Soziale Einrichtung in Not
Energiekosten: Helfer retten Tafel Regensburg

09.08.2022 | Stand 12.10.2023, 10:24 Uhr
Juliana Ried
Die Dämmstoff-Experten Ralf Truschel und Paul Köhler (von rechts) helfen mit Peter Lammel und Michael Brinsteiner vom Biketeam Regensburg, die Lagerhalle der Regensburger Tafel – hier Vereinsvorsitzende Jonah Lindinger – gegen Sommerhitze und Winterkälte zu isolieren. −Foto: Julia Ried

Eine hohe Strom- und Gasnachzahlung und Extrem-Temperaturen brachten die Tafel Regensburg in Nöte. Das Biketeam und Firmen organisierten eine Dämmung.



Die vergangenen Wochen haben die Regensburger Tafel in vielerlei Hinsicht an ihre Grenzen gebracht. Wegen des Krieg in der Ukraine kamen viel mehr Bedürftige zu der sozialen Einrichtung, die Lebensmittel verteilt. Die Hitzewochen ließen Helfer zusammenklappen – und die horrende Energiekostennachzahlung lässt Chefin Jonah Lindinger vor dem Winter zittern. Denn das Lager ist nicht isoliert. Das soll sich bald ändern.

Seit zwei Jahren sitzt die Tafel in einem ehemaligen Schrotthandel in der Nähe des Donaueinkaufszentrums. So viel Platz die Räume auch bieten, so groß sind auch die Nachteile. Das circa 450 Quadratmeter große Lager, in dem Nudeln, Reis, haltbare Milch und vieles weitere lagern, hat keine Dämmung. „Es ist für uns mittlerweile unerträglich, im Winter und im Sommer in den Räumen zu arbeiten, weil wir die gleichen Temperaturen haben wie draußen“, sagt Lindinger. Zuletzt sei es ein- bis zweimal die Woche passiert, dass Ehrenamtliche zusammenbrechen, weil ihr Kreislauf nicht mehr mitmacht. Im Winter dagegen würden die Finger selbst in der heißen Badewanne daheim nicht mehr warm – obwohl die Tafel gegen die Kälte anheizt.

7000 Euro Nachzahlung

Lindinger erzählt: „Wir haben eine Strom- und Gasnachzahlung über 7000 Euro bekommen.“ Zuvor zahlte die soziale Einrichtung, die auf Spenden angewiesen ist, einen Abschlag in Höhe von 500 Euro im Monat. Jetzt sind es 1200 Euro. Die Möglichkeiten, Energie zu sparen, sind begrenzt. Aber der Tiefkühlcontainer, der viel Starkstrom braucht, ist jetzt erst einmal aus; Pizzen kann die Tafel nicht mehr annehmen.

Für Lindinger war klar: Eine Isolierung muss her. „Uns ist ein Angebot über 130000 Euro gemacht worden“, erzählt sie. Das kam nicht infrage.Als Peter Lammel, ehemaliger Vorsitzender des Biketeams Regensburg, mit den „Radlern der Tafelrunde“ die Einrichtung besuchte, hörte er von den Nöten. „Da muss man doch was machen können“, habe er sich gedacht.

Dämmplatten aus Köfering

Da fügte es sich gut, dass zum Stammtisch Paul Köhler, Geschäftsführer eines Fachhandels für technische Baustoffe in Köfering, kam. Er stellt, unterstützt vom Lieferanten Paroc, Dämmstoffplatten und Zubehör im Wert zwischen 12000 bis 14000 Euro zur Verfügung. Außerdem arbeiten mehrere seiner Fachkräfte umsonst. Insgesamt circa 50 Helfer, unter anderem vom Biketeam und dem Technischen Hilfswerk, werden am 16. und 17. September die Isolierung gratis einbauen. „Wir machen es schnell und günstig“, erklärt Köhler. Regensburger Gastronomen versorgen die Helfer kostenlos mit Essen und Getränken. Auch Jochen Brühl, Chef der Tafel Deutschland, werde mitarbeiten, kündigt Lindinger an.

Die Vereinschefin freut sich nicht nur, weil Mitte September eines ihrer größten Probleme gelöst wird. „Wir haben einfach schon das Gefühl bekommen: Ihr seid’s nicht allein.“ Wie Lindinger berichtet,holen 600 bis 1000 Menschen täglich Lebensmittel bei der Tafel Regensburg ab. Circa 180 Ehrenamtliche arbeiten mit.

Am meisten geholfen ist der Tafel Regensburg mit Geldspenden an das Konto mit der IBAN DE27 7505 0000 0026 9718 20.