Auftritt in Lappersdorf
Kabarettist Krebs begeistert vor ausverkauftem Haus mit „Bavaria First!“

24.03.2024 | Stand 24.03.2024, 14:05 Uhr

Kabarettist Krebs schlüpfte in vielerlei Rollen Foto: Torunsky

Warum nicht Deutschland wegen Eigenbedarf kündigen? Kabarettist Wolfgang Krebs interpretiert „Bavaria First!“ sehr beherzt. Bei seinem Auftritten ist stets auch eine Ministerpräsidentenriege in spe am Start.

Ausverkauftes Aurelium am Freitagabend – kein Wunder, schließlich gab sich die bayerische Politikprominenz ein Stelldichein. Die ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Horst Seehofer sowie der aktuelle Landesvater Markus Söder und sein Stellvertreter Hubert Aiwanger mussten jedoch nicht persönlich nach Lappersdorf kommen: Kabarettist Wolfgang Krebs war der Einladung von Veranstalter Alex Bolland gefolgt und schlüpfte bei seinem Programm „Bavaria First!“ unnachahmlich in diese und weitere Rollen.

Bei der von Krebs als Innenminister Joachim Herrmann aus dem Off gesprochenen Ouvertüre legte er gleich den Finger in die Gender-Wunde. Der Witz, dass in der Kneipe keine Radlerin ausgeschenkt werden könne, da das Zapfhuhn kaputt sei, sorgte gleich für den ersten großen Lacher eines höchst amüsanten Abends.

Als Erstes betrat Krebs als „Ede“ verkleidet die Bühne und begrüßte das Publikum mit seinen üblichen stoiberesken Versprechern: „Liebe Mitarbeiter des buddhistischen Standesamts, liebe Germanisten, aber auch liebe Oberpfälzer.“ Er erklärte, dass die Selbstständigkeit des Freistaats nicht nur sein Wunschtraum wäre, sondern der vieler Bayern. Schluss mit Länderfinanzausgleich, Sense mit Föderalismus und weg von Restdeutschland, eben „Bavaria first“.

Als Markus Söder stieß er dann ins gleiche Horn – wenngleich ohne die Neologismen seines politischen Ziehvaters. Nicht nur dieser Tage brauche es mehr Bockbier als Baerbock. Fähige Politiker – anschaulich erklärt an seiner persönlichen Instagram-Strategie – könnten per se nur aus Bayern entstammen, den hier sei der Angelschein schon schwieriger zu erreichen als das Abitur in Hannover. Auch Hubert Aiwanger durfte nicht fehlen und gab – wie in Sachen Dialekt – seine ureigene Version von Bayerns Rolle in Deutschland zum Besten.

Anschließend gehörte die Bühne einer weiteren hochdekorierten Persönlichkeit: Sepp Scheberl. Der Vorsitzende aller 30 Vereine, abzulesen an den Vereinsnadeln am Janker, in seinem Heimatort Untergamskobenzeißgrubengernhaferlverdimmering echauffierte sich bierselig darüber, dass das Ehrenamt immer von denselben Leuten ausgeübt werde. Und nie von Leuten aus dem Neubaugebiet, „mit seinen puffrot angemalten Häusern und Schnackselhitzanlagen“.
Horst Seehofer wusste auch durch seine Berlin-Erfahrungen zu berichten, dass der Freistaat auf eigenen Füßen besser da stünde: „Bayern ist nicht mehr der Sugar Daddy von ganz Deutschland.“

Nach noch eindringlicheren Worten von Franz Josef Strauß aus dem Off betrat Robert Habeck die Bühne. Der Bundeswirtschaftsminister war von der wohlmeinenden Stimmung im Aurelium überrascht, schließlich sei er das ganz anders gewohnt. „Mittlerweile kann ich an den Hupgeräuschen erkennen, ob ein Traktor alt oder neu ist.“

Unterbrochen von dem etwas anderen Schlager-Song des Allgäuer Schnulzenkönigs Meggy Montana kehrten die aus der täglichen Bayern 1-Radiosatire „Die Superbayern“ bekannten Hauptfiguren auf die Bühne zurück. Der amtierende Ministerpräsident empfahl statt Cannabis eine tägliche Dosis Söder und versprach, sich für Bewegungsämter in den Amtsstuben einzusetzen, damit die Genehmigung von Windrädern nicht weiter acht Jahre dauere. Der Königsweg sei es, dass Bayern Deutschland die Mitgliedschaft wegen Eigenbedarf kündige.
Auch Sepp Scheberl durfte nochmal mehrfach Dampf ablassen, bevor die ausgeklügelte, handwerklich starke One-Man-Comedy-Show nach gut zwei Stunden Netto-Spielzeit unter tosendem Applaus ein Ende fand.