Stadt sucht Lösung
Zu wenig Angebot: Eltern kämpfen in Rötz um einen Krippenplatz

30.03.2023 | Stand 15.09.2023, 0:57 Uhr
Eltern, die keinen Betreuungsplatz für ihre Kinder im kommenden Kita- Jahr bekommen, kamen am Dienstag auf Initiative der Elternbeiratsvorsitzenden ins Rathaus. −Foto: Tina Fabig

In einer Zeit, in der jedem Kind ab dem ersten Lebensjahr ein Betreuungsplatz zusteht, war die Mitteilung aus der letzten Stadtratssitzung eine Hiobsbotschaft. In Rötz fehlen 13 Krippenplätze. Das bedeutet, dass 13 Kinder keinen Betreuungsplatz bekommen. Die Anmeldungen für die Kinderkrippe übersteigen die Kapazitäten der Einrichtung, sagte Bürgermeister Stefan Spindler vergangene Woche. Wie geht es weiter?

Das wollte auch Tina Fabig, Vorsitzende des Elternbeirats der Kindertagesstätte St. Martin, wissen. Deshalb hat sie mit den betroffenen Eltern Kontakt aufgenommen und einen Termin für ein Aufklärungsgespräch mit dem Bürgermeister ausgemacht. So haben sich am Dienstag zwölf Eltern mit ihren Kindern, die Elternbeiratsvorsitzende Tina Fabig, Elternbeiratsmitglied Stefanie Stoiber-Bücherl sowie die Leiterin der Kindertagesstätte Birgit Frank auf den Weg in das Rötzer Rathaus gemacht, um mit Bürgermeister Stefan Spindler zu erörtern, wohin der Weg führt. Auch Kämmerin Elisabeth Spießl war bei diesem Treffen mit dabei.

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In einem 45-minütigen Gespräch erläuterten die Eltern dem Bürgermeister ihre familiäre Situation und die Problematik, die mit der fehlenden Betreuung einhergeht. Vorab nahm Spindler aber Bezug auf die Bedarfserhebung aus dem Jahr 2021, teilte Fabig der örtlichen Presse mit, die zu dem Termin nicht geladen war. Aufgrund des Ergebnisses, so Spindler, hätte man nicht absehen können, dass weitere Betreuungsplätze benötigt würden, zumal die Krippe erst im vergangenen Jahr erweitert worden war, gibt sie die Worte des Bürgermeisters wieder.

Die Ablehnungsschreiben an die Eltern seien bereits versandt worden. Zwar waren die fehlenden Betreuungsplätze bereits in der Februar-Sitzung des Stadtrats kurz Thema, offiziell bekanntgegeben wurde der Ernst der Lage erst im März. Dabei sagt Kita-Leiterin Birgit Frank, dass sich bereits vor Weihnachten abgezeichnet hätte, dass die Plätze nicht reichen würden. Zu diesem Zeitpunkt sei die Anmeldung aber noch nicht einmal abgeschlossen gewesen.

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„Die Stadt hat davon gewusst“, berichtet Fabig. Nun müsse eine Lösung her. Bedingt durch die Berufstätigkeit beider Elternteile sei es wichtig, zu wissen wie es weitergeht, denn die Arbeitgeber verlangten konkrete Daten bezüglich des Wiedereintritts und vor allem der zu arbeitenden Stundenzahl. Welche Konsequenzen das nach sich zieht, wollten die Eltern dem Bürgermeister klar machen, denn fast alle befürchten Probleme mit ihren Arbeitgebern, meinte Fabig. Eine Mutter hat ihre Arbeit schon absagen müssen, berichtet Fabig.

Keine Hilfe von der Kirche

Die Elternbeiratsvorsitzende hielt dem Stadtoberhaupt vor, dass die Bedarfsumfrage 2021 völlig das Ziel verfehlt habe. Hier wurden Eltern befragt, die 2021 ein Kind hatten. Diese Kinder seien mittlerweile fast alle im Kindergarten. Ihrer Meinung nach hätte man sich nur die Geburtszahlen anschauen müssen. Fast 90 Prozent der Eltern forderten einen Krippenplatz. Die Hälfte davon, bevor das Kind das zweite Lebensjahr erreicht hat, die andere Hälfte wenn das Kind über zwei Jahre alt ist und das Elterngeld endgültig aufgebraucht ist.

Nach zwei Jahren Elternzeit sei das Einkommen bei Null. Das, so Fabig, könne sich keine Familie leisten. Auch müsse man froh sein, einen Arbeitsplatz zu haben.

Bürgermeister Spindler stellte klar, dass er den Schuss gehört habe und dass gehandelt werden müsse. „Keiner muss seinem Arbeitgeber absagen. Wir müssen das hinbekommen.“

Nach einem Telefonat mit der Kirchenverwaltung von St. Martin, die der Träger der Einrichtung ist, sei jedoch klar gesagt worden, dass es keine Möglichkeit mehr gebe, die Kita St. Martin aufzustocken. Die Kirche unterstütze die Einrichtung mit maximal vier Kindergarten- und einer Krippengruppe, wobei hier die Räume maximal ausgeschöpft seien.

Es stehe kein Raum mehr zur Verfügung. Wie Spindler mitteilte, stehe man im Kontakt mit dem Jugendamt. Die Stadt habe sich bereits auf die Suche nach geeigneten städtischen Räumlichkeiten gemacht, in denen ab September eine Kinderkrippe untergebracht werden könnte. Das gestalte sich aber schwierig.

Die realistischste, weil kurzfristig umsetzbare Lösung sei aber die Betreuung der Kinder durch Tagesmütter. Aber auch dafür brauche es geeignete Räume, gab Fabig zu bedenken.

Tagesmütter gesucht

Spindler versprach diesbezüglich eine entsprechende Stellenausschreibung vorzubereiten. Fabig und Stoiber-Bücherl regten dabei an, die Ausschreibung für Tagesmütter attraktiv zu gestalten. Diese müssten über die Stadt Rötz angestellt und auch mit passender Vergütung entlohnt werden. Die Ausbildung zur Tagesmutter sei zwar kostenlos, jedoch könnte sie durch eine Vergütung attraktiver gemacht werden. Auch hier versprach Spindler, Werbung „auf allen Kanälen“ für Tagesmütter zu machen. Weil das aber nicht einfach werden wird, schlagen Fabig und Frank eine Containerlösung vor. Die seien schon für den Bedarf eingerichtet und könnten beliebig erweitert werden. Alle Installationen darin seien schon vorhanden. Von außen könne man nicht erkennen, dass es sich um einen „Container-Kindergarten“ handelt, da diese dann auch verputzt werden. Die Mittelschule als Ausweichquartier, wie in der jüngsten Stadtratssitzung vorgeschlagen, scheide aufgrund der baulichen Voraussetzungen wohl aus. Dazu kommen die hohen Auflagen für eine Krippe, so Spindler.

„Mittelfristig werden wir um eine zweite, städtische Einrichtung in der Stadt nicht herumkommen“, sagt Spindler. Bereits in der kommenden Woche werde er deshalb mit der Diözesangeschäftsführerin der Malteser über eine mögliche Trägerschaft sprechen.

Die Stadt Rötz hat nun ein großes Arbeitspensum zu erledigen und das in kürzester Zeit, denn am Freitag, 14. April, trifft man sich wieder, um den aktuellen Stand zu erfahren. „Hoffen wir, dass sich bis dahin schon eine Lösung anbietet“, meinte Fabig.