Planung
Rötzer Wehr-Debatte schlägt hohe Wellen

Am Thema des Wehrs an der Wutzschleife scheiden sich die Geister. Der Fischereiverein versucht, mit Sachinfos zu punkten.

27.05.2021 | Stand 16.09.2023, 2:50 Uhr
So sieht das Wehr an der ehemaligen Wutzschleife derzeit noch aus. −Foto: Eveline Kaltenegger

Der Rückbau des Wehrs der ehemaligen Wutzschleife ist derzeit Hauptgesprächsthema in Rötz. „Es gibt drei Lager: Befürworter, Gegner und Bürger, die sich mehr sachliche Informationen wünschen“, stellt der Vorsitzende des Fischereiverein Neunburg, Michael Throner fest. Er beschreibt den derzeitigen Kenntnisstand aus Sicht seines Vereins.

Die Planungen des Wasserwirtschaftsamtes Weiden (WWA Weiden) sehen Folgendes vor: Das alte Streichwehr soll so weit wie möglich zurückgebaut werden. Treffen die Bagger auf anstehenden Fels, wird nicht gesprengt, sondern die Wehranlage bleibt auf diesem Niveau. Die herausgebrochenen Granitsteine werden wieder verbaut. Ziel ist es, die Durchgängigkeit für Fische und andere wassergebundene Lebewesen sowie die Geschiebedurchgängigkeit herzustellen. Dadurch erhält die Schwarzach auf 800 Metern Länge ein naturnahes Flussbett. Der alte Mühlgraben soll aufgelassen und künftig Kröten & Co. als Lebensraum dienen.

Der Naturschutzbeauftragte des Fischereivereins, Robert Bäumler, ergänzt: „Die Artenvielfalt im und am Gewässer, die sich im Unterwasser des Wehrs eingestellt hat, wird sich auch mit der Zeit im Oberwasser ansiedeln und die bisherigen staugeprägten Arten ablösen.“ Beispielsweise werde der weiß blühende Flutende Hahnenfuß (Ranunculus fluitans) dominieren und die eingeschleppte Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) zurückgehen. Nicht nur Fische, sondern auch Eisvogel, Wasseramsel und Libellenarten werden sich im neuen Lebensraum wohlfühlen.

Beispiel Thurauer Mühle

„Wie der Wehrrückbau aussehen könnte, kann man sich in Thurau an dem aufgelassenen Wehr am Einlauf des ehemaligen Werkgrabens der Thurauer Mühle anschauen“, führt Throner ins Feld. Das „Zuckerl“ aus fischereilicher Sicht sei, dass das Wasserrecht an der Wutzschleife erlösche und damit Investoren für ein Wasserkraftwerk die Grundlage entzogen werde. „Dies wäre ein großer Sieg für die Natur, eine Wasserkraftanlage würde das Idyll zerstören.“ Derzeit sei auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts präsent, das besage, dass die Umweltschäden nicht den nachfolgenden Generationen aufgebürdet werden dürfen, sondern es müsse von der Politik aufgezeigt werden, mit welchen konkreten Maßnahmen und bis wann die Umweltziele erreicht werden können, erinnert Bäumler.

Nach dem Motto „Gemeinsam für einen sauberen See“ hätten die Teilnehmer des Runden Tisches für den Eixendorfer See viele Maßnahmen diskutiert und zur Planungsreife gebracht. WWA Weiden und Regierung der Oberpfalz wollten heuer noch mit den Arbeiten beginnen. Das Wasserwirtschaftsamt habe zugesagt, einen Wasserspielplatz an geeigneter Stelle im Rahmen des Wehrrückbaus zu errichten, berichtet Throner.

Gesetzliche Grundlage

Gesetzliche Grundlage für die Maßnahmen sei die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), erklärt Throner. Die Mitgliedsstaaten haben sich verpflichtet, die Gewässer bis zum Jahr 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu bringen. In Bayern sei man von diesem Ziel noch weit entfernt. Deshalb begrüße der Fischereiverein Neunburg ausdrücklich die geplanten Maßnahmen des WWA Weiden.

Bei der Herstellung der Durchgängigkeit zwischen Hauptsee und Vorsperre des Eixendorfer Sees habe der Fischereiverein Neunburg wesentlich zu einer guten Lösung beigetragen. „Es wird eine sogenannte Druckkammerschleuse für die auf- und abstiegswilligen Fische gebaut“, führt Throner ins Feld. Das Umsetzungskonzept der Wasserwirtschaftsämter Weiden (LKR SAD) und Regensburg (LKR Cham) sehe die Herstellung der Durchgängigkeit bis zum Silbersee und bis nach Waldmünchen und Furth vor. Insgesamt sollen dafür 14 Maßnahmen bis 2027 umgesetzt werden.