Von weit her angereiste Teilnehmer
Japanischer Schwertmeister zeigt seine Künste: Iaido ist ein Weg, der den Geist fördert

05.12.2023 | Stand 05.12.2023, 19:57 Uhr

Ein Schwertmeister mit Ausstrahlung: Kumazawa Sensei beim Lehrgang im Goethe-Gymnasium mit der blauen IMAF-Flagge im Hintergrund, die erstmals Japan verließ. Foto: Christian Brüssel

Die Geschichte vom Lehrmeister des Lehrmeisters ist vielsagend. Sensei Yoshiida ist 97 und lehrte Kumazawa Masayuki den Schwertkampf. Der 75-jährige japanische Sensei des achten Dans (= Meister) wiederum war derjenige, für den auf Ruf von Peter Güthing vom SV Burgweinting 60 Teilnehmer nicht nur aus Cham, Landshut, Augsburg oder Leipzig zum Iaido-Lehrgang ins Regensburger Goethe-Gymnasium anreisten, sondern der Interessierte bis aus der Schweiz und Österreich lockte.

„Wer oft übt, ist von innen stärker“, ist eine der Maximen, die der japanische Meister aus Yokohama im Speckgürtel Tokios von sich gab. Beim Iaido geht es um Kleinigkeiten, die den fünf Gruppen viel Konzentration abverlangten und bisweilen wenig sichtbare Action lieferten. „Die Action ist das, was man nicht sieht“, erklärt Peter Güthing. „Man muss sich immer einen imaginären Gegner vorstellen. Wer das nicht kann, tanzt mit dem Schwert. Aber wir machen kein Schwert-Ballett.“

Zoom-Training überbrückt

Der Kontakt mit Kumazawa Sensei, dem die Teilnehmer ehrfürchtig lauschten, entwickelte sich über die Jahre. Nach einem Lehrgang 2018 in Plauen, bei dem Güthing als Zuschauer anreiste und zum Hilfsausbilder vergattert wurde, entstand schnell die Idee, selbst nach Japan zu reisen. In den Corona-Tagen hielt man die Verbindung mit Zoom-Training. Im Oktober erst wurde die Japan-Reise verwirklicht und ein Gegenbesuch arrangiert, zu dem Kumazawa die blaue Flagge der International Martial Arts Federation, kurz IMAF, mitbrachte. „Die Flagge hat das erste Mal Japan verlassen“, berichtete Güthing stolz.

Der Oberstleutnant der Bundeswehr hat von klein auf ein Faible für Japan und Schwertkampf und schwärmte für die Schwarz-Weiß-Filme von Akira Kurosawa wie „Die sieben Samurai“. „Mit zwölf, dreizehn habe ich bei meiner Mutter beim Üben mit dem Holzschwert im Wohnzimmer immer Lampen demoliert“, erzählt er.

Informationen aber waren schwer zu kriegen. „Bücher darüber gab es damals gar keine und gibt es heute noch wenig“, sagt Güthing, der zusammenkratzte, was auf Englisch zu finden war, dann auf Hiroko Fuji stieß und ihr zu Lehrgängen bis nach Wien hinterherreiste. „Mein zweiter Lehrer war Esaka Sensei, der in Berlin zuhause war, und heuer im Sommer mit fast 100 Jahren verstorben ist.“

Noch eine weitere Fügung forcierte den Lauf der Dinge: „Wäre ich 1994 nicht nach Regensburg versetzt worden, säßen wir jetzt nicht hier“, sagt Peter Güthing. 2004 entdeckte Güthing, der begeistert auch Karate in Bad Abbach betreibt („Aber da nur als braver Schüler“), eine Annonce über ein Iaido-Dojo in der RT-Halle, wo er eigentlich selbst Unterricht hatte nehmen wollen. „Doch nach einer Stunde wurde ich gefragt, ob ich den Unterricht halten könnte. Das war die Geburtsstunde des Ganzen: Im ersten Jahr blieben wir in der RT-Halle, gingen dann nach Burgweinting. Und jetzt haben wir rund 30 Mitglieder.“

Erste Auflage 30 Exemplare

Dazu schaffte Peter Güthing Abhilfe auf dem Büchermarkt. Aus seinen Aufzeichnungen, ein paar Bildern und Zeichnungen entstand 2013 ein erster Band, anfangs mit einer Auflage von 30 Stück, der auf Lehrgängen auf Nachfrage stieß. „Band zwei entstand beim Einsatz in Afghanistan“, berichtet Güthing, der gerade dabei ist, den inzwischen vergriffenen zweiten Band zu aktualisieren.

Die Erwartungshaltungen an Iaido seien verschieden. „Wie ein Raum mit vier Ecken: Da steht einer, der es spirituell sieht, einer, der die Vorstellung von Martial Arts wie bei Kill Bill hat, der Dritte denkt sportlich, der Vierte mag Sushi, lernt Japanisch. Jeder wird bedient, alles ist enthalten. Iaido kann sehr schweißtreibend sein. Die geistige Komponente aber ist immer dabei.“ Für Güthing gibt es zwei Lesarten der drei Wortbausteine der 450 Jahre alten Kampfkunst Iaido (i = sein, ai = Harmonie, do = Weg). „Der Weg, jeder Situation zu entsprechen: Das geht nach außen. Oder der Weg zum Einssein mit dem Augenblick, das lateinische carpe diem.“

Iaido-Infos

Training:
Peter Güthing bietet beim SV Burgweinting dienstags und donnerstags (20 bis 21.30 Uhr) Training in der der Grundschule an.

Infos: Sind bei Facebook unter Iai Dojo Regensburg bzw. im Netz unter www.iaido-regensburg.de zu finden. Anfragen per Mail an iaido-regensburg@gmx.de.