Tradition
Eierpecken auf dem Chamer Marktplatz: Alexander gewinnt gegen Altbürgermeister

10.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:43 Uhr
Ferdinand Schönberger

Der junge Chamer Alexander gewann alle seine Duelle und war auch gegen Altbürgermeister Leo Hackenspiel erfolgreich.

Petrus hatte am Ostersonntag ein Einsehen, denn trotz kühlen Wetters zeigte sich beim traditionellen Eierpecken auf dem Marktplatz meist die Sonne. So freuten sich die zahlreichen Besucher mittags über ein ungezwungenes, kindliches Spiel untereinander, das nun zum zweiten Mal, nach den coronabedingten Absagen, wieder stattfand.

In seiner kurzen Ansprache begrüßte Stoiber insbesondere die Kolpingsmusik, die unter Leitung von Anton Lautenschlager mit über zwanzig Musikern zur Umrahmung aufspielte, die Ehrenbürger Altbürgermeister Leo Hackenspiel und Manfred Zollner, etliche Stadtratsmitglieder mit dritter Bürgermeisterin Barbara Dankerl sowie Markus Zänglein vom Fremdenverkehrsverein, verantwortlich für die Organisation und das Verteilen der Eier. Herzlich willkommen hieß er auch Dave Preskitt, der die 60 Line Dancers vertrat, die für eine Woche in der Stadt weilen und in der Stadthalle eine Abschlussveranstaltung abhalten werden.

Duelle mit 250 bunten Eiern

Wer kein eigenes Osterei mitgebracht hatte, konnte mit einem der 250 hart gekochten und bunt gefärbten Eier der Tourist-Info am Wettbewerb teilnehmen. Der Verlierer überließ dabei dem Sieger sein Ei. Das Eierpecken ist ein lustiger, spielerischer Brauch, doch im Grund auch eine Wissenschaft für sich.

Der Chamer Lokalmatador Leo Hackenspiel hatte vorab im Interview mit unserer Zeitungeinige seiner – vielleicht nicht so Ernst gemeinten – Tipps und Tricks preisgegeben: Man müsse ein am Gründonnerstag gelegtes Antlassei nehmen, das einen besonderen Härtegrad habe und auf besondere Art aus dem Nest geholt wird.

Vor dem Pecken spreche er auf Lateinisch die Worte „Möge es gut, glücklich und gesegnet sein“. Dann komme es noch auf die Technik (mit den Fingern die Eispitze schön umrunden), auf die Taktik und den richtigen Zeitpunkt für das „Zupecken“ an.

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Der österreichische Experimentalphysiker Werner Gruber hat den Brauch sogar erforscht. Um als Sieger hervorzutreten, helfe kein Röntgenblick, kein Hin- und Herwippen in den Händen und kein Geruchstest. Weder die Farbe noch die Größe spiele eine Rolle und darauf, wer härter pecke, schon gar nicht. Vielmehr komme es darauf an, die härtere und dickere Eierschale zu erwischen, was neben der Lebensweise und Ernährung in erster Linie vom Alter des Huhnes abhänge.

Die Wissenschaft dahinter

Jüngere Hühner würden Eier mit mehr Proteinen legen – dadurch sei die Schale härter. Mit einem kleineren und spitzeren Ei habe man immer größere Chancen. Außerdem sollte man möglichst genau mit der Spitze auf das andere Ei auftreffen, weil die Enden der Eier am meisten aushalten, und den Aufschlagwinkel berücksichtigen: statt zentral besser etwas seitlich schlagen.

Nur echte Hühnereier waren erlaubt, denn wie 1967, als der pfiffige Bürgermeister Michael Zimmermann seinen Gegner, Landrat Max Fischer, dank eines roten Holz-Eies besiegte, sollte es nicht ausgehen. Das Eierpecken eröffneten der amtierende und der frühere Bürgermeister.

Ob Martin Stoiber die Ratschläge umsetzen wollte? Jedenfalls musste er sich - wie eigentlich erwartet - dem Altbürgermeister beugen. „Daou mou ma die richtign Hehna zum richtigen Zeitpunkt hobm“, meinte der lachend dazu.

Aber auch Hackenspiel musste eine Niederlage einstecken. Der junge Chamer Alexander schaffte es, all seine Duelle zu gewinnen: Gegen seine Mama, den Berichterstatter und gegen „Endgegner“ Hackenspiel, und konnte sich dadurch als interner „Champion 2023“ fühlen.