Kultur
Ein Live-Hörspiel feiert Uraufführung

Mit einer in Kötzting nie da gewesenen Kombination aus Theater und Hörspiel begeisterte das Pocketfestival am Ludwigsberg.

15.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:13 Uhr
Das erste Live-Hörspiel überhaupt wurde mit dem Pocketfestival 2021 auf die Waldbühne auf den Ludwigsberg gebracht. −Foto: R. Weber

In das düstere und neblige Ambiente der englischen Hauptstadt London wurde die Waldbühne auf dem Ludwigsberg am Samstagabend gehüllt. Mit der Premiere in dieser Besetzung des Stückes „Gaslicht“ versprach Pocketfestival-Organisatorin Magdalena Weingut ihren Gästen – rund 80 waren bei strahlendem Sonnenschein am frühen Abend gekommen – einen schaurig schönen Abend, den es so auf dem Berg noch nie gegeben habe.

Damit sollte sie Recht behalten. Dabei war es nicht einmal nur die düstere Stimmung im englischen Herrenhaus an sich, die die Gäste in ihren Bann zog. Aber: Wer von den Gästen konnte sich vor Beginn der Aufführung schon so wirklich vorstellen, was ein Live-Hörspiel-Krimi sein sollte? Wohl die wenigsten.

Versprochen hatte der Titel aber schon so einiges – schließlich hat sich das vierköpfige Ensemble eine Adaption des gleichnamigen Bühnenstückes des englischen Dramatikers Patrick Hamilton aus dem Jahr 1938 vorgenommen. Die wirklich spannende Handlung des zweistündigen Stückes sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten – aber die Handlung und der Titel standen in der Psychologie sogar Pate für den Begriff Gaslighting, der eine Form des psychischen Missbrauches bezeichnet.

Der Mann für den Sound

Zudem nehmen nicht nur die Schauspieler – und in einer fünften kleinen Gastrolle auch die Pocketfestival-Intendantin Magdalena Weingut – die Gäste mit, sondern vor allem auch der Mann mit den Soundeffekten. Sebastian W. Wagner klopft, stampft und spielt jedes Geräusch, während die Sprecher Carolin Freund, Thomas Jansen, Caroline Mhlanga und Klaus Krückemeyer an Pulten stehend zeigen, was die Stimme alleine zu bewirken vermag.

Natürlich verleihen auch sie den Szenen mit Mimik und Gestik Ausdruck und sind in ihren Kostümen durchaus sehenswert. Aber wer sich ganz dem Hörspiel hingeben will, der muss nur für einige Momente die Augen schließen und hat trotz Live-Performance ein waschechtes und besonders atmosphärisches Hörspiel vor dem inneren Auge. Da braucht es die Nebelmaschine gar nicht, die die noch immer im Hintergrund aufgebaute Kulisse des Weiberstreikes der Festspieler auf dem Ludwigsberg in düsteres Licht taucht.

Profis sind hier nicht nur bei den Sprechern am Werk, die zeigen, was nur mit der Stimme alles an Stimmung machbar ist, sondern eben auch beim Mann für die Geräusche. Den hat wohl jeder der Besucher das ein oder andere Mal genauer angeschaut als die Sprecher, wenn er an seinen Schüben rüttelt oder genau zum Klopfen und Läuten seine Effekte aus der Trickkiste zieht.

Dank der Intendantin

Bevor es nach dem doch recht dramatischen Ende noch zum Meet and Greet mit den Künstlern in die Bayerische Spielbank geht – die ist auch Hauptsponsor des diesjährigen Pocketfestivals – gehört der Dank der Künstler noch einer Person: Magdalena Weingut. Sie erinnert daran, dass die Corona-Pandemie noch immer nicht vorbei, die Künstler noch weit entfernt von einem normalen Einkommen seien. Ein kleines und zartes Pflänzchen habe Weingut vergangenes Jahr in Bad Kötzting gesetzt, das umso größer für die Kunstschaffenden sei, die seit anderthalb Jahren nur sehr eingeschränkt ihrer Arbeit und ihrer Leidenschaft nachgehen könnten.

Mit dem Auftritt dreier Tenöre endete am Sonntagabend dann die zweite Auflage des Pocketfestivals in Bad Kötzting für dieses Jahr.