Bundeswehr
Warum Rodings Soldaten nicht feierten

Die Truppe marschierte zur Festwiese – doch beim Tag der Soldaten beim Rodinger Volksfest am Montagabend war einiges anders.

02.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:41 Uhr

Die Truppe marschierte ohne Gesang zum Festplatz. Die Prinzessinnen Sabina und Mareike nahmen den Kommandeur in die Mitte. Foto: Thomas Mühlbauer

Während der fünften Jahreszeit geht es im Rodinger Festzelt immer zünftig zu. Auch auf der Festwiese herrscht Trubel und Heiterkeit. Und wenn beim Tag der Soldaten, Reservisten, Verbände, Vereine und Urlaubsgäste eine Partyband spielt, sind die Rahmenbedingungen perfekt für eine große Party. Eigentlich! Denn am Montagabend war einiges anders.

Die Soldaten der Arnulf-Kaserne trauerten, da die Bundeswehr in Deutschland eine seiner traurigsten Stunden in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat. Denn am Montagmorgen wurde ein deutscher Soldat im Kosovo tot aufgefunden und am Nachmittag stürzte ein Hubschrauber der Bundeswehr mit zwei Insassen in Niedersachsen ab. Dabei kam eine junge Soldatin ums Leben. Das zweite Besatzungsmitglied wurde schwer verletzt.

In Begleitung der Prinzessinnen

Nach vielen Gesprächen hat sich die Bundeswehr entschlossen, die Zusage einzuhalten und das Fest zu besuchen. Der Marsch von das Kaserne ins Festzelt erfolgte jedoch still.Denn wer den Einmarsch in den Vorjahren verfolgt hatte, der wusste, dass man die Truppe sonst schon hunderte Meter vor dem Volksfestplatz laut singend gehört hat.Auf Höhe des Fußballplatzes warteten derweil die beiden Volksfestprinzessinnen Sabina und Mareike Schweiger, die schließlich den neuen Kommandeur Michael Hanisch in die Mitte nahmen und mit den Soldaten ins Zelt einmarschierten.

Bürgermeister Franz Reichold sagte bei der Begrüßung, dass man froh darüber sei, den Bundeswehrstandort in der Stadt zu haben. Man könne sich immer auf die Soldaten verlassen. An Oberstleutnant Michael Hanisch gerichtet sagte Reichold: „Sie können stolz auf ihre Truppe sein.“ Sein Dank galt aber auch den Hilfsorganisationen und Vereinen. Landrat Franz Löffler sagte, dass man Grund genug habe, Danke zu sagen an die Soldaten und Hilfsorganisationen, „die immer da sind, wenn man sie braucht“. Gerade letztere engagieren sich in großen Teilen ehrenamtlich.

Der Kommandeur bat zu Beginn seiner Rede um eine Gedenkminute, für die verstorbenen Soldaten. Der „Tag der Soldaten“ beim Volksfest in Roding sei bekannt für seinen zünftigen Rahmen und Verlauf. „Wir hätten gerne an dieser guten Tradition anknüpfen wollen. In der Trauer um die Todesopfer, den Gedanken an den Verletzten und in Verbundenheit für die Hinterbliebenen verbietet sich für uns eine ausgelassene Feier“, erklärte er. Weiter sagte Hanisch, dass man sich trotz der bestürzenden Ereignisse bewusst dazu entschieden habe, mit den Soldatinnen zum Volksfest zu kommen. Es sei dem Bataillon ein Anliegen, die Verbundenheit und den Dank an die Bürger auszudrücken, für den Zuspruch und die große Unterstützung, die die Soldaten hier tagtäglich erfahren – sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten.

Eine Absage stand zur Debatte

Wie die Bundeswehr auf Nachfrage bestätigt, sei aufgrund der aktuellen Ereignisse auch eine Absage des Festbesuches im Raum gestanden. Man habe sich dann nach Telefonaten mit dem Verteidigungsministerium und der Brigade in Cham auf diese Zwischenlösung – Kurzbesuch ja, Party nein – geeinigt, da man die Tradition wahren wollte. Auch Stadt und Festwirt waren in die Gespräche eingebunden. Eine Verschiebung des Termines war ausgeschlossen.

Die Soldaten nutzten das Angebot auf der Festwiese. Anlaufpunkte waren die Losstände und Schießbuden. Beliebt war aber auch der Automat mit den Kuscheltieren, wobei so mancher Griff daneben ging. Und wer es etwas schneller mochte, der war bei Fahrgeschäften an der richtigen Stelle. Im Festzelt spielte die Band „Power“.

Es sei eine salomonische Entscheidung gewesen, sagte Wolfgang Rasel im Gespräch mit dem Bayerwald-Echo. „Wir waren froh, dass die Soldaten da waren“, bekräftigte der Festwirt. Durch die „stille Teilnahme“ konnten sie ihre Solidarität und ihren Respekt gegenüber den Kollegen und deren Familien zeigen. „Die Soldaten haben eine Maß getrunken und etwas gegessen und sind dann frühzeitig um 21 Uhr geschlossen zurückmarschiert“, so Rasel.

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