Heimat
Gedenken an die Toten von Sankt Katharina

Pater Raymund erinnerte auf dem früheren Kirchplatz an die Menschen, ihr Leben und ihre Arbeit.

09.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:13 Uhr
Pater Raymund vom Franziskanerkloster Neukirchen b. Hl. Blut betete für die Verstorbenen und besprengte die Gräber mit Weihwasser. −Foto: Helga Brandl

Kalter Wind fegte über das Grundstück in St. Katharina, auf dem sich die Kirche und der Friedhof der damaligen Pfarrgemeinde befanden. Hier ruhen viele Generationen, deren Nachfahren sich traditionell am Sonntag nach Allerheiligen zum Totengedenken auf dem früheren Kirchplatz versammeln.

Pater Raymund vom Neukirchener Franziskanerkloster gedachte im Gebet all derer, die auf diesem Friedhof ruhen. „Die Menschen hier haben für ihren Lebensunterhalt und ihre Kinder geschuftet und waren bestrebt, die Lebenssituation für ihre Nachkommen zu verbessern“, sagte er.

Einen Blick in die Vergangenheit gewährt eine Tafel mit Bildern der Bauwerke in der Nähe des Gedenksteins. Die ersten Erwähnungen über diesen Ort auf dem früheren Handelsweg stammen aus dem Jahr 1420. Erstmals wurde das der heiligen Katharina geweihte Gotteshaus 1604 erbaut. Später wurde es vergrößert und mehrfach restauriert. Das Gebiet liegt auf einem strategisch günstigen Platz, für die Besiedlungsentwicklung erwiesen sich die Kalksteinlagerstätten förderlich. Aufgrund dieses Gesteins wurde das Gebiet schon in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts besiedelt. Zu dieser Zeit wurden der Kalkofen, die Glashütte, die Mühle und vier Wirtshäuser gebaut. Weitere Gewerbe wie zwei Sägewerke, eine Schindelsäge, zwei Gemischtwarenhandlungen, zwei Schmieden und eine Wagnerei trugen zur Existenz der Menschen bei.

Anfang des 17. Jahrhunderts nahm die Region die bedeutendste Stellung im Künischen Freiheitsgebiet ein. Ab 1816 gab es im Dorf eine Schule, ab 1857 ein Pfarrhaus. Die Bauten wurden zusammen mit der Kirche in den 1960er Jahren zerstört. St. Katharina war die Heimat von 696 Menschen deutscher Abstammung, die 1200 Hektar Grund bewirtschafteten. Außerdem waren zwei Schuhmacher und zwei Schneidermeister in der Gemeinde tätig. Seit 1896 bestand ein Brandversicherungsverein für St. Katharina und Umgebung. Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte das Dorf 98 Bauernhäuser. Die letzten deutschen Familien verließen St. Katharina 1948.

Die Nachfahren nun gedachten nicht nur ihrer Angehörigen, sondern auch der Priester und Lehrer, die in der Pfarrei und in der Schule wirkten. Dankbar erinnerten sie auch an all jene, die sich im Dienst für die Allgemeinheit um die Aufwärtseinwicklung der Gemeinde bemüht hatten sowie der Opfer der beiden Weltkriege.

Pater Raymund sprach Gebete, segnete die verschütteten und mit Gras überwachsenen Gräber mit Weihrauch und besprengte sie mit Weihwasser. Mit einem Gruß an Maria endete die nachmittägliche Andacht.

Die jetzigen Senioren, die als Kinder die Heimat verlassen mussten, erinnern sich genau an die Schule, die neben der Kirche stand und sehen die beiden Gebäude noch vor ihrem inneren Auge. Lediglich eine Gedenktafel spiegelt die Blüte der damaligen Pfarrgemeinde St. Katharina wider. Auf dem ehemaligen Gottesacker ruhen zahlreiche Familien, denen alljährlich das Andenken in Form eines Friedhofsbesuchs bewahrt wird. (kbr)