Wissenschaftskonferenz
Tagung in Regensburg: Wie soll die Ukraine wiederaufgebaut werden?

Wissenschaftler aus dem kriegsgeplagten Land trafen sich zum Austausch in der Domstadt

16.11.2023 | Stand 16.11.2023, 10:00 Uhr |
Tim Graser

Im alten Rathaus empfing Stadtrat Thomas Burger (zweite Reihe, 7. v. l.) die ukrainischen Wissenschaftler zusammen mit ihren Kollegen aus Bayern. Foto: Tim Graser

Zwei Tage lang diskutierten sie in Regensburg, genossen gute Gespräche, eine Stadtführung und eine Pause vom Krieg: ukrainische Wissenschaftler, die sich für einen betont nachhaltigen Wiederaufbau der Ukraine einsetzen wollen und sich dafür zwei Tage mit ihren deutschen Kollegen in Regensburg zum Austausch trafen. Am Dienstagabend empfing Stadtrat Thomas Burger (SPD) die Delegation aus der Ukraine sowie ihre bayerischen Kollegen zur feierlichen Schlussrunde im Alten Rathaus.

Die zwei Tage, die die deutschen und ukrainischen Naturwissenschaftler miteinander verbracht haben, seien für beide Seiten eine sehr produktive Zeit gewesen, sagte Thomas Burger. „Die Ukraine ist in vielen Disziplinen sehr gut aufgestellt“, sagte der Stadtrat, der selbst promovierter Physiker ist.

Die Wissenschaftskonferenz mit dem Titel „Envorinmental research between Ukraine and Bavaria – encounter, cooperation and reconstruction“ fand im Haus der Begegnung der Universität Regensburg statt und beschäftigte sich in erster Linie mit dem Thema Nachhaltigkeit und damit, wie man die Ukraine nach Kriegsende möglichst klimagerecht wiederaufbauen kann.

Wie eine Mondlandschaft

Der Krieg mit Russland forderte bisher zwar vor allem den Menschen enorme Tribute ab, aber auch der Umwelt: Von den mit Kratern übersäten Frontabschnitten, die an eine Mondlandschaft erinnern, abgesehen, gilt der Bruch des Kachowka-Staudamms als die bisher größte Umweltkatastrophe im Zuge der Kämpfe: Zerstörte Äcker, überflutete Getreidelager und ein massives Fischsterben waren die Folge.

Ein großer Punkt der Konferenz war die Energieversorgung. Die Ukraine setzt bis heute hauptsächlich auf Atomkraft, in Saporischschja in der Südukraine befindet sich das größte Kernkraftwerk Europas, bis heute wird es von russischen Streitkräften besetzt. In Zukunft will man auf erneuerbare Energien setzen. „Die Ukraine hat ein enormes Potenzial in Wind- und Wasserkraft“, sagte Ulf Brunnbauer, geschäftsführender Direktor des Leibnitz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS). Die vielen weitläufigen Flüsse und das flache Land in der Ukraine seien dafür wie gemacht. Nicht umsonst waren bei der ukrainischen Delegation deswegen einige Hydrologen mit von der Partie. „Das Thema Wasser war etwas, das wir extrem intensiv diskutiert haben“, so Brunnbauer.

Der Austausch der Ukraine mit ihren westlichen Partnern wird stetig intensiver, die Wissenschaftskonferenz und der Ausbau von Forschungsallianzen sei deswegen auch als Aufbruchssignal zur Westbindung in die Europäische Union zu verstehen, betonte Brunnbauer.

Austausch auf allen Ebenen

Dementsprechend wird dieser Austausch auf allen Ebenen forciert. An der Organisation der Wissenschaftskonferenz waren neben dem IOS und der Stadt Regensburg auch die Universität, das Bayerische Landesamt für Umwelt, das Bayerische Hochschulzentrum für Mittel-, Ost- und Südosteuropa (Bayhost) sowie die NGO „Science at Risk“ und einige weitere beteiligt.

Dankende Worte für die von der Bundesregierung erst kürzlich zugesagten Militärhilfen und den intensiven Wissenschaftsaustausch kamen von Seiten der Ukrainer. „Das ist unser Beitrag für eine friedliche Zukunft in Freundschaft“, erklärte Maria Shpanchyk, die Chefin der der Staatlichen Agentur für Wasserressourcen der Ukraine.

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