Die Beine tragen den Menschen durch ein ganzes Leben, da ist es kein Wunder, wenn im Alter die Gefahr zu stürzen steigt. „Das muss aber nicht so sein“, sagt Rainer Kretschmer vom Krankenhaus St. Josef, Unfallchirurg und Experte im Bereich der Altersfrakturprävention. Wie man der Sturzgefahr vorbeugen kann, das zeigt der Aktionstag im Treffpunkt Seniorenbüro, Aktivzentrum am Theodor-Heuss-Platz 4, an dem der Professor und weitere Fachleute für Fragen und Vorträge zur Verfügung stehen. Der Aktionstag ist Teil der bayernweiten Aktionswoche „Zu Hause daheim“ des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales und wird veranstaltet vom Seniorenamt der Stadt Regensburg.
Mangelnde Trittsicherheit der Senioren ist eine der am häufigsten unterschätzten Gefahren des Alters. So würden nach Aussagen von Kretschmer mindestens 30 Prozent der zu Hause lebenden Personen über 65 Jahre einmal im Jahr stürzen, bei den über 80-Jährigen sind es bereits über 50 Prozent. „Und in Deutschland erleiden dabei rund 160000 Menschen einen Oberschenkelhalsbruch – so viel wie Regensburg Einwohner hat.“ Und das Erschreckende dabei sei, dass die Sterblichkeit bei dieser Art von Verletzung immer noch ähnlich hoch sei, wie vor 20 Jahren.
Die gute Nachricht ist, dass man dagegen etwas tun kann. „Durch regelmäßiges Training kann man die Sicherheit jederzeit zurückgewinnen“, verspricht der Mediziner. Dabei gebe es Methoden, die man jederzeit in den Alltag integrieren könne. „Versuchen Sie zum Beispiel einmal auf einem Bein Zähne zu putzen. Das fördert den Gleichgewichtssinn.“ Wer das nicht beim ersten Mal kann, der weiß auch, dass seine Sturzgefahr erhöht ist.
Eine Möglichkeit technischer Art, sein Sturzrisiko einzuschätzen, besteht von Montag bis zum 26. April im Veranstaltungsraum des Aktivzentrums bei der Teilnahme an der Studie „Gangbild und Sturzrisiko bei Senioren“, die zusammen von der OTH Regensburg und dem Caritas Krankenhaus St. Josef durchgeführt wird. Ziel dieser Studie ist es, das Sturzrisiko älterer Menschen präziser vorherzusagen, um Unfälle zu verhindern. Bisherige Methoden wie Fragebögen oder umfangreiche Übungskataloge sind zeitaufwendig. Durch ein automatisiertes Bewegungserfassungssystem soll dies genauer und schneller geschehen. Es werden dabei Alltagsbewegungen und Mobilitätstests Mithilfe hochmoderner 3D-Kameras erfasst sowie zur eigenen Selbsteinschätzung kurze Fragebögen erhoben. Die Teilnahme dauert etwa 15 Minuten pro Person. Eine Anmeldung unter Tel. (0941) 5075594 oder per Mail an tps.servicebuero-aktivzentrum@regensburg.de ist notwendig. Bürgermeisterin Astrid Freudenstein rät allen Senioren, sich an der Studie zu beteiligen, schließlich sei die erhöhte Gefahr sich im Alter bei Stürzen schwer zu verletzen durch viele Studien belegt. „Jeder Mensch kann selbst viel zum Erhalt der eigenen Knochen und der Knochenfestigkeit beitragen. Es ist an der Zeit, dass wir uns mehr mit dem beschäftigen, was uns wirklich trägt.“ Auch am Aktionstag selbst gibt es im Aktivzentrum von 8.30 Uhr bis 12 Uhr nochmals die Möglichkeit an der Studie teilzunehmen und sich individuell von Kretschmer beraten zu lassen. Nach der Begrüßung durch Freudenstein um 13 Uhr folgen Vorträge über die Veränderung des Körpers im Alter und wie man Stürzen und Knochenbrüchen vorbeugen kann. Am 30. April geht es weiter mit der Frage, wie die Technik älteren Menschen helfen kann, den Alltag zu bewältigen. Nicht ganz ernst gemeint ist dabei der Film „Robot und Frank“, der um 17 Uhr im Andreasstadel vorgeführt wird: Ein Roboter hilft einem dementen Juwelendieb bei seinen Vorhaben. Anschließend referieren Jana Stadlbauer und Vanessa Mücke von der OTH Regensburg und Melanie Kagerer von der Fachstelle Wohnen und Technik des Seniorenamtes über „Roboter und technische Assistenzen in der ambulanten Pflege.“ Der Eintritt ist kostenlos.
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