Das kulturelle Jahresthema „Nahsicht“ der Stadt Regensburg inspirierte Autoren der Regionalgruppe Ostbayern des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, drei Regensburger Stadtteile genauer in den Blick zu nehmen.
In der Einführung zu der kulturellen Veranstaltung beleuchtete Dr. Christine Riedl-Valder die Geschichte der ehemaligen Zuckerfabrik mit dem 150 Meter hohen Schlot, dem „langen Heinrich“.
In seiner Lesung führte Bernhard Setzwein den Zuhörern die Spätfolgen von übermäßigem Zuckergenuss vor Augen. In kraftvoller Prosa porträtierte er zwei ältere Herren, die sich im Krankenhaus widerwillig der Einschränkungen durch ihre Zuckerkrankheit bewusst werden. „Nie mehr Zuckerwatte, nie mehr kandierte Früchte“ – das Leben wird für den Oktoberfestfan Fuderer recht freudlos werden, so Bernhard Setzwein über seinen Prota- gonisten. Einen anderen Blickwinkel eröffnet die Kurzgeschichte von Autorin Gabriele Kiesl. Darin schwelgt eine Bewohnerin des Seniorenwohnheims im Candis in ihren Erinnerungen an selige Familienabende mit Feuerzangenbowle und Zuckerhut. Der Beitrag von Claudia Spelic stellte das Leben der Tänzerin Nora vor. An einem dramatischen Wendepunkt ihres Lebens offenbart sich ihr bisher heimlicher Verehrer, ein Chocolatier. Längst vergangene Kindertage im Bayerischen Wald lässt die Historikerin Marita A. Panzer in ihrer Erzählung wieder aufleben. Der Hauptfigur muss mit sechs Jahren ein Backenzahn gezogen werden. Für ihre Tapferkeit erhält sie eine damals seltene Marzipantorte.
Augenzwinkernd erzählt Rolf Stemmle vom Alltag des Disponenten einer Spedition. Dessen beruflicher Stress wird für den Zuhörer nachfühlbar. Wenn die Lage für ihn wieder einmal aussichtslos wird, gibt es nur einen Ausweg: „Da hilft nur Schokolade.“ Die Lesereihe wird am 26. August im Alex-Center mit „Leben am Fluss Regen“ in Reinhausen, fortgesetzt. Den Abschluss bildet mit „Leben im Hochhaus“ ein Blick auf Königswiesen am 21. September im Köwe-Center.