Elchnachwuchs
Zuckersüßer Nachwuchs im Bayerwald-Tierpark Lohberg: Erste Geburt von Elchkuh Sophie

03.06.2023 | Stand 15.09.2023, 0:50 Uhr

Der Elchnachwuchs in Lohberg kam vor gut einer Woche zur Welt. Fotos: Johanna Frohnauer

Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen kommen auch die ersten Tierkinder auf die Welt. Im Bayerwald-Tierpark sind die auffälligsten in diesen Tagen ein Wisent- und ein Elchkalb. Erst wenige Tage alt, haben sie bereits den Status von Publikumslieblingen.



Für Elchkuh Sophie, war es die erste Geburt. Glücklicherweise ging am 25. Mai alles unkompliziert vonstatten. Beim Anblick des kleinen Kalbes ging den Besuchern gleich das Herz auf. Es ist seither das Lieblings-Fotomodell.

Mittlerweile stakst das Neugeborene mit Mama Sophie durch das Gehege und zieht mit seinen endlos langen Beinen alle Blicke auf sich. Die Unternehmungslust des Kalbes scheint geradezu ansteckend, wenn es nicht gerade wieder hungrig an die „Milchtankstelle“ zurückkehrt.

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Im Fall von Gefahr würde das Kleine in freier Wildbahn bewegungslos im Gras liegen bleiben. „Schon im Alter von ein paar Wochen rennen sie schneller als ein Mensch und mit drei Wochen beginnen sie Zweige zu kauen“, ist Tierparkleiterin Claudia Schuh stolz auf die rasante Entwicklung.

Je nach Alter verbraucht ein kleiner Elch bis zu einigen Litern Milch pro Tag. Seine Mutter säugt ihn bis in den Spätherbst hinein. Zu dieser Zeit wiegt das Kalb aufgrund der Nährwerte schon weit über 100 Kilo. Das Muttertier war anfangs auffallend vorsichtig, erzählt Claudia Schuh.

Geburt in einer Viertelstunde



Die Geburt eines Elchkalbes dauert im Normalfall höchstens eine Viertelstunde. Die Kuh frisst die Nachgeburt zur Stimulierung der Milchproduktion, denn sie ist sehr proteinhaltig. Dies geschah wieder unter vollständigem Ausschluss der Öffentlichkeit, denn die werdende Mutter Sophie zog es vor, sich dazu zurückzuziehen.

Ob männlich oder weiblich lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt freilich noch nicht sagen. Auch in freier Wildbahn sucht sich die Elchkuh zur Geburt ein ruhiges Plätzchen in einem Fichtendickicht oder einer Baumgruppe, vor neugierigen Blicken versteckt. Dort baut sie ein Lager oder „Bett“, in dem sie sitzend ihren Nachwuchs zur Welt bringt. Das Junge wird mit Beinen und Kopf voran geboren und ist in eine Haut eingepackt.

Durch das Trockenlecken nach der Geburt bildet sich ein enges Band zwischen Kuh und Kalb. „In den ersten beiden Tagen nach der Geburt wurde das Tierkind noch im Sitzen gesäugt, trank bis zu zehn Mal am Tag“, hatten die Tierpfleger beobachtet, die oft nach dem Rechten sehen und sehr um das Wohlbefinden des Kleinen bemüht sind.

Die Kuh selbst beendet die Mahlzeit, indem sie zunächst nasale Locklaute von sich gibt. „Elchkühe haben ein mit vier Saugwarzen versehenes Gesäuge. Die Milch ist fetter als Kuhmilch und sehr nährstoffreich. Deshalb wächst der Nachwuchs sehr schnell“, erklärt Veterinärin Claudia Schuh.
Das Kleine hat seit seinen ersten Schritten einen Niedlichkeitsfaktor wie sämtliche Tierbabys. Zwischen 70 und 80 Zentimeter hoch und 80 bis 100 Zentimeter lang hat das Neugeborene in etwa die Ausmaße des Kopfes seiner Mutter.

„Zu nahe kommen dürfte man dem Kleinen aber nicht. Die fürsorgliche Mutter würde in diesem Fall sofort in Angriffsstellung gehen“, müssen die Pfleger stets im Hinterkopf haben. „Es ist wirklich ein herzerfrischender Anblick, wie der Neuling keck auf seinen ewig langen Beinen seiner Mama folgt“, findet Claudia Schuh selbst großen Gefallen.

Zuwachs erhielt auch die Wisentfamilie mit dem entzückenden Kalb Lobella. Eltern des lebhaften Mädchens sind der Bulle Donald und die Wisentkuh Lobina. Der Vater Donald siedelte im Oktober 2015 aus dem Donaumoos nach Lohberg über. Der Vertreter des größten europäischen Landsäugetiers hat bereits einige Male für Nachwuchs gesorgt.

Wisentkalb heißt Lobella



Für das über zwei Wochen alte weibliche Wisentkalb bemühte sich Claudia Schuh frühzeitig um eine Namensgebung und entschied sich für Lobella. „Natürlich fragen sich die Besucher, wo die merkwürdigen Namen herkommen“, sagt sie. Die seltsamen „Taufen“ haben nicht etwa mit ihrer blühenden Phantasie zu tun. Die Namen sind eine Abwandlung unter Berücksichtigung der drei zwingenden Anfangsbuchstaben des Geburtsortes.

So wie die in Lohberg geborenen Kälber alle mit der Wortsilbe „Lob“ beginnen, erhalten die Artgenossen im Donaumoos ein „Don“ vorneweg. Bulle Donald aus der Zuchtlinie Lawland-Caucasian ist am 19. November 2013 geboren und zog 2015 nach Lohberg um.

Auf der Suche nach einem Wisentbullen wurde fachliche Leiterin Claudia Schuh seiner Zeit auf das von Johannes Riedl initiierte Projekt „Donaumoos“ aufmerksam, bei dem die Verantwortlichen einen Versuch gestartet hatten, die gewichtigen Kolosse als Landschaftspfleger in extensiver Grünlandhaltung einzusetzen.

Wiesentbulle Donald



Herkunft:
Das vom Donaumoos ausgewanderte Tier, das nicht aggressiv, sondern cool auf die neue Umgebung in Lohberg reagierte, legte noch an Masse zu. Mit bis zu drei Metern Länge und knapp zwei Metern Schulterhöhe können die Pflanzenfresser fast eine Tonne schwer werden.

Auswilderung: Die letzten freilebenden Wisente wurden in den 1920er Jahren getötet. Erste Auswilderungsprogramme gab es in den 50er Jahren. Heute gibt es r freilebende Populationen in Osteuropa. Für Auswilderungen ist man auf Zoo-Nachzuchten angewiesen. In Deutschland leben rund 600 Tiere in Parks.

kfl