300 Kilo Captagon sichergestellt
Größtes deutsches Rauschgift-Labor in Regensburg ausgehoben

17.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:10 Uhr

An einer dieser Maschinen arbeiteten die Männer, als Spezialkräfte des Landeskriminalamts Anfang Juli in Regensburg zugriffen. Es soll das größte bislang bekannt e Labor für die Herstellung von Captagon sein, das je ausgehoben wurde. Foto: Bundeskriminalamt

Mitten in Regensburg haben Ermittler das bislang größte Drogen-Labor für Captagon in Deutschland ausgehoben: 300 Kilo Amphetamin-Tabletten und Großmaschinen zur Herstellung wurden sichergestellt. Zwei Männer (30 und 51 Jahre) sitzen in U-Haft. MZ-Recherchen legen ungeahnte Parallelen zur Rauschgift-Mafia offen – mehr dazu lesen Sie hier (Plus).



Das Bundeskriminalamt hat am 3. Juli ein illegales Labor stillgelegt und zwei Männer verhaftet. Das teilte das BKA am Montag in einer Pressemitteilung mit. In einer Kfz-Werkstatt seien demnach 300 Kilo Amphetamin und 2,5 Tonnen Streckmittelderivate sichergestellt worden. Mit diesen Chemikalien hätten sich laut BKA rund drei Tonnen Amphetamin-Gemisch herstellen lassen.

Verdeckte Ermittlungen vor der Razzia



Der Zugriff des Rauschgift-Einsatzkommandos vom Landeskriminalamt Bayern fand im Auftrag der Staatsanwaltschaft Ellwangen bereits Anfang Juli statt. Die Behörde in Baden-Württemberg ermittelt, weil einer der Beschuldigten seinen Wohnsitz im dortigen Landgerichtsbezirk hat. Der Razzia gingen umfangreiche verdeckte Ermittlungen voraus, wie ein Sprecher bestätigte.

Es ist nicht der erste Fall internationalen Drogenhandels in unserer Region – lesen Sie dazu auch: Die Terror-Droge aus der Provinz

Nach einem Hinweis aus dem Ausland seien Telefone und die gesamte Kommunikation überwacht und zudem mehrere Objekte observiert worden. „Wir ermitteln derzeit gegen drei Beschuldigte“, erklärte Staatsanwalt Maximilian Adis. Der dritte Verdächtige sei derzeit auf der Flucht. Verhaftet hätten die Spezialkräfte in Regensburg einen 30 und einen 51 Jahre alten Mann.

Zwei Männer auf frischer Tat ertappt



Die zwei Männer syrischer Herkunft wurden dabei auf frischer Tat ertappt: Beim Zugriff waren die Beschuldigten gerade dabei, in dem Drogenlabor an einer Tablettier-Maschine das Rauschgift zu verarbeiteten. Beschlagnahmt wurden laut Bundeskriminalamt zudem mehrere Großgeräte zur professionellen Herstellung von Amphetaminen.

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Die Staatsanwaltschaft wirft den Verdächtigen vor, das Drogenlabor „in einer Kfz-Werkstatt im Raum Regensburg eingerichtet zu haben, um die Tabletten international zu vertreiben“. Gegen die beiden und den flüchtigen Dritten wird wegen des Verdachts der Produktion und des Handeltreibens mit Amphetamin ermittelt.

Nicht zum ersten Mal zeigt sich, dass internationale Drogen-Schmuggler die Oberpfalz und Niederbayern längst als Umschlagplatz nutzen: 2021 wurden in Laberweinting 251 Kilo solcher Tabletten gefunden. Dafür wurden zwei Männer (35 und 37 Jahre alt) im Oktober 2022 vom Landgericht in Regensburg zu langen Haftstrafen verurteilt. Hinter diesem Fall soll ein weltweit gesuchter Pate stehen, der tonnenweise Rauschgift nach Europa brachte.

War die Terror-Droge für Saudi-Arabien bestimmt?



Captagon ist ein Aufputschmittel, das hochgradig abhängig macht und Depressionen, Halluzination sowie Angstzustände auslösen kann. Die auch Droge des Krieges genannten Tabletten sind in Deutschland kaum verkäuflich. Hergestellt werden sie nach Überzeugung der Ermittler vor allem für den arabischen Markt.