Ketsch kommt
Vier-Punktespiel: Historische Perspektive interessiert beim ESV 1927 Regensburg am Heimspieltag nicht

13.04.2024 | Stand 13.04.2024, 5:30 Uhr
Gerd Winkler

Ansage: Für Trainer Bernhard Goldbach ist der Blick nach oben „nullkommanull ein Thema“ Foto: Nickl

Unter normalen Umständen könnten die Handballfrauen des ESV 1927 Regensburg (6., 27:19 Punkte) im dritten Jahr in der 2. Bundesliga die historisch beste Platzierung in Angriff nehmen.

Nach Platz fünf (2021/22) und Platz vier (2022/23) ist ein weiteres Hochklettern realistisch: Die Bunkerladies sind punktgleich mit dem Tabellendritten HC Leipzig. Spitzenreiter Frisch Auf Göppingen und Verfolger HC Rödertal sind mit 12 beziehungsweise zehn Punkten mehr auf dem Konto außer Reichweite. Vor einem Jahr zum gleichen Zeitpunkt hatte der ESV übrigens ebenfalls ein Punktverhältnis von 27:19 vorzuweisen.

Es herrschen heuer jedoch keine normalen Umstände, weil das Oberhaus am Saisonende von 14 auf zwölf Mannschaften verschlankt wird. Somit steigen drei Teams in die 2. Liga ab, dort wiederum greift als Folge der verschärfte Abstieg. Ein Quartett muss den Fahrstuhl nach unten nehmen, der Tabellenzwölfte kann per Relegation mit dem Dritten der Aufstiegsrunde der Drittligisten den Ligaverbleib festzurren. Auf besagten Relegationsplatz sind aktuell die Kurpfalz-Bären Ketsch mit 20:26 Zählern notiert. Am ungewohnten Heimspieltag Sonntag, Anwurf ist um 16 Uhr, gastieren die Schwaben an der Dechbettener Brücke.

Dort herrscht die Parole, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. „Ganz ehrlich, in der aktuellen Situation spielt Platz drei oder Ähnliches überhaupt keine Rolle, das wäre vermessen“, warnt der sportliche Leiter Robert Torunsky. „Die Mannschaften hinter uns fahren immer wieder Siege ein“, so Torunsky. Wer auf dem zwölften Platz landet, könne durchaus auf 28 Punkte kommen. Selbst wenn die Bunkerladies im Vier-Punkte-Spiel auf 29 Zähler aufstocken, traut Torunsky dem Frieden nicht: „Das wäre ein erster gewonnener Matchball.“ Diese Einschätzung führt unweigerlich zur Erkenntnis: es braucht noch einen zweiten.

Derweil befindet sich Ketsch quasi in einem Zweifronten-Krieg. Zuvorderst gilt es den ersten direkten Abstiegsrang auf Abstand halten. Als Nächstes ist auf das rettende Ufer, auf dem untersten Nichtabstiegs-Platz elf rangiert der punktgleiche VfL Waiblingen, zuzusteuern. Nun kommt die Warnung von Torunsky ins Spiel: „Lass und gegen Ketsch verlieren, lass uns nächste Woche bei der zweitstärksten Heimmannschaft Rödertal verlieren.“ Wenn gleichzeitig die hinteren Teams weiterhin fleißig punkten, könne das Polster bis auf drei Punkte schrumpfen.
Für Trainer Bernhard Goldbach ist der Blick nach oben ebenfalls „nullkommanull ein Thema“. In seiner Premierensaison auf der Bank des ESV ist er einzig auf Ketsch fokussiert: „Wir wissen um die Bedeutung des Spiels für uns und für Ketsch.“ Ein Sieg wäre ein brutal wichtiger Schritt, um dem Ziel Klassenerhalt sehr nahe zu kommen.

Die personelle Lage hat sich im Vergleich zum 33:24-Erfolg bei Schlusslicht Gröbenzell verschlechtert. Nicole Lederer hat sich im Ellbogen eine noch nicht final diagnostizierte Verletzung zugezogen. Da trifft es sich gut, dass die vom Drittligisten Erlangen mit einem Zweitspielrecht ausgestattete U20-Nationalspielerin Lisa Fuchs dazustößt. „Ketsch kommt sehr über die Breite und hat mit Svenja Mann die erfolgreichste Rückraumrechts in der Liga“, warnt Goldbach vor der 165-mal erfolgreichen Linkshänderin, die im Liga-Ranking auf Platz zwei steht.