Bildung
Stiller Protest verleiht Kindern Stimme

Eltern und Kinder aus dem Landkreis Schwandorf fordern eine inzidenzunabhängige Öffnung von Kitas und Schulen.

10.05.2021 | Stand 16.09.2023, 3:01 Uhr
Daniela Leidig, Rosi Birner (v. li.) und Monika Bäuml (re.) vom Elternbeirat der Grund- und Mittelschule Nabburg setzen sich für eine inzidenzunabhängige Öffnung von Kitas und Schulen ein und trugen dieses Anliegen am Samstag dem stellvertretenden Landrat Jakob Scharf (3. v. li.) und Nabburgs Bürgermeister Frank Zeitler vor. −Foto: Petra Beer-Dausch

Teddybären, Schultaschen und Kindergartenrucksäcke standen auf kleinen Schulstühlen. „Meine Bildung ist systemrelevant“ stand auf einem großen Banner zu lesen. Dazu hatten Kinder und Eltern auf Bildern und Plakaten zu Papier gebracht, was sie im Corona-Lockdown vermissen: die Schule, den Kindergarten, ihre Freunde, Fußballtraining oder Tanzstunden. Den stillen Protest, den der Elternbeirat der Grund- und Mittelschule Nabburg am Samstag an öffentlichkeitswirksamer Stelle in der Nähe des Bahnübergangs organisiert hatte, stach ins Auge. Die Forderung der beteiligen Eltern: eine inzidenzunabhängige Öffnung von Kindergärten und Schulen unter Nutzung von vorhandenen Hygienekonzepten.

„Mein Herzenswunsch zum Muttertag“ war die Aktion überschrieben, zu der die„Lobby für Kinder“in ganz Bayern aufgerufen hatte. Vor einem Jahr am Muttertag erhielten alle Mütter im Freistaat ein Dankes-Schreiben des Kultusministers Michael Piazolo, in dem er sich bei den Müttern für deren Unterstützung der Kinder im Homeschooling während des ersten Lockdowns bedankte. „Ein Jahr später sind wir bezüglich einer langfristigen Perspektive für unsere Kinder nicht weiter“, sagte die Vorsitzende des Elternbeirats der Grundschule Nabburg-Diendorf Monika Bäuml.

Bäuml: Kindern und Eltern reicht es

Dabei gebe es von Fachleuten ausgearbeitete Hygienekonzepte für den Präsenzbetrieb in Kitas und Schulen. Es könne nicht sein, dass diese in der Schublade liegen bleiben und Schulen und Kindergärten bei einer eventuellen nächsten Welle wieder abhängig von Inzidenzen geschlossen würden. Auch die kinderärztlichen Fachgesellschaften in Deutschland unterstützten eine Öffnung dieser Einrichtungen. Viele Kinder und Eltern seien nach Monaten im Homeschooling am Ende, so Monika Bäuml. Es sei kaum noch möglich, die Kinder zu motivieren, Eltern könnten Lehrer und Freunde nicht ersetzen. Kindergärten und Schulen seien nicht nur Orte, an denen Bildung vermittelt wird, sondern vor allem auch Orte der Begegnung und der sozialen Interaktion.

Dabei stellte die Elternbeiratsvorsitzende auch klar heraus, dass die Unterstützer der Muttertagsaktion, die in ähnlicher Form im Landkreis Schwandorf auch in Oberviechtach geplant war, keinesfalls die Gefahren einer Corona-Erkrankung leugnen wollen und sich von Querdenkern und Corona-Leugnern klar distanzieren. Monika Bäuml wies auch auf die besonderen Herausforderungen für das Personal in Kindergärten und Schulen hin, die Corona mit sich bringe, und lobte das Engagement, das dort vielfach weit über das normale Maß hinaus ginge.

Ihre Anliegen trugen die Vertreter des Nabburger Elternbeirats auch Politikern vor und stießen auf offene Ohren. Bürgermeister Frank Zeitler, der ebenso wie seine beiden Stellvertreter und weitere Mitglieder des Stadtrats gekommen waren, stimmte zu, dass gerade Grundschüler Präsenzunterricht benötigen. Für die weiterführenden Schulen sah er die Situation differenzierter. Auch der stellvertretende Landrat Jakob Scharf weiß, wie sehr Kinder die Begegnung mit anderen Kindern vermissen und die aktuelle Situation an den Nerven zehre. (bp)