Unter Mordverdacht
Vermisste Schwangere aus Nürnberg: Zwei Männer in Haft – Leiche bis heute nicht gefunden

06.09.2023 | Stand 12.09.2023, 22:07 Uhr

Taucher mit Sonar, Leichenspürhunde und Sonarboote suchen nach einer vermissten Schwangeren im Nürnberger Hafen. Die Polizei hat inzwischen zwei Verdächtige in dem mutmaßlichen Mordfall festgenommen. −Foto: Heiko Becker/dpa

Monatelang hat das Verschwinden einer Schwangeren die Menschen in Nürnberg beschäftigt. Nun wurden zwei Männer verhaftet. Sie sollen die Frau ermordet haben. Diese war zuvor bedroht worden.



Traurige Gewissheit nach monatelangem Bangen: Die Ermittler sind sich nun sicher, dass eine vermisste Schwangere aus Nürnberg getötet worden ist – obwohl ihre Leiche bis heute nicht aufgetaucht ist. Am Mittwochmorgen verhafteten sie den ehemaligen Lebensgefährten der 39-Jährigen und dessen Geschäftspartner. Aus einer Vielzahl von Beweisen ergebe sich der dringende Tatverdacht, dass diese die Frau entführt und ermordet hätten, sagte Oberstaatsanwältin Heike Klotzbücher. Das Motiv war möglicherweise ein Streit um Geld.

Frau war im achten Monat schwanger



Die 39-Jährige aus dem Nürnberger Stadtteil Katzwang war im achten Monat schwanger, als sie am 9. Dezember 2022 spurlos verschwand. Am Morgen hatte sie noch ihr Pflegekind in der Kita abgegeben. Später meldete ihr derzeitiger Lebensgefährte sie als vermisst.

Stutzig machte die Ermittler, dass die Frau Bargeld, Ausweise und Mutterpass zu Hause gelassen hatte. Deshalb und wegen anderer Hinweise gingen diese bald davon aus, dass die Schwangere nicht freiwillig weggegangen war. Die Polizei durchkämmte die Umgebung daraufhin mit Leichenspürhunden, Taucher und Boote suchten den nahe gelegenen Main-Donau-Kanal ab. Ohne Ergebnis.

900 Spuren in mehreren Ländern



In den folgenden Monaten sammelte eine Sonderkommission an die 900 Spuren und Hinweise in mehreren europäischen Ländern. Die Vermisste stammte den Ermittlern zufolge aus Rumänien. Außerdem wurde ihr Mobiltelefon später im Ausland entdeckt. In den Fokus der Ermittlungen rückten bald die beiden Verdächtigen, die in geschäftlichen Beziehungen zum Opfer gestanden hatten. Deshalb ließ die Kriminalpolizei mehrere Gebäude durchsuchen, zu denen die Verdächtigen einen Bezug hatten.

Vermisste Schwangere: Polizei hat „Puzzleteile zusammengesetzt“



Es habe nicht den einen ausschlaggebenden Hinweis gegeben, sagte Klotzbücher. „Man hat die Puzzleteile zusammengesetzt.“ Aus der Gesamtschau habe sich der Tatverdacht gegen die beiden Männer konkretisiert. Diese sollten im Laufe des Mittwochs vor einen Ermittlungsrichter kommen.

Ehemaliger Lebensgefährte soll Geld von Frau gefordert haben



So fand die Sonderkommission unter anderem heraus, dass der ehemalige Lebensgefährte, ein heute 50-Jähriger mit deutscher und bosnisch-herzegowinischer Staatsangehörigkeit, die Frau nach der Trennung im Frühjahr 2022 bedroht haben soll. Zusammen mit seinem deutschen Geschäftspartner soll er Geld von ihr gefordert und dazu auf betrügerische Weise einen Vollstreckungstitel über einen sechsstelligen Betrag erwirkt haben.

Vermisste stellte mehrere Anzeigen gegen Ex



Dagegen habe sich die Frau juristisch gewehrt, sagte Klotzbücher. „Wäre sie noch am Leben, wäre das in einem zivilrechtlichen Verfahren geklärt worden.“ Außerdem habe die 39-Jährige mehrere Strafanzeigen in dem Zusammenhang gegen die beiden Beschuldigten gestellt, unter anderem wegen Bedrohung und versuchter Nötigung.

− dpa