Geschichten von der großen Leinwand
Regensburger für drei Regie-Preise nominiert

06.05.2024 | Stand 10.05.2024, 13:23 Uhr
Hannah Eder

Filmemacher Lars Smekal betont: „Es geht nicht immer um den perfekten Shot, sondern um die Geschichte.“ Foto: Eder

Lars Smekal ist mit seinen Kurzfilmen Dauergast auf Filmfestivals – von Karlsruhe bis Birmingham. Im Münchner Arri-Kino geht er jetzt mit drei Produktionen an den Start.

Lars Smekal ist gebürtiger Regensburger hat hier bis 2017 Kunstgeschichte, Germanistik und Vergleichende Kulturwissenschaften studiert, bevor es ihn für den Start seiner Regie-Karriere nach Mainz zog. Vom Nachwuchs-Regisseur ist er dort über die letzten Jahre zum Branchenkenner gereift. Mit seinen Kurzfilmen tritt er auf zahlreichen Filmfestivals auf – von Karlsruhe bis Birmingham, San Diego oder gar Indien. Jetzt ist er auf Heimatbesuch in Regensburg, denn am 7. Mai erwarten ihn in den Münchner Arri Kinos gleich drei Nominierungen beim renommierten Camgaroo Preis für Independent-Film-Produktionen.

Zwei der nominierten Projekte sind bereits abgeschlossen. Smekals Master-Abschlussfilm „Erinnerungen einer vergessenen Kindheit” widmet sich auf aufwühlende, aber niemals rührige Art, Suchterkrankungen im Familienkreis aus der Perspektive eines Kindes. Zusätzlich zur intensiven Recherche, unter anderem in Zusammenarbeit mit der Suchtprävention Rheinland-Pfalz, sei der Film stark autobiografisch geprägt. Die eigene Familiengeschichte – die Mutter des Regisseurs war alkoholabhängig – weist viele Parallelen zu der des jungen Protagonisten auf. Neben dieser autofiktionalen Produktion ist auch der sieben-minütige dokumentarische Kurzfilm „Die Zeitschenkerin” nominiert. Mit einfachen Methoden hat Smekal gemeinsam mit seiner Partnerin hier eine sehr intime Atmosphäre geschaffen, die eine Mainzer Sterbebegleiterin portraitiert.

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Beide Projekte spiegeln Smekals Leitlinien als Kreativschaffender wider. Er erklärt, er wolle Menschen emotional berühren, zum Nachdenken anregen und auch ein Umdenken der Zuschauer bewirken. Die Themen, die er hierfür heranzieht, fokalisieren immer Randgruppen der Gesellschaft, die sonst schnell übersehen werden. Seine Filme erfordern so stets die Bereitschaft des Publikums, sich auf Geschichten und Einzelschicksale einzulassen. Themen, die ihn persönlich berühren, für andere zugänglich zu machen und einen sozialen Diskurs zu eröffnen, gelingt ihm dabei immer wieder.

So vielseitig Smekals Arbeiten thematisch scheinen, gibt es dennoch immer wieder ähnliche Inspirationsquellen, wenn es um die erzählerische und filmische Gestaltung der Projekte geht. Im Gespräch betont er unter anderem den Einfluss, den Malerei auf seinen Kreativprozess ausübt. „Zu jedem Film erstelle ich mir eine Mappe”, erklärt der Filmemacher. Darin sammle er Kunstwerke, deren Farben, Inhalt oder Perspektive ihn in seinem Schaffen inspirieren und so seine stilistische Handschrift prägen. Für “Erinnerungen einer vergessenen Kindheit” habe er sich beispielsweise stark von Caspar David Friedrich oder Jan Vermeer leiten lassen – unter anderem auch bei der Figurendarstellung und Bildausschnitten.

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Das dritte nominierte Filmprojekt „Die Druidin”, Smekals potenzielles Spielfilmdebut, befindet sich noch in der Planungsphase. Hier will sich der Regisseur erstmals vom unmittelbaren Realitätsbezug lösen und hinein in eine Fantasywelt begeben, um brennende Fragen der Klimakrise in unkonventionellem Setting zu besprechen. Dafür konnte er mit Oscar-Preisträger Doug Smith, der maßgeblich für die Spezialeffekte im Film Independence Day verantwortlich war, sogar einen bekannten Mentor aus den USA gewinnen, der ihn bei der Realisierung des Projekts unterstützen will.

Trotz seines kreativen Schaffensdrangs übt Smekal jedoch auch Kritik an seiner Branche. Er betont den hohen bürokratischen Aufwand, der häufig über der Kreativarbeit steht und nötig ist, um Fördergelder und die wirtschaftliche Vermarktung der Filme voranzutreiben. Dabei prangert der Regisseur auch die ungleiche Verteilung von Fördermitteln durch Bund und Länder an. Nachwuchs-Filmemachern werde es dadurch erschwert, sich etwas aufzubauen. Hier müsse sich dringend etwas ändern, vor allem auch in Regensburg, gibt Smekal bedauernd zu Bedenken.