Krimi in Stuttgart
Nun geht es um den deutschen Meistertitel: Jahn-Futsaler bejubeln Finaleinzug

14.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:08 Uhr

Gruppenbild mit Anhang: Die Jahn-Futsaler haben trotz der Niederlage in Stuttgart Grund zu feiern. Foto: Thomas Schneider

Es hat gereicht: Trotz einer 2:4 (0:0)-Niederlage beim Stuttgarter FC im Halbfinal-Rückspiel um die deutsche Futsal-Meisterschaft steht der SSV Jahn 1889 Regensburg zum dritten Mal nach 2017 und 2020 im Endspiel.

Vor rund 250 Zuschauern reichte dieses Ergebnis in Stuttgart, weil der Regensburger Vorrunden-Vierte gegen den amtierenden deutschen Meister und Bundesliga-Tabellenführer nach der Vorrunde einen Drei-Tore-Polster aus dem Hinspiel vor zwei Wochen mitgebracht hatte.

Finalgegner am Pfingstmontag (29. Mai, 16 Uhr) ist wieder einmal – wie in den beiden Endspielen zuvor – das Team des Vorrunden-Zweiten HOT05 aus der sächsischen 16000-Einwohner-Stadt Hohenstein-Ernstthal, das nach dem Hinspiel-2:2 mit 4:0 gegen die zweite Mannschaft aus Stuttgart, den TSV Weilimdorf, gewann und Heimrecht hat.

Spannender als ein „Tatort“



Beim Regensburger Auftritt war es wieder einmal ein Spiel, in der in jeder der intensiven 40 Futsal-Minuten alles passieren konnte. „Irgendwer hat vorhin zu mir gesagt: Das war wie ein Tatort, der normal nur sonntags kommt“, sagte Thorsten Porkert aus dem Trainerteam. Am Samstagabend wurde es sogar noch spannender, als der TV-Krimi üblicherweise ist. Nach torloser erster Halbzeit, egalisierten die Oberpfälzer ein 0:2 und gerieten doch noch einmal in Zwei-Tore-Rückstand. „Wir wussten, dass es schwer werden würde, aber dass es gleich bis zur letzten Sekunde nicht klar war, wie es ausgeht“, zitterte Porkert, der nach Trainer-Rot für Philipp Ropers 130 Sekunden vor Schluss in die erste Coaching-Reihe rückte.

Die Partie startete mit Hektik und gelben Karten in Serie. Vier Teamfouls hatte der SSV Jahn 1889 schon nach exakt vier Minuten stehen – ab dem sechsten Foul pro Halbzeit gibt es einen Zehnmeter. Doch die Regensburger bekamen auch das in den Griff. „Wir sind in der ersten Halbzeit super, super in der Defensive gestanden“, sagte Porkert. Sie hätten es sich noch leichter machen können, wenn eine der Chancen wie das Solo des Spaniers Alberto ein Tor gebracht hätte (13:24).

Die stimmgewaltige Unterstützung der Jahn-Fans von der „Sektion Zwoa“, die schon im Hinspiel in Hemau anfeuerten und diesmal zuvor ihre Fan-Freundschaft mit den Stuttgarter Kickers im Stadion bei deren Regionalliga-Aufstieg gefeiert hatten und sogar Kickers-Unterstützung mobilisierten, machte das Spiel in der Sporthalle Freiberg zum Heimspiel.

Dennoch wurde es in Durchgang zwei binnen 217 Sekunden eng: Die Hereingabe von SFC-Kapitän Amer Dzindic prallte vom Rücken des 1889-Torwarts Raul über die Linie (23:30), Dzindic legte noch das 2:0 drauf (27:07) – Stuttgart fehlte nur ein Tor zum Ausgleich im Gesamtergebnis.

Dann war Jahn-Zeit: Nattan Soares, Zugang während der Saison aus der Berliner Fußball-Kreisliga, drehte sich und wuchtete den Ball am serbischen Torwart-Routinier Miodrag Aksentijevic vorbei ins Netz. Noch besser: 4:38 Minuten später traf Brasilien-Torjäger Marquinhus nach einem Konter unnachahmlich mit der Pike zum Ausgleich. „Da habe ich gedacht, wir schaffen das“, glaubte Porkert. Doch Mert Sipahi antwortete 110 Sekunden darauf mit Stuttgarts 3:2.

Es wurde dramatischer und dramatischer: Gelb-Rot für Marquinhus bedeutete Unterzahl und brachte mit Dzindics 4:2 57 Sekunden eine hochspannende Schlussminute, in der das Ensemble der Balkan-Nationalspieler, das diesmal auch wieder Bundesliga-Toptorjäger Adrijan Micevski dabei hatte, gegen die eingeschworene brasilianische Freundestruppe um Spielertrainer Lucas Kruel aber das zur Verlängerung nötige fünfte Tor nicht mehr schaffte.

Der tragische Held hieß Marquinhus, der nach dem Spiel wie ein Häufchen Elend in der Kabine saß, weil er wegen des Platzverweises im Endspiel gesperrt sein wird. „Brutal“, murmelte er in der Kabine, „Ich habe doch nichts gemacht“. Und Thorsten Porkert litt mit: „Er tut mir so leid, weil er sich zwei Jahre für dieses Team so aufgeopfert hat.“

Der Jahn 2023 wieder dran?



Derweil blickte 1889-Abteilungsleiter Oliver Vogel nach vorne und versuchte ein Gesetz der Serie zu entwickeln: „2017 haben wir gewonnen, 2020 Hohenstein.“ Jetzt hat der SSV Jahn nach einem Regensburger 7:4 und einem 2:6 in Duisburg im Corona-Turnier vor drei Jahren die Chance auf seinen zweiten Titel.