 Zuschauer sind an diesem kalten Dezemberabend ins Nürnberger Max-Morlock-Stadion gekommen, um die Fußball-Frauen des 1. FC Nürnberg im Bundesliga-Duell mit dem haushoch favorisierten FC Bayern München zu unterstützen.

Mittendrin die Unterwiesenackerin (Velburg, Landkreis Neumarkt) Luisa Guttenberger. Als kompromisslose Innenverteidigerin hält die 25-Jährige beim Club in der Defensive gegen internationale DFB-Stars der Bayern wie Lea Schüller oder Lina Magull den Laden zusammen. Nach 90 intensiven Minuten unter Flutlicht ist die Überraschung perfekt, der Tabellenvorletzte aus Nürnberg trotzt dem Champions League-Klub aus München ein 1:1 ab.

Traum von der Bundesliga

„Es war immer mein Traum, in der Bundesliga zu spielen und mich mit den Besten zu messen. Dieses Heimspiel war ein ganz besonderes Erlebnis“, sagt die Oberpfälzer Stammkraft in der Abwehr der Mittelfranken.

Luisa Guttenbergers Traum von der Bundesliga beginnt im Kindergartenalter auf dem Fußballplatz ihres Heimatvereins DJK Oberwiesenacker. Das Haus der Familie Guttenberger liegt nur knapp drei Gehminuten vom Sportplatz entfernt.

Ihr Papa Leonhard spielt bei der DJK, ihre Onkels ebenso, viele Freunde tummeln sich auf dem Gelände. Die kleine Lisa ist immer mit dabei und beginnt mit vier Jahren in der G-Jugend mit und gegen Jungs Vereinsfußball zu spielen. Ein Mädchenteam gab es damals nicht.

Stefan Mederer, Spielleiter der 1. Mannschaft bei der DJK Oberwiesenacker, kennt Luisa, „seitdem sie ein Baby war“. Er ist zudem Nachbar der Guttenbergers und weiß, dass „‚Lulu‘ immer schon trainieren und sich verbessern wollte. „Sie war sehr ehrgeizig.“ Und: „Alle im Dorf sind schon ein wenig stolz auf ihren Werdegang, den wir natürlich verfolgen.“

Tatsächlich ist Guttenbergers Weg reich an prägenden Stationen. Mit zwölf wechselt sie in die Jugend des ASV Neumarkt. Thomas Lehmeier, der sie damals an den Deininger Weg lotste, erinnert sich: „Sie war schon als Mädchen fußballerisch und im Kopf sehr weit. Dass sie jetzt bei den Profis Bundesliga spielt, freut mich sehr.“

Als Jugendliche wagt sie mit erst 16 Jahren einen großen Schritt – sie schließt sich den Juniorenspielerinnen des FC Bayern München an, zieht nach München. Eine aufregende Zeit. „Es war sehr lehrreich für mich. Erstmals allein in einer Wohnung zu wohnen, dazu der Einstieg bei den Bayern in einen Profiverein, wo ich unglaublich gefördert wurde. Ich bin in dieser Zeit in vielen Bereichen gewachsen“, sagt Guttenberger.

Nachdem sie in München zudem erfolgreich ihr Abitur gebaut hatte – Notenschnitt 1,7 –, wagte Guttenberger 2017 prompt das nächste Abenteuer. „Ich hatte das Gefühl, noch mal etwas Neues zu versuchen und mich challengen zu müssen.“ Sie geht ans College in den USA, schreibt sich an der Universität von North Carolina ein, für deren Frauenfußballteam sie in den kommenden fast sechs Jahren spielen wird.

Für ihre Eltern ist der enorme Taten- und Reisedrang ihrer Tochter nicht einfach. Mama Anke Guttenberger: „Das war ein großer Einschnitt. Erst hieß es, sie geht nur ein Jahr nach Amerika, dann sind fast sechs Jahre daraus geworden. Es ist schon Wahnsinn: Mit 16 Jahren geht sie nach München, mit 18 Jahren in die USA. Aber: Man muss sie ziehen lassen. Sie hat immer ihren Weg gemacht.“

Intermezzo in Ingolstadt

Nach einem Intermezzo beim FC Ingolstadt (Juli 2020/Dezember 2020), wo sie während der Corona-Pandemie mittrainierte, hat sie ihre aufregende Reise zu den Club-Frauen in die heiß ersehnte Bundesliga geführt. Als sie im Januar des Vorjahres zum FCN stieß, spielte das Team noch in der 2. Liga – einige Monate später gelang der Aufstieg in die Google Pixel Frauen-Bundesliga.

„Der Schritt zum Club war unglaublich gut für mich. Hier passt das Gesamtpaket. Ich habe nach vielen Jahren, in denen ich weg war, wieder die Nähe zu meiner Familie, und sportlich stimmt es mit der Mannschaft und dem Verein sehr gut“, sagt Guttenberger, die aktuell mit den Team-Verantwortlichen wegen einer Vertragsverlängerung verhandelt.

Mit dem Club will die Defensivspielerin „unbedingt die Liga halten und dafür alles reinhauen“, sagt Guttenberger, die seit ihrer Rückkehr aus den USA in ihrem Jugendzimmer im Dachgeschoss ihres Elternhauses mit Mama und Papa zusammenwohnt.

Nicht nur deshalb sagt sie: „Alles, was ich auf meinem Weg erleben durfte und auch erreichen konnte, wäre niemals ohne die Unterstützung meiner Familie möglich gewesen.“

Dennoch stünde im Falle einer Vertragsverlängerung beim Club ein Aus- und Umzug an. „Dann geht es rein nach Nürnberg. Ich bin ein Stadtmensch“, sagt Luisa Guttenberger und lässt keine Zweifel aufkommen: „Lulu“ geht ihren Weg.