Herbst
Leuchtet das Laub heuer besonders schön?

Mancher hat den Eindruck, dass die Blätter intensivere Farben haben als sonst. Ein Experte der Regensburger Uni klärt auf.

25.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:35 Uhr
Herbstlich verfärbte Bäume vor dem Regensburger Dom. −Foto: Etienne Nückel

Im Herbst färben sich die Blätter bunt. Mancher Regensburger hat den Eindruck, dass die Farben heuer besonders intensiv sind. Woran das liegen könnte, warum Blätter überhaupt ihre Farbe ändern und ob wieder mit Herbststürmen zu rechnen ist.

Prof. Dr. Thomas Dresselhaus leitet das Institut für Pflanzenwissenschaften an der Regensburger Uni. Er glaubt nicht, dass die Blätter dieses Jahr besonders kräftige Farben haben: „Ich vermute, dass das ein subjektiver Eindruck ist, der durch das schöne Wetter mit blauem Himmel entsteht.“

Andreas Brömser, der die Abteilung Agrarmeteorologie beim Deutschen Wetterdienst leitet, sieht das ähnlich. Das Wetter in der zweiten Oktoberhälfte sei sehr klar gewesen, „somit wurden die in der Sonne gelb und rot leuchtenden Bäume sicher auch verstärkt wahrgenommen.“

Außerdem sei die Verfärbung des Laubes durch Nächte mit leichtem Frost und Temperaturen um den Gefrierpunkt verstärkt in Gang gesetzt worden. Trockenstress habe es heuer kaum gegeben, daher haben die Bäume noch genügend grüne Blätter gehabt, die sich verfärben können, so Brömser weiter.

Bei der Verfärbung der Blätter handelt es sich um einen normalen Alterungsprozess, der jedes Jahr gleich abläuft, erklärt Thomas Dresselhaus: Im Herbst bereiten sich die Bäume auf den Winter vor. Dazu bauen sie den grünen Farbstoff Chlorophyll in den Blättern ab und lagern ihn als Energiereserve in den Wurzeln ein.

Blätter sind die Mülleimer der Bäume

Wenn die grüne Farbe aus den Blättern verschwindet, werden andere Farbtöne sichtbar, erklärt Dresselhaus. Dabei handele es sich einerseits um Farbstoffe wie Carotinoide, die vom Grün überlagert wurden. Außerdem um Farbstoffe, die beim Abbau von Chlorophyll entstehen.

Der Baum lagert auch farbige Abfallstoffe in den Blättern, weil die ohnehin abgeworfen werden, sagt Dresselhaus: „Blätter sind sozusagen die Mülleimer der Pflanze.“

Aber warum haben Blätter unterschiedliche Farben, etwa Rot, Gelb, Orange oder sogar Violett? Das ist Zufall und hängt von der Zusammensetzung der unterschiedlichen Farbstoffe ab, sagt der Biologe. Die unterscheide sich von Art zu Art, so etwas wie einen Zweck habe das aber nicht.

So wird das Wetter

Kann man die Blätter noch länger bewundern, oder kommt bald der nächste Herbststurm? „Ab Sonntag oder Montag (Allerheiligen) wird es von Westen her mit zunehmendem Tiefdruckeinfluss unbeständig, wobei die genaue Entwicklung noch unsicher ist“, sagt Andreas Brömser. Bis dahin bleibe es bei einem „Mix aus Sonne, Wolken und teils zähem Nebel“.

Dann könne der Südwest- bis Westwind zeitweise deutlich auffrischen, ein richtiger Sturm zeichne sich aus heutiger Sicht jedoch nicht ab.

Aber auch ohne Sturm werde das Laub bald von selber abfallen: „In dieser und in der ersten Novemberwoche wird es noch viele bunte Bäume zu sehen geben, danach werden nur noch ein paar bunte Nachzügler zwischen vielen weitgehend kahlen Bäumen hervorleuchten“, sagt der Meteorologe.

Sollbruchstelle:Enzyme:Lagerung:
Die Blätter fallen vom Baum, wenn der Prozess des Abbaus von Chlorophyll und der Einlagerung von Abfallstoffen abgeschlossen ist – sozusagen wenn der „Mülleimer“ voll ist, sagt Prof. Dr. Thomas Dresselhaus, der das Institut für Pflanzenwissenschaften an der Regensburger Uni leitet. Dann öffnen Enzyme eine Art Sollbruchstelle „wie einen Reißverschluss“.Das könne man gut im eigenen Garten am Apfelbaum beobachten. Äpfel produzieren ein gasförmiges Enzym namens Ethylen, das den „Reißverschluss“ öffnet. Daher fallen die Blätter häufig erst rund um die Äpfel, während sie an anderer Stelle noch hängen bleiben. So bekommen die Früchte mehr Sonnenlicht ab.Äpfel hören aber auch nach dem Pflücken nicht damit auf, Ethylen zu produzieren, sagt Dresselhaus. Daher solle man nie Äpfel und Bananen in eine Schale legen: Die Bananen werden schneller alt. Am besten lagere man Äpfel im Kühlschrank, das verlangsame die Ethylen-Produktion.