Glauben
Abschied von einem Tourismus-Pionier

Eine große Trauergemeinde war bei der Beerdigung von Toni Schreindorfer, der im Alter von 85 Jahren verstorben ist.

15.05.2022 | Stand 15.05.2022, 14:29 Uhr
Toni Schreindorfer starb mit 85 Jahren. −Foto: Jürgen Schamberger

Gewährte Gastfreundschaft ist für eine Gasthaus etwas Wesentliches und Grundlegendes, sagte Pfarrer Pöschl. Auf Lateinisch heiße Gastfreundschaft „hospitium“. Die Nähe dieses Wortes zum Hospiz, also zu einem gastfreundlichen Ort für Menschen, die bewusst dem Tod entgegengehen, sei da sofort erkennbar, so der Geistliche mit Blick auf den verstorbenen Anton Schreindorfer, für den die Klinik in Straubing zu einer Art „hospitium“ geworden war.

Toni Schreindorfer kam am 19. Juni 1936 in Jägershof als Sohn der Eheleute Franziska und Anton Schreindorfer zur Welt. Mit seiner Schwester Fanny ist er in Armut aufgewachsen . Nach der Schulzeit erlernte er das Schuhmacherhandwerk. Dann machte er eine Ausbildung beim Bundesgrenzschutz, ist zur Bundeswehr übergetreten und hat sich zur Sanitätsakademie versetzen lassen.

Impulsgeber für die Region

1966 hatte Schreindorfer das kleine Cafe seiner Eltern übernommen und zur Hotelanlage erweitert. Daneben hat er ein Busunternehmen betrieben. Das zeige, dass Schreindorfer viel gearbeitet hatte. Außerdem hat er viel für sein Dorf Warzenried, für die Gemeinde und für unsere Kirche getan. Aber auch politisch und touristisch hat er unsere Region vorangebracht. Dafür erhielt er viele Auszeichnungen, bis hin zum Bundesverdienstkreuz. Durch all die Höhen und Tiefen hat ihn seine Frau Ingeborg begleitet, mit der er über 50 Jahre verheiratet war und die 2016 verstorben ist. So trauern heute die beiden Söhne mit ihren Ehefrauen und fünf Enkel um einen, dessen Leidenschaft ein Leben lang die Musik war

Tony Schreindorfer hatte eine Vision: Er wollte den kleinen Ort Warzenried sowie die ganze Region als Urlaubsgebiet bekannt machen. Von 1972 bis 1974 hatte er die Gemeinden Neukirchen b. Hl. Blut, Vorderbuchberg ,Stachesried, Warzenried, Eschlkam und Arnschwang dazu gebracht dass sie sich als Region besser darstellen können. So entstand der Begriff für Tourismus in der Region des Hohenbogenwinkels.

Stellvertretender Landrat und Tourismusregionsvorsitzender Markus Müller würdigte Toni Schreindorfer als einen Pionier des Tourismus. Was er zustande brachte, sei heute sehenswert in der Region und weit darüber hinaus, so Müller. 1972 war Schreindorfer erstmals als Gemeinderat tätig - daraus wurden 36 Jahre. 1978 wurde er in den Kreistag gewählt - daraus wurden 18Jahre. „Dafür lieber Toni, ein herzlich vergelt’s Gott und zum Zeichen unserer Wertschätzung legen wir zwei Kränze am Grab nieder“.

Für den Bayerischen Hotel und Gaststättenverband sprach Vorstandsmitglied Andreas Brunner. Der Hotelier aus Arnschwang würdigte ebenfalls Schreindorfers Leben und dessen Bedeutung für den Verband: 50 Jahre Mitgliedschaft, davon 20 Jahre Kreisvorsitzender, laute hier das Lebenswerk des Verstorbenen. „Toni Schreindorfer zeigte uns gemeinsame und zukünftige Wege, die wir miteinander gegangen sind. Er war mit vollem Eifer und ganz Stolz auf unsere Kreisstelle Cham.

2003 sei er zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden und erhielt die Verdienstmedaille in Gold. Drei Jahre später wurde er zum Ehrenvorsitzenden des BGH Kreisverband Cham ernannt, viele weitere Ehrungen folgten. Auch Andreas Brunner legte ein Blumengebinde nieder.

Treues Vereinsmitglied

Dass Bayern die meisten Reisetage hat, die sich aus den Schulferien ergeben, sei auch Tony Schreindorfer zu verdanken. Er hatte Kontakt zur damaligen Kultusministerin Monika Hohlmeier aufgenommen und nach mehreren Gesprächen sind 2004 die ersten Faschingsferien eingeführt worden. „Was Tony Schreindorfer für unsere Region alles geleistet hat, sucht seines Gleichen und sollte dementsprechend gewürdigt werden“, so Andreas Brunner. Nicht zuletzt lobte Brunner, dass Schreindorfers ganzer Einsatz ehrenamtlich erfolgte.

Als Nächstes hielten die Feuerwehr und der Trachtenverein ihre Reden. Bei beiden Vereinen war er über 50 Jahre Mitglied. Für die Feuerwehr sprach Thomas Müller, der den Tony als Gönner und Förderer der Wehr bezeichnete und ganz Warzenried einen ganz besonderen Menschen verliere.

Trachtlervorsitzender Alfons Adam sprach davon, dass „unser Tony“ 1966 dem Verein beigetreten sei und seitdem die Treue hielt. Zuletzt konnte man ihm zu seinem 85 Geburtstag gratulieren. Auch beide Dorfvereine legte Blumengebinde nieder. (kjs)