Teurere Tickets
Pro und Contra: Braucht es wirklich eine höhere Luftverkehrssteuer?

23.04.2024 | Stand 23.04.2024, 12:09 Uhr

Mit der Erhöhung der Luftverkehrssteuer werden Tickets für Flüge ab Deutschland teurer. Foto: Imago

Am 1. Mai soll sie in Kraft treten: Die Erhöhung der Luftverkehrssteuer. Diese Ticketsteuer betrifft alle Passagiere, die von deutschen Flughäfen abfliegen. Ist die Anpassung sinnvoll oder schafft sie unnötige Probleme? Zwei Redakteure der Mediengruppe Bayern diskutieren.

Lorenz Nix: Fliegen muss teurer werden



Wer in ein Flugzeug steigt, hat von allen gängigen Fortbewegungsmitteln das umweltschädlichste gewählt. Um den Klimawandel noch aufzuhalten, müssen also weniger solcher Maschinen durch die Luft rasen. Die Ampel-Regierung hat deshalb mit der sinnvollen Erhöhung der Ticketsteuer voll ins Schwarze getroffen. Das zeigt die Kritik der Branche.

Denn die befürchtet nun, dass einige Verbindungen gestrichen werden müssen. Experten gehen davon aus, dass dabei vor allem der innerdeutsche Verkehr betroffen sein wird. Hier sind vor allem Geschäftsleute unterwegs, die noch dazu meist häufig im Flugzeug sitzen. Dass vor allem diese gut verdienenden Vielflieger die Leidtragenden der höheren Abgabe sind, ist nur fair.

Dass Deutschland vom internationalen Flugverkehr ausgeschlossen wird, ist indes nicht zu befürchten. Auch trotz der gestiegenen Luftverkehrssteuer, werden sich Fluggesellschaften davor hüten, den wichtigen deutschen Markt einfach links liegen zu lassen.

Und zu guter Letzt: Die Ticketsteuer ist bezahlbar. Die Kurzstrecke wird gerade einmal 2,80 Euro teurer, die Mittelstrecke 6,33 Euro. Bei der Langstrecke erhöht sich die Abgabe um 11,40 Euro – bei den üblichen Preisen von mehreren hundert Euro fällt das kaum ins Gewicht.

Um die Klimakrise wirksam zu bekämpfen, muss Fliegen deshalb weiter teurer werden – vor allem auf der Kurzstrecke. Erst dann werden mehr Menschen auf die Bahn umsteigen. Die muss dafür aber gleichzeitig günstiger und vor allem zuverlässiger werden.

Johannes Geigenberger: Durch die Steuern hinters Steuer



Steuern und Abgaben dienen nicht nur dazu, den Staat zu finanzieren. Im Idealfall haben sie auch eine Lenkungsfunktion. Doch mit der Idee, Flugtickets zu verteuern und so die Menschen dazu zu zwingen, zumindest innerhalb Deutschlands auf Bus und Bahn umzusteigen, dürfte die Ampel eine Bruchlandung erleben.

Erstens ist die Steuer unsozial, weil sie vor allem Familien belastet. Geschäftsleute zahlen den Aufschlag aus der Portokasse. Bei vielen Familien hingegen dürften die verteuerten Tickets ein Loch ins Reisebudget reißen und am Ende dafür sorgen, dass sich nur noch Besserverdiener eine Flugreise leisten können.

Zweitens schwächt die Steuer – wie zuletzt viele andere Entscheidungen der Regierung – den Standort Deutschland. Wer pfiffig ist, startet seine Reise künftig von einem grenznahen Flughafen und umgeht so die Steuer. Die Airlines wiederum werden ihrerseits das Angebot ausdünnen und einen Bogen um die Bundesrepublik fliegen.

Und Drittens gibt es vielfach keine umweltfreundliche Alternative zum Flugzeug, um selbst innerhalb Deutschlands von A nach B zu kommen: Zu kaputtgesparrt ist die Schieneninfrastruktur und zu unzuverlässig die Bahn, als dass sie für Geschäftsreisende infrage kommt. Wer riskiert, dass Airlines durch übermäßige Besteuerung ihre Flugverbindungen ausdünnen, sorgt am Ende dafür, dass sich mancher Fluggast am Ende des Tages selbst hinters Steuer setzt und so mit dem Auto ein vielfaches an CO2 erzeugt, als auf seinen Platz in der Flugkabine entfallen würde.