Leben
Glashütte in Lohberg steht vor dem Aus

Der Vermieter hat den Mietvertrag mit Glaskünstler Hubert Hödl gekündigt. Im Juli wird noch einmal der Ofen hochgefahren.

24.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:28 Uhr
Maria Frisch

Dieses Team wird es bald nicht mehr geben: Hubert Hödl mit seiner Mitarbeiterin Elke Frisch Foto: Maria Frisch

„Bis Jahresende müssen wir raus. Das ist auf alle Fälle klar“, bestätigt Hüttenmeister Hubert Hödl jene Nachricht, die im Lamer Winkel schon die Spatzen von den Dächern pfeifen und die bei vielen für Unverständnis sorgt. Der Betreiber der „Alten Kirche“ hatte bis 2017 einen festen Mietvertrag, den er noch mit August Späth abgeschlossen hatte. Der Vertrag wurde zweimal um jeweils ein Jahr verlängert und nunmehr vom Besitzer des ehemaligen Brauereigasthofes mitsamt der alten Kirche gekündigt. Über die Gründe schweigt sich Anton Späth aus. „Ich habe kein Mitteilungsbedürfnis“, wiegelte er jede Nachfrage ab.

Hubert Hödl hatte Interesse an einem längerfristigen Vertrag mit einer Gültigkeitsdauer von mindestens fünf Jahren, um auch gezielter Rohstoffe einkaufen zu können. „Daraufhin habe ich die Kündigung von Anton Späth erhalten“, erzählt der gebürtige Freyunger, warum er zum Jahresende schließt. Als er nochmals um ein Gespräch gebeten hatte, wurde man sich selbst dann nicht einig, als Hödl eine Mieterhöhung vorschlug.

Hüttenmeister will weitermachen

Durch diese vollendeten Tatsachen sah sich der Hüttenmeister nach einem Ersatz um, zumal die Telefone nach einem gewissen Zeitraum heiß liefen. Es folgten verschiedene Besichtigungen. „Ich investiere nicht 100 000 Euro und mehr in ein Gebäude, damit ich im Lamer Winkel weitermachen kann“, war sich der 54-Jährige nach diesen Ortsterminen sicher. Beruflich geht es für ihn auch so ganz gut weiter, wie ihm einige Jobangebote verdeutlichten. Er selbst spielte sowieso schon mit dem Gedanken, mit 60 Jahren aufzuhören. Die besichtigten Objekte wären nur mit erheblichen Umbauarbeiten realisierbar gewesen oder waren nicht groß genug. „Die Bürgermeister haben sich bemüht, aber irgendwann habe ich die vergebliche Suche abgebrochen“, schildert Hödl, der noch seine Auftragsbücher abzuarbeiten hatte.

Dabei hatte er schon einen Nachfolger. Mit diesem jungen Glasmacher hätte der Wahl-Deggendorfer zunächst zusammengearbeitet, bis dieser ganz in seine Fußstapfen getreten wäre. „Wenn ich kein gescheites Gebäude habe, ist das alles hinfällig.“ Somit stirbt die Glashüttentradition in Lohberg. Hubert Hödl fährt voraussichtlich im Juli nochmals drei Wochen den Ofen hoch. „Aber dann ist Schluss.“ Ende Oktober wird der Verkauf eingestellt. Dann beauftragt er eine Firma zum Ausräumen. Bis dahin versucht er, einiges vom Inventar zu verkaufen.

Bürgermeister bedauert Schließung

Sollte sich noch ein günstiges Gebäude im Lamer Winkel finden, würde er die Ansiedelung des jungen Glasmachers einfädeln. „Er bekäme meine gesamten Aufträge und ich würde ihn unterstützen“, lässt Hubert Hödl noch eine Hintertür offen. Ihm läge es am Herzen, dass die Glashüttentradition fortbestünde, weil er weiß, dass es funktionieren würde und es der Fremdenverkehrsregion viel bringt. Bürgermeister Franz Müller bedauert es ebenfalls sehr, dass die Glashütte vor der Schließung steht. „Es ist jammerschade.“ (kfl)