Vereine
Die Daten-Affäre des SV Donaustauf

Der Vorwurf wiegt schwer: Ein Sponsor des Bezirksligisten soll Mitgliedsdaten für Werbezwecke illegal abgeschöpft haben.

14.04.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr

Klaus Augenthaler sitzt beim SVD bald auf der Trainerbank. Foto: dpa

Der SV Donaustauf hat Großes vor. Die Fußballabteilung des Vereins hat nicht nur den früheren Weltmeister Klaus Augenthaler als Trainer verpflichtet und sieht einem Aufstieg in die Landesliga derzeit von Tabellenplatz eins entgegen, auch der Marktrat stimmte erst vor wenigen Tagen dem Bau einer neuen Tribüne zu. Die Sponsoren sind da; das Geld fließt. Donaustauf – diesen Markt im Landkreis Regensburg kennt man aus sportlicher Sicht auch bundesweit dank der Praxis von DFB-Physiotherapeut Klaus Eder. Doch der SVD sorgte zuletzt für deutlich mehr Gesprächsstoff – und Schlagzeilen.

Zuletzt am Mittwoch: Nach Medienberichten hat ein Sponsor des Vereins, der Energieanbieter Neckermann Strom, sich unzulässig die Daten der Mitglieder der Fußballabteilung erschlichen. Tatsächlich bekamen die SVD-Mitglieder auch einen Brief aus Norderstedt, dort sitzt das Strom-Unternehmen. Den Mitgliedern wurde ein besonderer Öko-Tarif namens „Sport24“ angeboten, darauf auch das Logo des SVD – und die Unterschrift des Fußballabteilungsleiters Lothar Rengsberger. Nun steht die Frage im Raum: Woher kamen die Daten, wenn niemand einer Übermittlung derer für Werbezwecke zugestimmt hat?

„Sponsor mit Gewissen“

Florian Wessely ist Regensburger, lebt aber in Hamburg. Er pflegt eine Freundschaft zu Matthias Klemens, früherer Präsident des SSV Jahn Regensburg. Klemens wiederum kickte mal in Donaustauf, so kam der SVD zu seinem Gönner. „Matthias hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, mich dort zu engagieren“, erklärte Wessely vor Monaten unse‹rer Zeitung. Überzeugt habe ihn die Haltung des Vorstands: „Sie haben von Anfang an signalisiert, offen zu sein für große Herausforderungen, der Wille ist absolut da.“ Wie groß das Vertrauen zum Verein jetzt noch ist, wird sich zeigen müssen.

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Was lief im Vorstand falsch?

Der Hausjurist des Energieanbieters, Robert Hankowetz, dazu: „Uns ist die Thematik erst vor ein paar Tagen bekannt geworden.“ Der Vorstand des SV habe wohl die Mitglieder nicht rechtzeitig darüber informiert oder befragt, ob sie mit der Post eiverstanden wären. Hankowetz: „Die Geschäftsleitung kann sich derzeit nicht erklären, was seitens des Vereins passiert ist.“ Nun liege die Sache bei einem unabhängigen Datenschutzbeauftragten, der klären soll, wie es um die Rechtmäßigkeit der Daten stehe. Aktiv auf die Datenbank des Vereins habe Neckermann Strom nicht zugegriffen.

Für Wessely ist die Sache aus vielen Gründen ärgerlich. Solche Vorwürfe würden im Geschäftsverkehr schwer wiegen. Datenschutz sei eine „äußerst sensible“ Angelegenheit. Der Stromtarif Sport24 sei eigens für den SV Donaustauf geschaffen worden. Und zwar auf Bitten des Vereins. Der Verein hätte pro verbrauchter Kilowattstunde sogar über ein Rückvergütungsmodell daran verdient. Wessely: „Die Idee war angelehnt an die Sponsoring-Modelle wie bei St. Pauli. Das ist vollkommen üblich.“ Man habe nicht mehr gewollt, als ein Mia-san-mia-Gefühl in Donaustauf zu stärken. Genauso schildert es Fußball-Abteilungsleiter Rengsberger. Er geht sogar noch weiter: Der Verein habe den Sponsoren gerade dazu gedrängt. „Eigentlich wollten wir nur für alle Mitglieder was Gutes tun...“ Doch nun muss er einräumen, dass das in die Hose ging. Wie die Daten nun übermittelt wurden, kann auch er nicht beantworten. „Das war wirklich nicht böse gemeint.“

Erst im Februar stellte der SVD seinen neuen Trainer vor. Der Medienrummel war gewaltig.

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