Fragen & Antworten
Nach Vorfall in Ingolstadt: Chrupalla verlässt Krankenhaus – Wie geht es dem AfD-Chef?

05.10.2023 | Stand 06.10.2023, 6:19 Uhr

AfD-Chef Tino Chrupalla bricht eine Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt ab und muss zur Behandlung ins Krankenhaus. Was ist passiert?  − Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

AfD-Chef Tino Chrupalla wurde während einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt in ein Krankenhaus eingeliefert, mittlerweile konnte er die Klinik verlassen. Die AfD spricht von einem „tätlichen Angriff“. Ermittlungen laufen. Trotzdem bleibt vieles unklar. Auch bei Co-Chefin Weidel gibt es Fragen.



AfD-Chef Tino Chrupalla bricht eine Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt ab und muss zur Behandlung ins Krankenhaus. Was ist passiert? Die Behörden ermitteln. Diskussionen gibt es außerdem über die Absage eines Wahlkampf-Auftritts von Co-Parteichefin Alice Weidel am Tag der Deutschen Einheit - nach eigenen Angaben aus Sicherheitsgründen. Was bisher über beide Fälle bekannt ist:

Frage: Was passierte am Mittwoch in Ingolstadt?



Antwort: Tino Chrupalla kommt am Nachmittag am Theaterplatz an, um an einer AfD-Wahlkampfveranstaltung teilzunehmen. Im Laufe der nächsten Stunden melden zuerst „Donaukurier“ und „Junge Freiheit“, dass der AfD-Chef die Veranstaltung verlassen musste und ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die AfD-Bundesgeschäftsstelle bestätigt das auf Anfrage und spricht von einem „tätlichen Vorfall gegen den Bundessprecher unserer Partei, Tino Chrupalla“. Bei der Wortwahl „tätlicher Vorfall“ bleibt sie auf Nachfrage auch am Donnerstag. Die Polizei veröffentlicht am späten Mittwochabend eine Mitteilung. Chrupalla habe gegen 16.30 Uhr noch vor seiner geplanten Rede hinter der Bühne medizinisch versorgt werden müssen und sei im Anschluss in ein Krankenhaus „verbracht“ worden, „wobei eine offensichtliche Verletzung zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar war“. Um die näheren Umstände dieses medizinischen Vorfalls abzuklären, ermittle nun die Kripo.

Frage: Wie ging es dann weiter?



Antwort: Noch später am Mittwochabend teilt Chrupallas Büro mit, er werde intensivmedizinisch überwacht, sei den Umständen entsprechend stabil und ansprechbar. Weitere Informationen gibt es zunächst nicht. Am Donnerstagmorgen gibt es auf Anfrage zum Gesundheitszustand des AfD-Chefs die Auskunft des Büros, Chrupalla sei „weiterhin auf der Intensivstation“ und nach wie vor ansprechbar. Die Rede ist nun von einer „Einstichstelle“ am Körper des 48-Jährigen. Es liefen Untersuchungen auf mögliche Substanzen im Körper, die Polizei ermittele.

Frage: Wie geht es Chrupalla jetzt?



Antwort: Wie die AfD am Donnerstagabend mitteilte, konnte Chrupalla das Ingolstädter Krankenhaus mittlerweile verlassen. Er werde sich in weiterführende ärztliche Behandlung begeben, hieß es. Alle geplanten Wahlkampftermine in Bayern wurden laut der Mitteilung abgesagt.

Frage: Was sagen die Ermittler?



Antwort: Sie geben wieder, was bisher auf Basis von Zeugenaussagen über die Ereignisse am Mittwoch bekannt ist, darunter Aussagen von Chrupalla selbst, seinen Personenschützern und Teilnehmern der Veranstaltung. Demnach hatten am Rande der Wahlkampfveranstaltung auf dem Theaterplatz mehrere Leute Selfies mit dem AfD-Chef gemacht. Dabei sei es „zu einem leichten Körperkontakt“ gekommen, auffällige Handlungen seien dabei aber auch den Aussagen Chrupallas zufolge nicht wahrgenommen worden. „Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde.“

Der AfD-Chef sei weitergegangen und habe dann Schmerzen im Oberarm verspürt und sei „aufgrund weiterer gesundheitlicher Beschwerden“ in das Klinikum Ingolstadt gebracht worden. „Am Oberarm konnte eine oberflächliche Rötung bzw. Schwellung festgestellt werden. Die weiteren bislang durchgeführten Untersuchungen verliefen unauffällig“, heißt es von den Ermittlern weiter.

Frage: Aber es wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet?



Antwort: Ja, es werde bereits bei einem Anfangsverdacht ein solches Ermittlungsverfahren eingeleitet, erklärt die Staatsanwaltschaft am Donnerstag. Ermittelt wird demnach „gegen Unbekannt“ und wegen des Verdachts der Körperverletzung, Verdächtige gibt es demnach nicht. Auf Nachfrage sagt eine Sprecherin auch: „Wir können nicht bestätigen, dass eine Spritze gefunden wurde.“ Spekulationen über einen Angriff mit einer Spritze oder Nadel hatten vorher die Runde gemacht. Bei Tino Chrupalla wurden den Angaben zufolge Blutproben entnommen. Auch die Kleidung wird untersucht, die er bei der Veranstaltung trug. Ergebnisse stünden noch aus. Außerdem laufen den Angaben zufolge Auswertungen von Bildern und Videos und „umfangreiche Zeugenvernehmungen“ durch die Kriminalpolizei.

Frage: Wer ist eigentlich für den Schutz der AfD-Chefs Chrupalla und Alice Weidel zuständig?



Antwort: Das Bundeskriminalamt (BKA). Je nach Gefahrenbewertung des BKA bekommen Spitzenpolitiker des Bundes Personenschützer an die Seite gestellt. Bei der Veranstaltung in Ingolstadt sei Chrupalla „von Personenschutzkräften des BKA“ begleitet worden, bestätigte das Amt in Wiesbaden am Donnerstag. Außerdem seien Polizeikräfte der Landespolizei Bayern vor Ort gewesen, „um den Schutz der Veranstaltung zu gewährleisten“.

Weidel hatte ja am Tag der Deutschen Einheit einen öffentlichen Wahlkampftermin im bayerisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth abgesagt - was waren die Hintergründe dafür?

Zehn Tage vorher - am 23. September - gab es ihrem Sprecher Daniel Tapp zufolge einen Polizeieinsatz in der Schweiz. Sie und ihre Familie seien von Sicherheitsbehörden aus ihrer privaten Wohnung an einen sicheren Ort verbracht worden, „da sich Hinweise verdichtet hatten, die auf einen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten“. Aus Vorsichtsgründen habe sie daher auf öffentliche Auftritte verzichtet. Woher diese Hinweise kamen, konnte der Sprecher auf Nachfrage nicht sagen. In der darauffolgenden Woche nahm Weidel Termine im Bundestag war. Weitere geplante öffentliche Termine habe es in dieser Zeit nicht gegeben.

Frage: Wieso hat Weidel dann den Wahlkampftermin in Mödlareuth abgesagt? Gab es da konkrete Warnungen?



Antwort: Vom Bundeskriminalamt hieß es am Donnerstag: Die Absage der Teilnahme „geschah nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA“. Darüber hinaus könne zu taktischen Maßnahmen oder Gefährdungsmomenten keine Auskunft gegeben werden. Ein Redner auf der Veranstaltung hatte behauptet, Weidel sei in einem sicheren Haus, dürfe dieses nicht verlassen und müsse bis auf weiteres untergetaucht bleiben. Das stimmt laut ihrem Sprecher nicht.

Weidel war demnach am Sonntag vor dem Einheitsfeiertag nach Mallorca geflogen, wo sie einem „Spiegel“-Bericht zufolge auch in einem Strandrestaurant gesehen wurde. Ihr Sprecher sieht in der Mallorca-Reise keinen Widerspruch zu den genannten Vorsichtsgründen. „Man kann sich wahrscheinlich schwer vorstellen, was es mit einer Familie macht, wenn man unter Polizeischutz sein Zuhause verlassen muss.“ Das habe Weidel dazu bewogen, „einige Tage mit ihrer Familie in Ruhe und relativer Abgeschiedenheit zu verbringen“.

− dpa