Brauchtum
Sprachwurzel für Museumsdirektor Loibl

Der Dialektpreis geht an ein bayerisches Original, das von sich glaubte, auch des Hochdeutschen gut mächtig zu sein.

11.08.2019 | Stand 16.09.2023, 5:28 Uhr

Dr. Richard Loibl (Mitte), Direktor des Hauses der bayerischen Geschichte in Regensburg, ist der Träger der 15. Bairischen Sprachwurzel. Laudator Prof. Hans-Georg Hermann (links) und Sepp Obermeier, Vorsitzender des Bundes Bairische Sprache, zeichneten den gebürtigen Straubinger aus. Foto: Melanie Bäumel-Schachtner

Eigentlich hat er gemeint, dass er im Fernsehen oder Radio immer Hochdeutsch spricht. Das hat Dr. Richard Loibl, diesjähriger Preisträger der Bairischen Sprachwurzel, bei der Verleihung am Sonntagvormittag in Straubing launig erzählt. Sepp Obermeier, Vorsitzender des Bundes Bairische Sprache, sieht das anders und zeichnete den gebürtigen Niederbayern für die sympathische Verwendung der Mundart aus. „Sie sorgen dafür, dass der Dialekt nicht ins Museum muss“, spielte Obermeier auf die Profession und Passion Loibls an, der seit vielen Jahren Museen konzipiert und derzeit nach der Eröffnung des Hauses der bayerischen Geschichte in Regensburg in aller Munde ist.

„Sie sorgen dafür, dass der Dialekt nicht ins Museum muss.“Sepp Obermeier über Richard Loibl

Geboren in Straubing, wuchs Loibl in Hengersberg auf und studierte in München Geschichte. „Als ich zurückkam vom Studium, sagte meine Mutter zu mir: ‚Jetzt spricht des G’scheidhaferl a no Hochdeitsch.‘ Ab da hab ich wieder Bairisch geredet.“ Sein Dialekt sei geprägt von ganz unterschiedlichen Stationen seiner Vita, zum Beispiel durch seine Zeit in Passau, wo er das Stadtmuseum leitete. „Deshalb halten mi viele für an Österreicher, aber des is mir egal“, bekannte der Preisträger. Er freute sich riesig über den Preis: „Des is mei liebster Preis und a mei Erster. Er wär mir aber auch der Liebste, wenn er net der Erste wäre“, scherzte der 54-Jährige.

„Des is mei liebster Preis und a mei Erster.“Richard Loibl

Die Laudatio hielt Hans-Georg Hermann, Professor für bürgerliches Recht und bayerische Rechtsgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dieser erklärte in seiner Rede: „Net g’schimpft is in Bayern g’lobt gnua. Und schimpfen kann man über Dr. Loibl nicht, also sollte das der Worte genug sein.“ Er führte aber dennoch ausführlich aus, dass die Tatsache, ein tolles Museum konzipiert zu haben, nicht allein preiswürdig sei. Wohl aber der Fakt, dass Loibl seinen Dialekt aktiv verwende: „Er macht uns dabei Mut, das auch zu tun“, so der Laudator. Es sei auch das nötige Fingerspitzengefühl für Sprache, das der Preisträger mitbringe, so Prof. Hermann: „Historische Wahrhaftigkeit trifft sich bei ihm mit Sprachwahrhaftigkeit“, unterstrich er.

Geschichte: Preisträger:
Die Sprachwurzel ist heuer zum 15. Verliehen worden und würdigt Menschen, die im Licht der Öffentlichkeit stehen und dabei Dialekt sprechen.Erster Preisträger war der Straubing-Bogener Landrat a. D. Alfred Reisinger (CSU). Im Jahr darauf folgte Papst Benedikt, dem die schwere Trophäe aus Glas nach Rom gebracht wurde. Es folgten unter anderem Stofferl Well, Martina Schwarzmann und Pfarrer Rainer-Maria Schießler. (lbn)

Besonders gefallen habe ihm die Erklärung Loibls auf ein im Leuchtband des Museums nicht leuchtendes und somit unsichtbares A beim Museumsuntertitel „Was vorher geschah.“ Der Museumsdirektor habe erklärt, dass es in Bayern drei unterschiedliche Ausspracheformen für das A gebe: „Und hat gesagt, nachdem es so viele A-Laute gibt, sind sie zum Schuss leider ausgegangen.“ Solche Aussagen zeichneten Loibl aus, und in jedem Falle sei er absolut authentisch.

Sepp Obermeier erklärte, in einem Interview mit dem MDR sei er zum ersten Mal auf den Gebrauch des Dialekts von Loibl aufmerksam geworden. In weiteren Beiträgen habe sich das Bild von „Bayerns bekanntestem Museumsmacher“, der konsequent Bairisch spreche, verfestigt und der gebürtige Straubinger sei damit ein geeigneter Preisträger.