Rennsport
Stock-Car-Club ist eine Erfolgsstory

Der SCC Grünthal setzt auf Gemeinschaft. Auch die Frauen sind nicht nur schnell, sie schrauben auch selbst an ihren Autos.

11.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:06 Uhr
Ralf Strasser

Das Stockcar-Rennen in Irfersdorf ist spektakulär, aber die Fahrer sind gut geschützt. Foto: Hans Nusko

Was passiert, wenn ein Getränkefahrer auf Tour ein Plakat mit zerbeulten Autos sieht, die sich mit scheinbar rasantem Tempo ein gewagtes Rennen liefern? An der Rennstrecke in Aldersbach hat sich Herwig Haller das angeschaut und festgestellt: „Hey, das können wir auch.“ Aber mit eigenen Fahrzeugen, eigenem Verein und mit viel Können und Motivation. Zuhause in Grünthal trommelte er 13 Freunde des Motorsports zusammen und gründeteden Stock-Car-Club Grünthal (SCC). Das war vor vierzig Jahren am 28. Februar 1978.

In den vier Jahrzehnten danach gab es seitdem immer nur eine Richtung: nach oben. Und beim SCC ist man mittlerweile an Erfolge gewohnt.

Viele nationale Meisterschaften

Nicht weniger als 14 deutsche Mannschaftsmeisterschaften und viele Einzelmeisterschaften auf bayerischer und deutscher Ebene wurden in den verschiedenen Klassen bis heute eingefahren, womit der SCC der erfolgreichste Verein des Verbandes ist. 30 Aktive zählt der Verein aktuell, dazu kommen 130 passive Mitglieder, die den SCC unterstützen.

Und sie haben Frauenpower unter der „Haube“. Melanie, Karina und Sandra Haller heißen die drei besten Fahrerinnen, Jenny Härtl ergänzt das Schwesterntrio. „Wir hatten schon immer gute Fahrerinnen im Verein“, lobt Vorsitzender Michael Schweiger (25). Das besondere Ausrufezeichen: Sie sind nicht nur schnell, sondern sie tunen und richten ihre Fahrzeuge selber. „Wir stellen uns eben auf die Hinterfüße, lernen und schrauben“, lacht Karina (25), die seit ihrem siebten Lebensjahr auf vier motorisierten Rädern unterwegs und amtierende Bayerische Meisterin ist. „Wir sind damit aufgewachsen. Wenn andere Kinder mit ihrem Vater auf den Fußballplatz gegangen sind, waren wir an der Rennstrecke oder in der Werkstatt“, ergänzt Melanie (34). „Wir haben die Motivation und die Liebe zum Motorsport sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Ich stand schon mit Windeln im Fahrerlager.“

„Wir haben die Motivation und die Liebe zum Motorsport sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Ich stand schon mit Windeln im Fahrerlager.“Rennfahrerin Melanie Haller

Der Blick in die Werkstatt lohnt. Dort stehen die Boliden, die mit ihrem Original allerdings nur noch wenig gemeinsam haben. Wer die Fahrzeuge sieht, glaubt kaum, dass man hier heil wieder rauskommt. Der erste Anschein: verbeultes Blech auf Rädern. „Alles halb so wild“, lachen die Rennladys. „Die Sicherheit ist vorhanden, einem Fußballer passiert mehr in seinem Sport.“ Stock-Car-Fahrer sind Tüftler, Mechaniker, Bastler und Schrauber – Wettbewerbsfahrzeuge werden in Eigenregie nach sehr strengen Sicherheitskriterien ausgebaut.

„Es sind gebrauchte Fahrzeuge, die wir umrüsten“, sagt Schweiger. Das heißt: vollkommen entkernen, alles, was brennen könnte, kommt raus, Armaturen, Teppich, Sitze ebenso, Glas hat nichts im Kfz zu suchen. Das Heck wird entfernt, Ecken und Rahmen verstärkt und verschweißt, Überrollbügel eingebaut, Tank sicher verstaut, Schalensitz und Sechs-Punkt-Gurt montiert. Am Motor als Kernstück wird getuned und modifziert. „Pfusch zahlt sich nicht aus. 70 Prozent des Erfolgs trägt das Auto, alles andere ist Können, Taktik und Glück.“

Mit Infrastruktur zum Erfolg

Ein weiterer Grund, warum der SCC so erfolgreich ist: „Wir haben schon sehr früh einen eigenen Werkstattwagen mit zu den Rennen genommen“, erinnert sich Gründungsmitglied Werner Maß. „Wenn andere aufgrund eines Schadens aufgeben mussten, haben wir vor Ort repariert und konnten weiterfahren.“ Taktik ist wichtig. Gerade in der Mannschaft. „Jeder fährt auf Sieg, aber wenn man hinten ist, muss man umschalten auf Teamwork. Fahren und kämpfen bis zuletzt für den Vereinskollegen“, sagt Maß. „Der Schwaiger Sigi hat noch andere aus dem Weg geräumt, während ihm die halbe Hinterachse weggehangen ist.“

„Jeder fährt auf Sieg, aber wenn man hinten ist, muss man umschalten auf Teamwork.“Gründungsmitglied Werner Maß

Viel Herzblut, etwas Geld und noch mehr Zeit stecken die Rennfahrer und -fahrerinnen in ihren Sport. Mitunter seit 40 Jahren. Und die wollen gefeiert werden. Ausgiebig, fröhlich und mit Freunden. In Irlbach wird ein großes Zelt aufgestellt, die Ortsvereine und die Bevölkerung sind eingeladen zum Mitfeiern. Dazu die Vereinsfreunde aus dem Bayerischen Stock-Car Verband. Am Freitag, 13. Juli, beginnt das Jubiläumsfest mit einer Warm-up-Party mit Barbetrieb und DJ um 18 Uhr. Am Samstag ist dann wieder Festzeltbetrieb mit Ehrungen und den „Stoasberger Lumpen“ ab 16 Uhr.

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