Tierpark Lohberg
Aus dem Bayerwald nach Mautern: Eselin Lilly wanderte in Alpenrepublik aus

26.12.2022 | Stand 15.09.2023, 2:19 Uhr
Maria Frisch

Im letzten Winter war Lilly schon eine stattliche Dame. Die Steiermarker Tierfreunde schlossen die kecke Eseldame sofort ins Herz. Claudia Schuh weiß, dass sie dort in besten Händen ist.

Die Tiere in der Krippe sind ganz nah dran an der Botschaft der Menschwerdung Gottes, die die Christen an Heiligabend feiern. Ochs und Esel sind aus den Darstellungen nicht wegzudenken.

Wer schon einmal im Lohberger Bayerwald-Tierpark war, kennt die dort beheimateten Poitou-Esel mit ihrem zotteligen Fell. Bis zum Frühjahr 2022 war ihr Gehege ein „Drei-Mädel-Haus“. Jetzt bewohnen es nur mehr „Poulette“ und „Luzie“, weil die Jüngste – die etwas übermütige „Lilly“ – zur Weihnachtszeit kurioserweise im Bergland unterwegs ist.

Aber der Reihe nach. Die Fachliche Leiterin Claudia Schuh pflegt mit dem Wildpark am Wilden Berg Mautern schon seit etlichen Jahren Kontakte. Dieser liegt, eingebettet in eine reizvolle Mittelgebirgslandschaft im Liesingtal, unweit von Leoben, Graz und Liezen. In der dortigen Einrichtung fanden 270 Alpentiere ein Zuhause.

Ein Austausch ging beispielsweise 2015 vonstatten, als die Leitung der Einrichtung den Bedarf von europäischen Grauwölfen ausschrieb und Claudia Schuh daraufhin die Lohberger Nachzuchten aus 2014 und 2015 anmeldete.

„Ganz verschossen“

Am Rande einer weiteren Transaktion im Frühjahr 2022 fanden die Österreicher Tierfreunde großen Gefallen an Lilly, die 2018 in Lohberg geboren wurde. „Sie waren ganz verschossen in das Eselmädchen und fragten mich, ob ich einem Umzug zustimmen würde“, erinnert sich Schuh. Hintergrund war, dass die Gäste aus der Alpenrepublik nur mehr ein männliches Tier hatten, und dieses gerne wieder paaren würden.

Den großen Poitou-Esel kennt man seit dem 10. Jahrhundert. Er wurde im Westen Frankreichs für Feldarbeit und Maultierzucht gehalten. Zwei Vertreter dieser Spezies, „Max“ und „Poulette“, reisten 2011 in den Bayerwald-Tierpark, als Gegenleistung für den Elchbullen „Paul“. Nachdem es jahrelang nicht geklappt hat, wurden die beiden Langohren der gefährdeten Großeselrasse noch zweimal Eltern.

Herausragendes Merkmal

„Ihr herausragendes Merkmal ist das zottige Fell“, beschreibt die fachliche Leiterin ihre Riesen aus dem Nachbarland. Die langen Haare zu bürsten, haben sie nicht so gerne, wie die Veterinärin festgestellt hat. Die Spezies mit den Kuschelohren behält das ganze Jahr seinen Rastalook. „Meistens stehen sie ganz dicht beieinander“, erzählt die Tierparkleiterin.

Der Veterinärin hat an dem Wildpark in der Steiermark immer schon gefallen, dass er wegen seiner Höhenlage und dementsprechendem Schneefall im Winter geschlossen hat. „Dann dürfen sich die Esel – nun sind es ja zwei – im ganzen Park frei bewegen und herumlaufen“, weiß die Tierärztin.

„Das wäre genau das Richtige für unsere Lilly, die einen etwas aufgeweckteren Charakter hat“, dachte die zoologische Leiterin über das Angebot nach und sagte schließlich zu. Der Abholtermin war dann relativ spät im Frühjahr, als in dem neuen Lebensraum der Schnee schon geschmolzen war, damit sich der Neuling vor der Öffnung für die Besucher noch mit seiner neuen Umgebung vertraut machen konnte.

Bestimmt habe sie jetzt ihren Spaß dabei, den Wildpark mit ihrem neuen Eselfreund zu erkunden. Beim letzten Telefonat wurde der Veterinärin versichert, dass sich Lilly gut eingelebt habe und es ihr sehr gut gehe. Und so kam es, dass ein Lohberger Esel in die Alpenrepublik ausgewandert ist.

Poitou-Esel sind gefährdet

Rarität:Im Jahr 1978 gab es weltweit nur noch 44 Tiere des Poitou-Esels. Da andere Rassen eingekreuzt wurden, ist die Zucht reinrassiger Poitou-Esel schwierig. Auch heute ist der Bestand noch gering, hat sich aber wieder leicht erholt, weiß die zoologische Leiterin des Lohberger Tierparks, Claudia Schuh.

Gefährung:Die geglückte Fortpflanzung spiegelt sich in einem einzelnen Fohlen wider, das nach sechs bis neun Monaten entwöhnt wird. Die Gefährdung sei noch immer nicht von der Hand zu weisen. „Es ist eine seltene Haustierrasse, um deren Erhaltung weitere Anstrengungen nötig sind“, so Claudia Schuh.