Zweiter Weltkrieg
Ein Gedenkstein für 70 Ermordete

Ein Evakuierungszug mit KZ-Gefangenen wurde in der Kunthau (Schwandorf) zur Todesfalle. Jetzt wird daran erinnert.

21.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:20 Uhr
Dietmar Zwick
Bürgermeisterin Marion Juniec-Möller, die Stadträte Franz Schindler und Andreas Weinmann sowie Michael Fleischmann (v. li.) −Foto: ZWICK

Bis 2014 erinnerte nichts an die Gräueltaten am Bahngleis Schwandorf-Regensburg in der Kunthau, bis der Schwandorfer Lehrer Wolfgang Hirche ein Holzkreuz am Bahndamm aufstellte. Seit kurzem bewahrt nun ein Gedenkstein aus Flossenbürger Granit davor, dass die Ermordung von 70 Gefangenen in Vergessenheit gerät.

Der Gedenkstein soll Erinnerung und Mahnung sein, sagte Bürgermeisterin Marion Juniec-Möller am Dienstag. Zwar lägen der Zweite Weltkrieg und die NS-Diktatur lange zurück, aber umso wichtiger sei es, die Erinnerung aufrecht zu erhalten, um sich selbst und den nachfolgenden Generationen immer vor Augen zu führen, welches unermessliche Leid Menschen unter den Nationalsozialisten zu tragen hatten.

Am 19. April begann die Evakuierung des KZ Flossenbürg und sie wurden in Eisenbahnwagon gepfercht, um sie nach Dachau zu transportieren. Doch wegen der zerstörten Gleise kam der Zug in der Kunthau zum Stehen und 70 Gefangene fanden hier den Tod. Mit dem Gedenkstein möchte nun die Stadt Schwandorf dazu beitragen, dass die 70 namenlosen Opfer des Todeszuges nicht vergessen werden, sagte Juniec Möller.

Stadtrat Franz Schindler dankte dem Klardorfer Heimatforscher Michael Fleischmann für seine mühevolle, detaillierte Archivarbeit, um das Geschehene nachvollziehbar zu machen, sowie der Stadt Schwandorf. Er führte aus, dass sich in dem sogenannten Evakuierungszug „E“-Zug etwa 1000 Männer – Franzosen, Belgier, Slowaken, Kroaten und Polen – befanden, ausnahmslos ausgemergelte Gefangenen aus dem KZ Flossenbürg, bewacht von SS-Mannschaften. Am 20. April 1945 wurden beide Züge in den Morgenstunden das Ziel alliierter Tiefflieger.

Dabei gelang einigen Gefangenen die Flucht, und 29 Männer kamen durch den Angriff und durch Kugeln der SS-Wachen ums Leben. Amerikanische Soldaten fanden in den folgenden Tagen noch 41 weitere getötete Männer. Die Leichen wurden durch Amerikaner exhumiert und zunächst in drei Sammelgräber im Umfeld begraben, so Schindler. Ein QR-Code auf der Tafel gibt Infos preis. (szd)