Waldbegang
Frauen wollen den Käfer jagen

Bei der ersten Tour im Wald waren auch zwei Förster mit unterwegs und erläuterten die Fressgewohnheiten des Buchdruckers.

08.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:38 Uhr
Alois Dachs
Revierförsterin Johanna Gierl (re.) machte knapp 20 Waldbesitzerinnen mit dem „Hauptgegner“, dem Buchdrucker in Fichten, bekannt. −Foto: Alois Dachs

Mit neuen „Gegnerinnen“ wird sich der Buchdrucker, der seit Jahren Fichten in ganz Deutschland befällt und „entwertet“, künftig auseinandersetzen müssen: Revierleiterin Johanna Gierl schärfte beim ersten Waldbegang für Frauen die Sinne von knapp 20 Teilnehmerinnen für die Jagd auf den Schädling, dessen verhängnisvolle Tätigkeit am Anfang gar nicht so einfach zu erkennen ist. Das schnupftabakähnliche Bohrmehl, das auf die zerstörerischen Untermieter hindeutet, ist nämlich nur an trockenen Tagen am Fuße von Bäumen zu finden, die vom Borkenkäfer befallen sind.

„Wir wollen Frauen für den Wald begeistern“, gab Dr. Kathrin Böhling von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft als Devise für die insgesamt zwölf Waldbegänge aus, die zu unterschiedlichen Themen bis 2022 im Landkreis Cham geplant sind. Sie freute sich ebenso, wie Forstdirektor Dr. Arthur Bauer, dass sich viele Waldbesitzerinnen mit dem Thema Wald auseinandersetzen wollen. Das europaweit angebotene Programm FEM4Forest (Frauen für den Wald) soll bis Ende 2022 bei Waldbegängen zu speziellen Themenbereichen das Wissen der Teilnehmerinnen für den Wald bereichern.

Interesse am Angebot ist groß

Das Interesse an diesem Angebot ist groß, wie Revierleiterin Johanna Gierl feststellte, die nach Aussage ihres Chefs Dr. Bauer die Hauptlast bei dem Projekt trägt. Einige Waldbäuerinnen und Waldbesitzerinnen haben sich bereits für alle Waldbegänge angemeldet. An erster Stelle stand bei dieser Serie der Hauptgegner der Waldbesitzer, der Borkenkäfer - und hier besonders der Buchdrucker, der auch im Landkreis Cham viele Fichten befallen und durch sein zerstörerisches Wirken Tausende Bäume entwertet hat.

Weil der Fichtenanteil im Bayerischen Wald sehr hoch ist, finden Buchdrucker und Kupferstecher genügend Betätigungsfelder für ihre Feldzüge. Der Buchdrucker ist schon deshalb schwer zu lokalisieren, erklärte Johanna Gierl, weil er die Fichten häufig in der Mitte des Stammes anfliegt und sich unter die Rinde einbohrt. Auf Anhieb ist der frische Befall nur erkennbar, wenn sich das braune Bohrmehl am Fuß des Stammes ansammelt, bevorzugt zu erkennen in Spinnweben. Im Gegensatz dazu lässt sich der Kupferstecher hauptsächlich in den Kronen der Fichten nieder, die dann schnell rot werden, erklärte die Försterin. Im Gegensatz zum Buchdrucker ist der Befall mit dem Kupferstecher nicht zwingend „tödlich“ für die Fichte. Auch andere Baumarten würden von Borkenkäfern befallen, erklärte Gierl.

Haben Buchdrucker-Weibchen ihre Eier unter der Rinde einer Fichte abgelegt, so brauchen die Eier nur eine Woche bis zum Larvenstadium, das zwei bis vier Wochen dauert, ehe schließlich die Jungkäfer schlüpfen und zu Tausenden Nahrung in den umstehenden Bäumen suchen.

„Früh erkennen, den Baum schnell umschneiden und möglichst 500 Meter aus dem Wald schaffen“, sei das beste Rezept bei der Bekämpfung des Borkenkäfers. Innerhalb eines Jahres könnten bis zu drei Käfergenerationen ausfliegen und das führe zu Tausenden Bohrlöchern, über die sich die Schädlinge unter die Rinde vorarbeiten, erklärte die Försterin.

In einem Privatwald bei Pfahlhof demonstrierte sie, wie der Nachweis von Käferbefall sicher gelingt. Mit dem Schäleisen trug sie ein Stück Rinde ab, in der die Fraßspuren der Schädlinge bereits deutlich zu erkennen waren. Nicht selten seien beide Borkenkäferarten - Buchdrucker und Kupferstecher - in der gleichen Fichte aktiv. Die Försterin gab auch Hinweise, welche Sicherheitsabstände bei der Baumfällung zu beachten sind.

Staatsforst hat kein Jagdrecht

Nur wenige Hundert Meter weiter erläuterte dann Förster Franz Amann, wie auf einer Staatswald-Fläche junger Wald mit einer standortgemäßen Baumartmischung entsteht. Weil der Staatsforst hier kein Jagdrecht habe, seien rund zwei Hektar Fläche gezäunt worden, wo hauptsächlich Fichten und Kiefern wachsen.

Auf einem Standort in der Nähe, der optimale Bodenqualität bringe, seien überwiegend Eichen gepflanzt worden, die ebenfalls gut gedeihen, sagte Amann. Fichte müsse in unserer Region nicht nachgepflanzt werden, sie fliege überall an.