Geschichte
Die harte Arbeit der „Trifter“ am Regen

Ob für Holztransporte oder als Reiseweg, der Regen bei Bad Kötzting gehörte noch vor wenigen Jahrzehnten den Flößern.

07.02.2015 | Stand 16.09.2023, 7:03 Uhr
Die letzte Holztrift auf dem Weißen Regen bei Pulling. Im Hintergrund ist die Straßenbrücke zu sehen, die gerade über den Damm des neuen Stausees gebaut wird. −Foto: Fotos: Arbeitskreis Heimatforschung

Vom „Triften und Flößen im Bayerischen Wald“, von Arbeiten und Berufen, die es heute nicht mehr gibt, berichtete Dr. Hans Aschenbrenner am Dienstagabend im Haus des Gastes beim Stammtisch der Wald-Vereinssektion Bad Kötzting, wobei in seinem Vortrag das Triften und Fludern auf dem Weißenregen im Vordergrund stand.

Rund 40 Zuhörer waren von den Ausführungen Aschenbrenners sehr angetan, zumal dieser als musikalische Zugabe die symphonische Dichtung „Die Moldau“ von Bedrich Smetana bot. Und er zeigte dazu Fotos des mit 440 Kilometern längsten Flusses Tschechiens, der bei Branntweinhäuser (Haidmühle) entspringt und bei Melnik in die Elbe mündet.

Im 19. Jahrhundert, dem „hölzernen Zeitalter“, besaß Holz eine große Bedeutung als Rohstoff. So wurde es in riesigen Mengen als Grubenholz und auch als Eisenbahnschwellen benötigt. Holz war im Bayerischen Wald im Überfluss vorhanden, das Problem war aber der Transport.

Königs-Idee: der Regen als Kanal

So konnten die schweren Blöcher und Langholz auf dem Landweg nur unter größten Schwierigkeiten aus dem Lamer Winkel nach Regensburg transportiert werden. „Man denke nur an das damalige Nadelöhr Kötzting mit der schmalen Brücke und der verwinkelten Müllerstraße“, so Dr. Aschenrenner.

Daher wurden schon frühzeitig die Bäche und Flüsse als Transportmittel genutzt. Neben dem Holz wurden auch andere Waren auf diesem Wege transportiert, ja sogar als Reisemittel dienten die Flöße auf dem Regen.

Wegen der überregionalen Bedeutung des Regens als Wasserstraße dachte König Ludwig I. von Bayern sogar über eine Schiffbarmachung von Regensburg bis nach Kötzting für bis zu 34 Meter lange Schiffe nach.

Damit Wasser in ausreichendem Maße vorhanden war, wurden die acht Eiszeitseen des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes, somit auch der Kleine Arbersee als Ausgangspunkt für die Trift im Lamer Winkel angestaut. Außerdem wurden künstliche Stauanlagen - Schwellen und Klausen - angelegt und die Flüsse wurden teilweise ausgeräumt, die Ufer befestigt. Stellenweise wurden die Blöcher mit Stangen und Floßhaken zwischen den Steinen durchgelenkt.

31 Tage vom Arber bis Regensburg

Durch das Aufstauen ist der Kleine Arbersee von ursprünglich 2,9 auf 9,4 Hektar gewachsen. Das Auslaufen des Sees dauerte ungefähr sechs Stunden. Die großen Wassermengen schwemmten das bereitgestellte Holz ins Tal. Eine Trift vom Arbersee bis Kötzting dauerte ungefähr 14 Tage. 1951 erklang zum letzten Mal der Ruf: „Der See kommt“. Für die Trift auf dem Schwarzen Regen war bereits 1926 mit dem Bau des Höllensteinsee-Kraftwerkes das Aus gekommen.

Der Transport der meist im Sommer in harter Handarbeit gefällten und auf drei bis vier Meter lange Blöcher geschnittenen Bäume zu den Triftbächen erfolgte meist im Winter mit Hilfe von Schlitten. Der Schlittenzug war eine schwere und gefährliche, aber auch gut bezahlte Arbeit für die Holzhauer, die um 1960 endete. Bis Kötzting nach wurde das Holz „getriftet“ oder „gefludert“, ab Kötzting war das „Flößen“ möglich. Insgesamt dauert es 31 Tage bis, gutes Wetter vorausgesetzt, das Holz vom Arber die Stadt Regensburg erreichte. Cham entwickelte sich zu einen der bedeutendsten Orte für den Holzhandel in Süddeutschland, denn hier kamen die Holzmengen aus Richtung Zwiesel, Lam und Kötzting zusammen. Der „Floßhafen“ erinnert an die damalige Blütezeit der heutigen Kreisstadt. (kni)