97 Fälle mehr als 2021
„Ernstes Problem“: Gewalt gegen Oberpfälzer Polizei nimmt zu

06.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:34 Uhr

Das Polizeipräsidium Oberpfalz hat 2022 mehr Straftaten gegen Polizeibeamte gezählt. −Foto: dpa

Seit 2010 erstellen die bayerischen Polizeipräsidien Lagebilder zu Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte. Nun hat das Polizeipräsidium Oberpfalz die Fallzahlen für das Jahr 2022 vorgestellt.



Im Jahr 2022 wurden in der Oberpfalz insgesamt 675 Fälle gezählt, bei denen Polizeibeamte Opfer von Gewalt wurden, schreibt das Präsidium in seiner Mitteilung. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies einen Anstieg um 97 Fälle bzw. 16,8 Prozent dar.

Den größten Anteil machten dabei Beleidigungsdelikte (258 Fälle) aus. Dennoch kam es in vielen Fällen auch zu Tätlichen Angriffen (182 Fälle), Widerständen (117 Fälle) und Körperverletzungen (58 Fälle), bei denen Polizeibeamte verletzt wurden.

Über 1400 Beamte Opfer von körperlicher oder verbaler Gewalt



Nach Polizeiangaben wurden über 1400 Polizeibeamte im vergangenen Jahr Opfer von körperlicher oder verbaler Gewalt. In über 240 Fällen wurden Polizeibeamte von ihrem Gegenüber geschlagen oder getreten und in 19 Fällen sogar gebissen.

Dabei waren über 80 Prozent der insgesamt 532 Tatverdächtigen männlich. Mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen stand unter dem Einfluss berauschender Mittel. Davon war der überwiegende Teil alkoholisiert.

„Die Strafe folgt auf den Fuß“



In Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften werden gravierende Fälle in der Oberpfalz priorisiert bearbeitet. Die Oberpfälzer Polizei verfolgt dabei nach eigenen Angaben das Ziel, Polizisten und Angehörige anderer Organisationseinheiten der öffentlichen Verwaltung, insbesondere der Feuerwehr und des Rettungsdienstes, in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen, heißt es in der Pressemitteilung.

Und weiter: „Mit der schnellen Ermittlungsarbeit der Polizei erfolgt eine zeitnahe Vorlage der Anzeige bei der Staatsanwaltschaft und damit die Strafe auf den Fuß.“ In der Oberpfalz wurden im Jahr 2022 neun Fälle priorisiert bearbeitet.

Extremer Fall: Beamte müssen Angreifer mit Pistole stoppen



Dass sich Täter oftmals aggressiv und gewaltbereit gegenüber der Polizei zeigen, spiegelt ein extremer Fall im Juni 2022 in Amberg wider: Wie das Präsidium mitteilt, wurde damals eine Streife der Polizeiinspektion Amberg zu einer randalierenden Person in Speckmannshof gerufen. Letztendlich konnte er nur durch den Gebrauch der Schusswaffe vom Fahrer des Streifenwagens aus dem Auto heraus gestoppt werden.

Fall zeigt Gewalt gegen Polizeibeamte ist „ernstes Problem“



Wie man an diesem Fall beispielhaft sehen kann, ist Gewalt gegen Polizeibeamte „ein ernstes Problem, mit dem die Beamten im täglichen Dienst jederzeit und auch absolut unerwartet konfrontiert werden können“, schließt die Mitteilung des Präsidiums.