Ukraine-Krieg
Flüchtlinge sind in Amberg angekommen

45 Kinder, Frauen und Männer wohnen jetzt in der Region Amberg. Ein Verbund von Helfern hat sie am Samstag hergebracht.

06.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:44 Uhr
Andreas Brückmann
Willkommen in Amberg: Zur Begrüßung gab es eine Blume für die Frauen aus der Ukraine. −Foto: Andreas Brueckmann

Pünktlich um kurz nach 14 Uhr rollte der Bus am Samstag am Amberger Dultplatz vor. An Bord 45 ukrainische Flüchtlinge, vor allem Frauen mit insgesamt acht Kindern sowie fünf Senioren, die bei Familien in Amberg und im Landkreis Amberg-Sulzbach unterkommen.

Michael Geiss von der Bürgerinitiative „Amberg hilft Menschen“ und Tim Bruns von der Gruppe „Aktiv und Gemeinsam“ hatten diese bemerkenswerte Aktion kurzfristig auf die Beine gestellt und machten sich am Mittwoch auf den Weg nach Polen. Das Hirschauer Busunternehmen Herrmann hatte sich spontan bereiterklärt, den Transport kostenlos zu übernehmen.

Werner Konheiser, Mitgründer und Sprecher der Bürgerinitiative „Amberg hilft Menschen“, hatte zusammen mit seiner Frau Petra und weiteren Helfern für die Flüchtlinge kleine Geschenke als Willkommensgruß besorgt. Zum Empfang auf dem Dultplatz gab es Süßigkeiten, Obst, Getränke, Hygiene-Artikel und für jede Frau eine Blume.

Diese Bilderstrecke ist leider nicht mehr verfügbar.

Tim Bruns zeigte sich erschöpft, aber auch glücklich, als er die Familien begrüßte, die sich bereiterklärt hatten, den Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu gewähren: „Ihr könnt euch das gar nicht vorstellen, was dort vor Ort abgeht. Es ist einfach eine Vollkatastrophe.“

Er berichtete, dass sich Bekannte von ihm in der Ukraine befinden würden. Anfang vergangener Woche hatte er noch Kontakt zu ihnen. Er bot ihnen Flugtickets an, damit sie die Ukraine verlassen konnten. „Am Mittwoch bekam ich dann die Nachricht von ihnen: Es ist zu spät, wir kommen hier nicht mehr weg.“

Am Mittwoch ging es los an die polnische Grenze

Deshalb war es ihm dann ein Herzensanliegen, „so viele Leute wie möglich rauszuholen“ und so begann am Mittwoch das zusammen mit Geiss geplante Unternehmen. Das Bild, das sich den beiden bot, als sie an der polnisch-ukrainischen Grenze ankamen, war erschreckend. „Es sind zwar viele ehrenamtliche Helfer vor Ort, die die Menschen mit Lebensmitteln und so weiter versorgen. Aber vom gesamtorganisatorischen herrscht dort reinstes Chaos.“

„Dort herrscht das reinste Chaos.“Tim Bruns über die Situation an der polnisch-ukrainischen Grenze

Am ersten Bahnhof nach der Grenze hätte sie versucht, mit Offiziellen vor Ort in Kontakt zu treten. Aber keiner konnte ihnen sagen, wo sie die Flüchtlinge abholen können. Unterstützung habe man von den Hilfsorganisationen erhalten. Die hätten sie zu einem leerstehenden Einkaufszentrum gelotst, in dem die Flüchtlinge untergebracht waren.

Eine Frau in den Diensten der Caritas half den Ambergern. „Die hat uns gesagt, ich mach euch euren Bus voll, und hat dann ihr Wort gehalten. So konnten wir dann losrollen, und sind endlich angekommen“ so Geiss sichtlich erschöpft, aber glücklich.

„Das war eine Aktion, die von uns alles gefordert hat. Grad im Moment denke ich so ein Wahnsinn, so was will ich eigentlich nicht mehr erleben. Aber wenn ich morgen ausgeschlafen habe, bin ich mir eigentlich sicher, dass ich zu mir sage: Ich will wieder fahren.“