Nächste Haltestelle Traumjob
Innovative Bustour bringt in Amberg Schüler und Ausbildungsbetriebe zusammen

11.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:13 Uhr
Gerd Spies
Eine Anlage zur Erzeugung von Wasserstoff erklärte Lothar Mauel (4. v. r.), Ausbilder bei der Baumann GmbH, den Achtklässlern der Mittelschule Ursensollen mit Lehrer Raimund Rückert (l.). −Foto: Gerd Spies

Händeringend suchen viele Unternehmen Fachkräfte. Um Schüler wieder für eine berufliche Ausbildung zu begeistern, hatten jetzt zwei Männer in Amberg eine Idee, die sie „Nächste Haltestelle Traumjob“ nannten. Die beteiligten Firmen waren begeistert.

Aufgrund der sinkenden Zahl von Schülern geht auch die Zahl der Auszubildenden und damit der Fachkräfte von morgen zurück. Die Türen von Unternehmen zu öffnen und Schüler den Auszubildenden über die Schulter schauen zu lassen, das haben sich Christoph Fuchs von der Amberger Wirtschaftsförderung und Armin Wüst, Lehrer an der Sulzbacher Krötensee-Schule und im Arbeitskreis Schule-Wirtschaft für die Zusammenarbeit beider Bereiche zuständig, vorgenommen.

Neun Firmen stellten sich vor

Jetzt starteten sie ihr Pilotprojekt. Neun Unternehmen, alle ansässig im Industriegebiet Nord, und sieben Mittelschulen, drei aus dem Stadtgebiet und vier aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach, waren mit im Boot. Am Ende war es eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

Die Schulbänke von mehr als 150 Schülern aus den Mittelschulen des Schulamtsbezirks Amberg-Sulzbach blieben am Donnerstag leer. Die Acht- bzw. Neuntklässler der sieben Schulen starteten gemeinsam mit ihren Klassenlehrern eine Bustour ins Industriegebiet Nord. Dort besuchten sie, aufgeteilt in Kleingruppen, mehrere Firmen, um Ausbildungsberufe näher kennenzulernen oder direkt von Auszubildenden mehr über ihre Tätigkeit zu erfahren.

Die PIA Automation in Amberg ist eine der neun Firmen, die bereitwillig ihre Pforten für die Schüler öffneten. PIA fertigt weltweit an zwölf Standorten schlüsselfertige Montageanlagen, mit denen Produkte automatisiert hergestellt werden können. „Wir begrüßen diese Idee einer Bustour der jungen Menschen zu den Unternehmen, sie sind vielleicht unsere Fachkräfte von morgen“, sagte André Vales, der Geschäftsführer von PIA Automation in Amberg. Stefan Schmalzl, selbst einmal Azubi bei PIA und jetzt Ausbildungsleiter, stellte ein Azubi-Projekt vor, eine Montageanlage zur Fertigung von Rückschlagventilen für die Automobilindustrie.

Es sind nicht alle Ausbildungsplätze besetzt

16 Auszubildende und drei Dual-Studenten betreut Schmalz derzeit im Unternehmen. „Wir bilden Mechatroniker, Zerspanungsmechaniker, Fach-Informatiker, Technische Produkt-Designer oder auch Maschinenbauer aus“, zählte Schmalzl auf. Konzerne wie Daimler, Bosch oder Siemens stehen auf der Kundenliste von PIA.

67 Schüler, in Kleingruppen aufgeteilt, schleuste Lothar Mauel , Ausbilder bei der Baumann GmbH, durch den Betrieb. Die Achtklässler der Mittelschule in Ursensollen interessierten sich mit ihrem Klassenlehrer Raimund Rückert unter anderem für eine Anlage, bei der über eine Solarzelle Wasser erhitzt und gleichzeitig Strom zur Wasserstofferzeugung hergestellt wird. „Aktuell sind bei uns 72 Azubis in der Ausbildung. Pro Jahr stellen wir rund 25 Auszubildende ein, einige Stellen davon sind noch offen“, informierte Mauel über die gegenwärtige Situation in seinem Betrieb.

Baumann bietet zahlreiche Ausbildungsberufe an – von Elektroniker oder Industriemechaniker über IT-Systemelektriker bis hin zur Fachkraft für Lager und Logistik.

Viel Experten-Lob für das Projekt

„Das Projekt hat durchaus auch auf überregionaler Ebene Vorzeigecharakter und könnte eine dauerhafte Einrichtung für alle Mittelschulen zur Berufsorientierung werden“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Staatlichen Schulamt zu „Nächste Haltestelle Traumjob“.

Karlheinz Brandelik, der Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Amberg, geht sogar noch einen Schritt weiter. „Das Angebot kann jederzeit erweitert werden auf Betriebe in ganz Amberg.“ Die Idee von Armin Wüst und Christoph Fuchs feierte eine gelungene Premiere und könnte zu einem festen Bestandteil der Berufsorientierung werden.