Triathlon
Nur eine funkte den Tristars dazwischen

Sonja Tajsich und Sebastian Neef gewinnen in Regensburg so überlegen wie Sprinter Macello Kunzelmann.

06.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:20 Uhr

Die schnellsten Sprinter hießen Maria Paulig und Macello Kunzelmann. Foto: altrofoto.de

Zwei Distanzen, vier Rennen und ausnahmslos Gastgebersiege: Das hätte gut und gerne möglich sein können beim 28. Regensburg-Triathlon. Hätte – denn eine Woche vor Meldeschluss hatte Maria Paulig beschlossen, wieder einmal einen Trip in die Oberpfalz zu machen. Und die Ingolstädterin, die in Erlangen Zahnmedizin studiert und für München startet, war für die Tristar-Titelverteidigerin Samira Schmidt eben doch eine Nummer zu groß. 4:06 Minuten hatte die 22-Jährige, die Anfang Juli in Düsseldorf mit dem Gewinn der Europameisterschaft ihren größten Erfolg feierte, im Ziel nach 500 Metern im Wasser, 20 Kilometern auf dem Rad und fünf Laufkilometern Vorsprung.

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Es war nicht der einzige glasklare Erfolg des Sonntags: Der Rest ging an Tristar-Regensburger. Der 18-jährige Macello Kunzelmann fegte bei seinem ersten Heimrennen zu einem Start-Ziel-Sieg, blieb als Einziger unter einer Stunde und distanzierte den Zweiten um 4:35 Minuten. Und auch die alten Profi-Hasen waren auf der Olympischen Distanz (1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen) eine Klasse für sich. Nach ein paar Sekündchen Schwimm-Rückstand auf den späteren Dritten Manuel Heilmann aus Forchheim hatte Sebastian Neef schon auf dem Rad die deutliche Führung übernommen und machte mit über fünf Minuten Vorsprung auf Altmeister Ralf Preissl seinen sechsten Sieg in Regensburg perfekt. Auch Sonja Tajsich hatte trotz ungeliebtem Schwimmen ohne Neoprenanzug bei 22,5 Grad Wassertemperatur („Ich muss das ja auch mal trainieren“) ihre 104 Sekunden Rückstand schnellstens aufgeholt und im Ziel sogar fast sieben Minuten Vorsprung auf die Zweite Henrike Güber.

Vor allem in der Beurteilung eines Details unterschieden sich die Siegerbetrachtungen beträchtlich. „Der Radkurs ist krass“, befand Sebastian Neef. „Beim zweiten Mal am Berg am Schelmengraben bin ich oben fast gestorben. Das war echt fies und außerdem hat überall der Wind reingepfiffen.“ Dagegen fand Sonja Tajsich die neue zweite Radrunde und damit das zweite Mal die 15 Prozent Steigung am Schelmengraben „total klasse“ – eine Einschätzung, die bestimmt nicht alle der rund 1200 Teilnehmer teilen.

„Huch, dass ich das noch kann!“

Überhaupt erinnerte Sonja Tajsichs Auftritt fast ein wenig an ihren Ironman-Erfolg von 2010, als sie mit einem Dauerstrahlen durch die Stadt lief. Auch diesmal winkte sie hier, strahlte durchgängig und überraschte sich mit ihrer Laufleistung selbst. Denn die Vorbereitung in ihrer Paradedisziplin war alles andere als perfekt gelaufen: „Entweder ich konnte gar nicht oder nur langsam laufen.“ Zwei Geburtstagsfeiern an den beiden Tagen vor dem Regensburg-Triathlon taten ein Übriges. Dann erstaunte der Blick auf die Uhr Sonja Tajsich: „Als ich die 3:54 Minuten auf dem ersten Kilometer gesehen habe, dachte ich: Huch, dass ich das noch kann!“ Auch ihre Gesamtleistung wunderte sie mit eigener Anspielung auf ihr Alter: „So deutlich unter 40 bin ich vielleicht früher mal gelaufen. Aber da war ich ja noch jung“, sagte die 41-Jährige.

Dass es so gut lief, dafür hatte Tajsich nur eine Erklärung: „Scheinbar brauche ich einfach den Startschuss. Mir hat nichts wehgetan. Irgendwie war das gar nicht so anstrengend.“ Sie hatte unbedingt starten wollen: „Da sind so viele tolle Leute bei dieser tollen Veranstaltung – und wenn alle dir zurufen, dann beflügelt das.“ Und so wurde aus einer simplen Vorgabe („Ich habe gar nicht geguckt, wer sonst dabei ist. Ich dachte, ich mach’ einfach mal mit“) ein haushoher Sieg mit Auswirkung auf die Zukunft. „Das gibt mir Auftrieb für unseren Plan. Ich hatte schon gezweifelt“, sagt Tajsich, die noch Mitte der Woche eine 150-Kilometer-Radtour fuhr und am Samstag ebenfalls intensiv trainierte: „63 Kilometer Rad, drei Schwimmen, acht laufen und dazu Athletik.“

Tajsich hatte mit Platz zwei in Brasilien und EM-Platz sechs in Frankfurt in diesem Jahr ja ein Überraschungs-Comeback gefeiert und sich für die Weltmeisterschaft auf Hawaii im Oktober qualifiziert.Am nächsten Sonntag ist sie auch bei der Challenge in Regensburg, die sie gemeinsam mit Ehemann Tom organisiert, am Start und teilt sich im neuen Format des „Challenge for two“ die Strecken mit Tom Stecher, dem Lebensgefährten der im Frühjahr tödlich verunglückten Challenge-Siegerin Julia Viellehner.

Auch Sebastian Neef, 2016 als Langdistanz-Debütant Challenge-Sechster in Regensburg, wird wieder dabei sein – und nutzte die Kurzdistanz zu einer Überprüfung auf allerlei Gebieten. „Ich hatte neue Mäntel drauf und habe auch eine Veränderung bei der Aerodynamik versucht“ – alles erfolgreich. Auch das Knie, das zuletzt in Roth bei Kilometer 27 zur Aufgabe gezwungen hatte, machte sich nicht bemerkbar. „Ich bin konstantes Tempo von 3:35, 3:40 Minuten gelaufen“, sagt Neef und hatte schon zuvor beim Siegerinterview nach seinen zehn Laufkilometern im Ziel gewitzelt: „Bei der Challenge muss ich ja nicht ganz so schnell laufen, nur länger.“

Zwei ungefährdete Sprinter

Viel kürzer waren Maria Paulig und Macello Kunzelmann unterwegs – und ebenso ungefährdet wie Tajsich und Neef. Paulig, die in Regensburg auch schon die Olympische Distanz absolviert hatte und im Vorjahr im Regionalliga-Team für München im Einsatz war, verlief sich zwar in der Wechselzone zum Laufen kurz, das war aber das einzige Hindernis beim Wiedereinstieg nach dem EM-Titel. Nun würde sie am liebsten auch bei der Weltmeisterschaft in Rotterdam im September wieder aufs Podium kommen.

Macello Kunzelmann, der in Nürnberg am Sportinternat beste Bedingungen für „18 bis 20 Stunden Training die Woche“ hat und über ein Sportstipendium in den USA nachdenkt, ist noch nicht ganz so weit, hat den Nationalkader im Blick und nun noch einen Zweitliga- und einen Europacup-Einsatz vor der Brust.

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