Zu viele Eltern-Taxis
Verkehr an der Kreuzschule in Regensburg: Hilft ein roter Radstreifen?

10.04.2024 | Stand 29.04.2024, 10:43 Uhr

Auf dem Fahrradschutzstreifen an der Kreuzschule halten häufig Autos. Die Stadt will ihn jetzt rot einfärben. Foto: Daniel Steffen

In der Lessingstraße im Regensburger Westen kommen sich Eltern-Taxis und Radler besonders stark in die Quere. Jetzt reagiert die Stadt. Der Elternbeirat fürchtet allerdings, das sei nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“.

 



Jeden Tag aufs Neue bricht an der Kreuzschule das Verkehrschaos aus. So jedenfalls nehmen es viele wahr, die dort morgens zwischen 7.30 Uhr und acht Uhr und nachmittags gegen 16 Uhr unterwegs sind. Dann parken Autofahrerinnen in zweiter Reihe auf dem Radstreifen, fahren Lastenradler auf dem Bürgersteig, während sich Kinder zu Fuß oder mit dem Roller ihren Weg zur Grundschule bahnen. Die Ecke ist ein Beschwerde-Schwerpunkt, wohl auch weil der Verkehr hier nach dem Bau der Klenzebrücke als neue Verbindung in den Stadtwesten zugenommen hat. Jetzt reagiert die Stadt.

Zuletzt hatten die Grünen – auch sie hatten wiederholt Bürgerbeschwerden erreicht – einen Vorstoß in der Sache unternommen. Sie beantragten, dass die Verwaltung die Roteinfärbung des Fahrradschutzstreifens neben den Stellplätzen für Eltern prüft, um deutlich zu machen, dass er keine Haltezone ist. Der Antrag stand am Dienstag auf der Tagesordnung des Planungsausschusses, wurde aber schnell für erledigt erklärt. Die Roteinfärbung komme ohnehin, kündigte Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) an, „vermutlich sogar noch im April“. Grünen-Stadtrat Michael Achmann-Denkler sagte, das sei „vielleicht nicht die perfekte Lösung“, aber werde sicher „ein bisschen mehr Aufmerksamkeit bringen“.

 

Schulleiterin: „Das ist eine ganz schwierige Situation“

Schulleiterin Beate Müller sagt: „Die rote Markierung wäre enorm wichtig, damit es präsent ist: Da habe ich als Autofahrer nichts zu suchen.“ Die Verkehrssituation sei „wirklich schwierig, weil die Eltern keine Rücksicht aufeinander nehmen und auf die Kinder“. Sie rufe die Eltern regelmäßig dazu auf, die Kinder selbst zur Schule gehen zu lassen, zumindest die letzten Meter.

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Die Stadt richtete beim Neubau der Kreuzschule eigens „Kiss and Ride“-Parkplätze zum Bringen und Holen ein. Und die sind gefragt. Auch Marion Holler, die am Dienstagmittag ihre Tochter abholte, nutzt sie gern. Sie komme mit dem Auto, „weil ich eh gerade unterwegs bin und das Kind mit auflese“. Ohnehin sei sie meist nicht zu den Stoßzeiten unterwegs. Dass Autofahrer über den Radstreifen müssten, um zu den Parkplätzen zu gelangen, sei allerdings ungünstig, gerade wenn Radler in der Morgendämmerung dunkel gekleidet oder ohne Licht unterwegs seien. „Da muss man höllisch aufpassen, dass man keine Radfahrer erwischt.“ Andere wiederum kritisieren, dass zu Stoßzeiten hier wegen der vielen Autos kaum noch ein Durchkommen sei für Radfahrer. Dazu zählt Anna Schönecker, die am Dienstagmittag mit dem Lastenrad ihren Sohn abholte. Die 42-Jährige erzählt, morgens mit dem Lastenrad die Lessingstraße zu überqueren, sei unmöglich. „Hier kommt man nicht rüber, weil kein Auto dich durchlässt.“ Sie sagt: „Die Bringsituation vor der Schule ist chaotisch und kann für Kinder sogar gefährlich werden.“ Nachmittags gehe es genauso zu, sagt Holger Hiltl-Müller, der täglich gegen 16 Uhr auf seinem Arbeitsweg hier vorbeiradelt. „Da muss man extrem aufpassen“, sagt der 48-Jährige. „Es ist schon oft knapp.“ Er hat den Eindruck: „Das ist schlecht geplant.“

 

Eltern übergaben Unterschriften an Stadt

Auch der Elternbeirat der Schule sieht die Stadt in der Pflicht. Erst vor ein paar Wochen habe er Unterschriften an die Oberbürgermeisterin übergeben, sagt diestellvertretende Vorsitzende Melanie Stein. Die Eltern fordern, „die Verkehrssituation dort zu verbessern“. Konkret wollen sie eine Ausweitung von Tempo 30, ein Verkehrsschild, das auf die Schule aufmerksam macht, und einen Zebrastreifen in der Prüfeninger Straße. Aus Sicht der Stadt sei nichts davon möglich, bedauert Stein. „Man kann ein privates Schild anbringen.“ Das wollen die Eltern organisieren. Die rote Markierung sei „super“, aber „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Stein, die selbst ebenfalls für den Schulweg zu Fuß wirbt.

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Die OB sieht vor allem bei den Eltern Handlungsbedarf. „Die unvernünftigen Eltern sind die Wurzel allen Übels“, sagte sie. In der Unfallstatistik ist die Ecke bislang „völlig unauffällig“, wie Wolfgang Schuhmann, Verkehrssachbearbeiter der Regensburger Polizei, sagt. Schulwegunfall gab es hier noch keinen. Laut Schuhmann gilt für alle Maßnahmen, die über die Rotmarkierung hinausgehen: „Egal, was man machen würde, es würde die Situation nur verschlimmern.“