Workshop
Job-Training für geflüchtete Frauen

Das Projekt „WomenTogether“ von CampusAsyl Regensburg hilft bei der Integration. Ein Kurs macht vor allem Berufstätige fit.

08.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:00 Uhr
Die entspannte Atmosphäre erleichtert den vertrauensvollen Austausch. Bei der „Maschinen“-Übung steht Teamwork im Mittelpunkt: Jede Frau bildet ein „Rädchen“, das eine bestimmte Bewegung vollführt und sich mit den andern zu einem großen Ganzen ergänzt – wie bei einer Maschine, die rund läuft. −Foto: Katharina Kellner

Es gibt solche Tage, da steht eine besondere Performance an im Job – man soll eine Präsentation halten, andere von einem Projekt überzeugen – und dann geht morgens alles schief: die Kinder schreien, das Fahrrad ist kaputt und der Busfahrer sauer, weil er auf die Nachzüglerin warten muss. In solchen Situationen ist es hilfreich, Strategien zu kennen, die helfen, den Stress hinter sich zu lassen.

Sich auf Positives besinnen

Diese Strategien sind die Expertise von Melanie Rainer, Schauspielerin und Coach, die viele Regensburger von Auftritten mit den Ensemble des Turmtheaters oder des Improtheaters Chamäleon her kennen. In ihrem Kurs im Familienzentrum der Evangelischen Jugendsozialarbeit (EJSA) geht es um Körpersprache, Sprache, Emotionalität und Bühnenpräsenz. Sie vermittelt den Frauen: Wer sich vom Stress beherrschen lässt, ihn sogar noch auf andere überträgt, gerät tiefer in die Spirale. Wer es schafft, sich auf seine positiven Energien zu besinnen, ist für Herausforderungen besser gewappnet.

Der Workshop ist Teil des aktuellen WomenTogether-Kurses „Leadership Credo“. Wie alle Kurse aus dem WomenTogether-Projekt richtet er sich an geflüchtete Frauen mit Bleibeperspektive, die (berufliche) Perspektiven für das Leben in Deutschland entwickeln, Erfahrungen austauschen, sich vernetzen und neue Kompetenzen aufbauen wollen. Der Verein CampusAsyl organisiert das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderte Projekt.

„Leadership Credo“ eignet sich für Frauen, die eine Berufstätigkeit anstreben oder für Herausforderungen im Job gerüstet sein wollen. „Ziel des Workshops ist es, auf der Bühne zu stehen und vor den anderen ihre Geschichte zu erzählen“, sagt Melanie Rainer.

Eine ihrer Übungen besteht darin, sich Farbe in den Raum zu imaginieren: „Wir haben magische Zauberhände und machen durch Händeklatschen den Raum ganz bunt“, ruft Rainer den Frauen zu, die daraufhin klatschend umherwandern. Anfangs zurückhaltend, dann mit immer mehr Tempo und Spaß an der Sache laden die Frauen den Raum mit fast greifbarer Energie auf.

Teilnehmerin Majdoulin Hamza steht bereits erfolgreich im Beruf - sie unterrichtet Arabisch an der Ostbayerischen Technischen Hochschule und an der Volkshochschule. „Das ist auch wie eine Bühne“, sagt sie. Nach ihrer Flucht aus Syrien wurde sie 2016 ehrenamtlich für CampusAsyl aktiv. Zunächst fühle man sich in einer neuen Kultur verloren, erzählt sie und berichtet von ihren guten Erfahrungen mit den CampusAsyl-Kursen Motherschools und WomenTogether. Sie habe da unter anderem gelernt, ihren Kindern mehr Freiheit zu lassen.

Zweck:Schwerpunkte:
Zwei Gruppen von bis zu zwölf Teilnehmerinnen treffen sich mit Projektleiterin Mai Hamza und wechselnden Referenten jede Woche, um über verschiedene Aspekte der Integration in Deutschland zu sprechen.Neben dem „Leadership“-Kurs ist „Empowerment“ ein wichtiges Thema, ebenso der Komplex Gesundheit – hier geht es um Ernährung, Verhütung oder um Selbstschutz vor Gewalt. Zudem sollen die Frauen über ihre Rechte Bescheid wissen, ob in der Arbeitswelt oder im Umgang mit Diskriminierung.

WomenTogether zielt auf die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Frauen. „Frauen sind wichtige Multiplikatorinnen“, sagt Mai Hamza, die das Projekt seit zwei Jahren leitet. Hamza betont, die WomenTogether-Kurse wollten einen „Safe Space“ bieten: „Die Frauen vertrauen sich und unterstützen sich gegenseitig. Hier trauen sie sich, Deutsch zu sprechen, auch dann, wenn ihr Sprachniveau noch niedrig ist.“

Jede Frau ist wichtig und sichtbar

Der aktuelle Kurs ist der vorerst letzte, die Finanzierung läuft erst einmal aus. Die Teilnehmerinnen wollen sich trotzdem weiterhin treffen. Dass die Kurse für Frauen über Jahre eine wichtige Anlaufstelle für persönliche Entfaltung bieten, dafür ist Rafel Azem Amanuel ein gutes Beispiel. Die ausgebildete Fachinformatikerin für Systemintegration arbeitet beim Bistum Regensburg im IT-Bereich. Seit Jahren engagiert sie sich bei CampusAsyl, den Aufbau des WomenTogether-Projekts hat sie mitgestaltet: „Wir haben uns eine gute Atmosphäre geschaffen. Hier ist jede Frau wichtig und sichtbar“, sagt sie, die einst aus dem Irak nach Deutschland gekommen ist. In den auf Deutsch gehaltenen Kursen habe sie viele Kontakte geknüpft und ihre Sprachfertigkeit verbessert. Am aktuellen Kurs nimmt sie teil, weil sie weiter an sich selbst arbeiten will, sagt sie: „Ich will eine bessere Version von Rafel werden.“