Mit FCI, Jahn, 1860 und Haching
Der lange Weg nach oben: Prognosen zur Saison in der 3. Liga

01.08.2023 | Stand 13.09.2023, 1:47 Uhr

Wieder ein Donauderby: Im April 2022 gab’s zwischen Jahn Regensburg und dem FC Ingolstadt zuletzt ein 1:1. In der Bilanz der bisherigen 14 Pflichtspiele liegen die Oberpfälzer mit 8:4 Siegen vorn. Foto: Imago Images

Die 16. Saison in der Drittliga-Geschichte verspricht aus bayerischer Sicht Spannung. Vier Klubs, drei Derbys und vage Aufstiegshoffnungen prägen das Bild. Favoriten sind jedoch andere.



Arminia Bielefeld
Personal: 17 Zugänge, 26 Abgänge – einen größeren Umbruch als bei den Arminen nach dem Durchrauschen von der Bundesliga in die 3. Liga gab es nirgends. Geblieben ist nur Vereinsikone und Rekordtorschütze Fabian Klos. Gleichwohl hat der neue Trainer Michél Kniat (zuvor Verl) bereits eine neue Truppe zusammen mit stark bayerischem Einschlag: drei Ex-Löwen, zwei vom Jahn und je ein ehemaliger Clubberer und Schanzer tummeln sich im Kader.

Prognose: Bielefeld muss sich trotz des enormen Fanzuspruchs (8500 verkaufte Dauerkarten) erst sortieren. Nur wenn Kniat zügig eine neue Einheit findet, ist der sofortige Wiederaufstieg drin.

SSV Jahn Regensburg
Personal: Die wichtigste Personalie heißt Achim Beierlorzer. Der frühere Mathematiklehrer und Bundesliga-Trainer darf nun an ehemaliger Wirkungsstätte als Geschäftsführer Sport einen Neuanfang managen. Mit Benedikt Saller, Konrad Faber und Christian Viet tragen nur noch drei bisherige Stammkräfte die Jahn-DNA in sich. Dazu kommt Rückkehrer Andreas Geipl.

Prognose: Der Jahn kennt die Spielweise in der 3. Liga und dürfte kaum Anpassungsprobleme haben. Die Kaderqualität dürfte aber nur für das vordere Mittefeld reichen.

SV Sandhausen
Personal: Die fast Unabsteigbaren setzen nach elf Jahren 2. Bundesliga ganz auf Erfahrung wie die Verpflichtungen von Torjäger Rouwen Hennings (35/Düsseldorf) sowie den Defensivkräften Alexander Mühling (30/Kiel), Tim Knipping (30/Dresden) oder Luca Zander (27/St. Pauli) zeigen. Der Trainer ist eine Ausnahme: Danny Galm (37) hat bisher nur den Nachwuchs von 1899 Hoffenheim und Bayern München trainiert. Sportdirektor Matthias Imhof, der Austria Klagenfurt in die österreichische Bundesliga führte, ist an seiner Seite. Auch mit dabei: der Ingolstädter Felix Göttlicher, der aus Aue kam.

Prognose: Präsident Jürgen Machmeier fackelt nie lange. Darum wird es spannend, wie der junge Trainer und die ausgebufften Profis die Favoritenbürde tragen, 15 Trainer tippen auf die Sandhäuser.

SC Freiburg II
Personal: Gerade mal ein Punkt fehlte den nicht aufstiegsberechtigten Breisgauern in der Vorsaison zur Meisterschaft. Nun muss der SCF unter anderem Top-Torjäger Vincent Vermeij (15 Tore/6 Vorlagen) ersetzen. Trainer Thomas Stamm (40) hingegen verlängerte seinen Vertrag beim SCF – trotz einiger höherklassiger Angebote, vor allem aus seiner Schweizer Heimat.

Prognose: Die Freiburger spielen wieder eine gute Rolle. Ein Spitzenplatz wird es aber nicht.

1. FC Saarbrücken
Personal: Den personellen Aderlass im Sturm (Adriano Grimaldi zum SC Paderborn; Marvin Cuni zum FC Bayern II) könnten Heimkehrer Patrick Schmidt (FC Ingolstadt) und Kai Brünker (1. FC Magdeburg) kompensieren. Zudem verlor der FCS den starken Stammkeeper Daniel Batz an den FSV Mainz 05, Nachwuchsmann Tim Schreiber (RB Leipzig) soll in die Fußstapfen des 32-Jährigen treten. Mit Mittelfeldspieler Tim Civeja ist ein weiterer Ex-Schanzer im Saarland gelandet.

Prognose: Trainer Rüdiger Ziehl (45) will an die starke letzte Saison (Rang fünf) anknüpfen. Ein ambitioniertes, aber nicht unrealistisches Ziel.

Dynamo Dresden
Personal: Schmerzhaft ist der Abgang von Topscorer Ahmet Arslan (25 Tore/8 Vorlagen; nach Magdeburg). Seine fehlenden Tore soll unter anderem Robin Meißner (zuletzt vom HSV an Viktoria Köln verliehen) kompensieren. Auf den Flügeln ruhen die Hoffnungen offensiv auf Lucas Cueto (KSC) und defensiv auf Kyu-hyun Park (SV Werder Bremen).

Prognose: Zuschauerkrösus Dynamo (24500 im Schnitt) hat den Aufstieg als Saisonziel klar formuliert und ist neben Sandhausen der große Favorit auf die Rückkehr in die 2. Bundesliga.

SV Waldhof Mannheim
Personal: Trainer Rüdiger Rehm soll wie zuvor beim FC Ingolstadt Aufbauarbeit leisten. Ex-Schanzer Jalen Hawkins soll dabei ebenso helfen wie der bisherige Jahn-Profi Minos Gouras. Allerdings ging Torjäger Dominik Martinovic (12 Tore/Elversberg) verloren.

Prognose: Seit dem Aufstieg 2019 sprang stets ein einstelliger Tabellenplatz heraus. Das könnte dieses Mal schwierig werden.



TSV 1860 München

Personal: Großer Aderlass bei den Löwen: 18 Spieler verließen die Blauen – gekommen sind bislang elf Neue, darunter Stürmer Valmir Sulejmani, der beim FC Ingolstadt keine Bäume ausriss. Dazu wartet man bei den Löwen weiter auf einen Nachfolger für Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel – Namen gab es genug, aber weiterhin keinen Vollzug.

Prognose: Die Münchner lassen keinen klaren Kurs erkennen, wohin der Verein steuert. Derzeit deutet nichts darauf hin, dass die Löwen wieder Aufstiegshoffnungen hegen können. Das Abrutschen in die untere Tabellenhälfte droht.

FC Viktoria Köln
Personal: Mit einer Amtszeit von 29 Monaten zählt Olaf Janßen gegenwärtig zu den dienstältesten Trainern in der 3. Liga. Top-Transfer ist Bryan Henning (Braunschweig). Der Abgang von Torjäger Robin Meißner (12 Treffer) schmerzt.

Prognose: Rang neun in der Vorsaison war die beste Platzierung in den vier Jahren 3. Liga. Daran anzuknüpfen wird schwer.

SC Verl
Personal: Torwart Luca Unbehaun (vom BVB II) soll in die Rolle von Niclas Thiede (zum VfL Bochum) schlüpfen. Spannend wird sein, wie sich Innenverteidiger Fabio Gruber (FC Augsburg II) im Profigeschäft zurechtfindet. Ebenfalls neu: Trainer Alexander Ende (43). Auch der Eichstätter Patrick Kammerbauer (64 Spiele in der 3. Liga) mischt mit.

Prognose: Nach zwei Jahren können die Verler wieder in der heimischen Sportclub-Arena antreten. Der Klassenerhalt wird dadurch nicht leichter.

FC Ingolstadt
Personal: Die Schanzer haben den nächsten riesigen personellen Umbruch hinter sich: 11 Neuzugängen stehen 14 Abgänge gegenüber, darunter die beiden besten Torschützen Tobias Bech 13; zu Aarhus GF) und Schmidt (10). Auch Abwehrchef Visar Musliu (SC Paderborn) ist nicht mehr da. Das vormalige Rostocker Tandem Ryan Malone und Lukas Fröde soll die Defensive stärken, Yannick Deichmann (1860 München) ist als flexibler Spieler eingeplant. Im Angriff hoffen Trainer Michael Köllner und Co. auf eine baldige Genesung des dauerverletzten Maximilian Dittgen und bauen darauf, dass bei Pascal Testroet in dessen zweitem Jahr beim FCI der Knoten platzt.

Prognose: Die Schanzer wollen eine bessere Saison als 2022/23 spielen (Platz elf) – das muss allerdings auch der Anspruch sein. Der erhoffte Aufstieg ist nicht ausgeschlossen. Zu den heißen Anwärtern gehört der FCI aber nicht.

MSV Duisburg
Personal: Die beiden prominentesten Neuzugänge sind Offensivspieler: Stürmer Pascal Köpke (1. FC Nürnberg) und Ex-Schanzer Thomas Pledl (SV Waldhof Mannheim). Geld für Neue ist kaum da. MSV-Urgestein Moritz Stoppelkamp ist zu Rot-Weiß Oberhausen in die Regionalliga West gewechselt, Talent Julian Hettwer zum BVB II.

Prognose: Coach Torsten Ziegner (45) übt sich in Zurückhaltung. Der MSV ist Kandidat für einen Platz im Mittelfeld – sollte sich aber nicht zu sicher fühlen.

Borussia Dortmund II
Personal: Kapitän Franz Pfanne führt die BVB-Talente ins dritte Drittliga-Jahr. Mit Verteidiger Patrick Göbel (30/Zwickau) kommt lediglich ein Routinier als erfahrene Unterstützung hinzu, die übrigen Zugänge sind allesamt junge Spieler, darunter Ex-Schanzer Justin Butler.

Prognose: Für Trainer Jan Zimmermann wird es Aufgabe genug sein, die Mannschaft aus dem Abstiegsstrudel herauszuhalten.

FC Erzgebirge Aue

Personal: Der unverwüstliche Drittliga-Rekordtrainer Pavel Dotchev (315 Spiele bei sieben Vereinen), der zum dritten Mal seit 2018 das Zepter im Erzgebirge schwingt, baut den Kader ziemlich um. Mit Kapitän Dmitri Nazarov verliert er eine Aue-Ikone, dafür kommt mit Löwe Marcel Bär der Drittliga-Torschützenkönig der Saison 21/22 (21 Treffer).

Prognose: In den vergangenen 20 Jahren brauchte Aue nur einmal zwei Jahre, um in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Dieses Mal könnte es länger dauern, für einen Platz ganz vorne reicht es nicht.

Rot-Weiss Essen
Personal: Ein überraschender Fehlbetrag von 3,6 Millionen Euro brachte die gewaltige Fanszene (Zuschauerschnitt in der vergangenen Saison 16448) auf die Palme. Dazu ist Trainer Christoph Dabrowski umstritten, der mit dem zuletzt vom FC Augsburg ausgeliehenen Felix Götze immerhin einen Eckpfeiler verpflichten konnte. Vom FCI kam Stürmer Moussa Doumbouya.

Prognose: Die Fanseele kocht, die Unruhe ist groß – kein guter Nährboden für Erfolg. Rot-Weiss kämpft um den Klassenerhalt.



Hallescher FC

Personal: 18 Ab- und 13 Neuzugänge bedeuten einen riesigen Umbruch. Ex-Löwe Meris Skenderovic soll ein neuer Fixpunkt in der Offensive der Hallenser werden. Schmerzlich vermisst werden dürfte die große Erfahrung Nik Omladics, der sich dem slowenischen Klub FC Koper anschloss.

Prognose: Den Sachsen-Anhaltinern steht eine ganz schwere Saison bevor.

SpVgg Unterhaching
Personal: Ohne Trainer Sandro Wagner (neu: Marc Unterburger) geht die SpVgg zum dritten Mal das Unternehmen 3. Liga an. Die Stützen David Pisot (SGV Freiberg; Regionalliga Südwest), Niclas Anspach (Regensburg) und Christoph Ehlich (Sandhasen) fehlen den Münchner Vorstädtern, die ganz auf ihre Eingespieltheit und die Erfahrung von Rene Vollath, Markus Schwabl, Josef Welzmüller und Patrick Hobsch setzen.

Prognose: Die Hachinger fühlen sich in der Rolle des Underdogs wohl. Aber ob das reicht?

VfB Lübeck
Personal: Innenverteidiger Niklas Kastenhofer (24) ist nach seinem Kreuzbandriss ab Herbst einsatzbereit. Der blutjunge Trainer Lukas Pfeiffer (32) hat sich mit „Co“ Bastian Reinhardt (u.a. HSV, Hannover 96) einen sehr erfahrenen Kollegen ins Boot geholt. Prominentester Name im Kader ist Ex-Club-Kapitän Hanno Behrens (Vertrag bis 2025).

Prognose: Der Klassenerhalt wäre eine Überraschung.

SC Preußen Münster
Personal: Nach drei Jahren kehrt das Bundesliga-Gründungsmitglied in die 3. Liga zurück. Trainer damals wie heute: Sascha Hildmann. Der 51-Jährige blieb nach dem Abstieg und schaffte im dritten Anlauf den Wiederaufstieg mit dem Sturmduo Andrew Wooten (16 Tore/10 Vorlagen) und Gerrit Wegkamp (22/3). Mit den erfahrenen Defensivallrounder Sebastian Mrowca, Ex-Ingolstadt-Sechser Rico Preißinger und KSC-Stürmer Malik Batmaz haben sich die Preußen gezielt verstärkt. Torwart Johannes Schenk wurde von den Bayern ausgeliehen.

Prognose: Die Lust auf Drittliga-Fußball ist groß im Preußen-Land. Bei einem guten Start können die Münsteraner überraschen.

SSV Ulm
Personal: Große Identifikationsfigur ist Johannes Reichert. Der 32-Jährige ist Innenverteidiger, Kapitän und seit 1996 – mit zwei Jahren Unterbrechung – durchweg im Klub. Leistungsträger sollen auch Rückkehrer Felix Higl (kommt aus Osnabrück) und Lenn Jastremski (Leihe vom FC Bayern II) sein.

Prognose: Ulm muss auf den Überraschungseffekt setzen, sonst könnte es eine kurze Visite in der 3. Liga werden.