Laufsport
Felix Mayerhöfer geht in den Knast

Der Parsberger ist ein Abenteurer, den es ins Gefängnis zieht. Davor wird er in Regensburg laufen – und bei Muttern essen.

11.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr

Felix Mayerhöfer startet am Sonntag beim Marathon in Regensburg. Foto: Thomas Hahn

Wenn es nach Mama Inge geht, dürfte ihr Sohnemann Felix gerne einige Kilo mehr an seinem Körper tragen.

„Wenn ich zu Besuch komme, sagt sie immer, ich soll mehr essen“, verrät Marathonläufer Felix Mayerhöfer, der unter der Woche an einer Realschule in Kronach unterrichtet, an den Wochenenden meist bei seinen Eltern Inge und Herbert in Parsberg vorbeischaut – und dann von seiner Mutter fürsorglich bekocht wird.

Was G‘scheits von der Mama

Am liebsten würde sie ihrem Felix etwas G‘scheits auf den Teller geben, damit er deutlich mehr auf die Rippen bekommt. Zuletzt aber hat sich der 36-Jährige, zum Unglauben der Mutter, von ihr einen Salat mit Putenstreifen gewünscht. Zubereitet hat sie ihm das Essen trotzdem, schließlich braucht der Junge seine Kraft.

Tatsächlich ist kaum ein Fettpölsterchen dran an Felix Mayerhöfer. Bei 1,86 Metern Körpergröße bringt er nach eigener Aussage aktuell 66 Kilo auf die Waage. „Das ist momentan schon grenzwertig“, gibt er selbst zu. Aber unter der Woche müsse es mit dem Essen bei ihm schnell gehen („Ein leidenschaftlicher Koch bin ich nicht, es gibt meist Nudeln“) und „ansonsten verbrenne ich sehr viele Kalorien“.

„Ich verbrenne sehr viele Kalorien.“Marathonläufer Felix Mayerhöfer

Der Energieumsatz Mayerhöfers ist tatsächlich enorm. Wenn er nicht gerade als Lehrer seine Oberfänkischen Schüler unterrichtet, hat der passionierte Dauerläufer seine Schuhe an den Füßen und schrubbt unentwegt Kilometer. Kaum ein Tag, an dem der Oberpfälzer Marathonläufer nicht dem Ausdauersport frönt.

Weil der Parsberger aber lieber im Wettkampf seine flinken Beine in die Hand nimmt, als auf der 400-Meter-Bahn seiner Realschule einsam Runden zu drehen, findet man Mayerhöfer während der Laufsaison jedes Wochenende bei einem anderen Laufevent – nicht selten auch bei deren zwei. „Da bin ich motivierter und laufe einen Tick schneller – es macht einfach mehr Spaß“, gesteht Mayerhöfer. Vor allem, wenn man wie er dabei meist gewinnt.

Training im Wettkampf

Die Fünf- beziehungsweise Zehn-Kilometer-Läufe in Burgweinting, Neutraubling oder Kallmünz, bei denen er zuletzt startete und jeweils siegte, sind für den Marathonläufer beste Trainingseinheiten unter Wettkampfbedingungen. Das gefällt Mayerhöfer.

Was ebenfalls ganz nach dem Geschmack des Parsbergers ist, sind außergewöhnliche und abwegige Marathonläufe. „Ich mag das, das reizt mich“.Also schlüpfte Mayerhöfer im vergangenen Jahr beim Hamburg-Marathon in einen Business-Anzug und stellte als schnellster Marathonläufer im feinen Zwirn eine Bestzeit im Guinness Buch der Rekorde auf.

Deshalb startete er auch beim Spindellauf durch dDeshalb startete er auch beim Spindellauf durch das Donau-Einkaufszentrum Mitte Januar in Regensburg – und gewann.

Felix Mayerhöfer im Video nach seinem Sieg beim Spindellauf:

Im Februar dieses Jahres setzte der Lauf-Abenteurer gar einen Schutzhelm auf, band sich eine Stirnlampe um und drehte 13 Runden beim Marathon im stillgelegten Bergwerk in Merkers (Thüringen) rund 550 Meter unter der Erde. „Ein wenig Bammel habe ich vorher schon gehabt“, räumt Mayerhöfer ein. Am Ende wurde es „ein tolles Erlebnis“, auch, weil er als Schnellster durch die schmutzigen Stollen geflitzt war.

Seinen nächsten Extrem-Marathon hat der experimentierfreudige Dauerläufer auch schon dick im Kalender angestrichen. Am 27. Mai geht es für ihn nach Darmstadt – ins Gefängnis. Der zwölfte Darmstädter Knastmarathon lockt den Oberpfälzer hinter die dicken Mauern der Justizvollzugsanstalt (JVA) Dr. Fritz Bauer.

In einem Fernsehbeitrag hat Mayerhöfer zufällig von diesem Lauf erfahren, den ein von JVA-Insassen und -Angestellten gegründeter Verein organisiert. „Das fand ich ziemlich cool“. Also meldete er sich kurzerhand an.

JVA überprüft Mayerhöfer

Dafür hat er sein Einverständnis gegeben, dass die JVA ihn behördlich überprüfen darf. „Ich habe nichts zu verbergen“, lacht Mayerhöfer. Zudem wird er am Wettkampftag, für den rund 140 Läufer gemeldet haben, seine Taschen durchsuchen und seinen Körper scannen lassen müssen.

Alles neu, alles aufregend für Mayerhöfer – alles wie‘s ihm eben bestens gefällt. Nur nach den absolvierten 24 Runden würde er dann doch gerne wieder das Gefängnis verlassen dürfen. „Hinter Gitter bleiben, das muss dann doch nicht sein“. Sagt‘s und lacht herzhaft.

Wissenswertes über Felix Mayerhöfer im Info-Block:

Bevor es für Mayerhöfer hinter Gittern geht, steht an diesem Sonntag für ihn ein weiterer, besonderer Höhepunkt der Laufsaison auf der Agenda – der Marathon in Regensburg.

„Das ist der Heim-Marathon, da freue ich mich wahnsinnig drauf. Es ist immer schön, in der Heimat zu laufen“, schwärmt Mayerhöfer, der als Titelverteidiger starten wird. Besonderen Druck verspüre er deshalb aber nicht. Auf eine ausgeklügelte Taktik verzichtet er ebenfalls. Warum sich unnötig einen Kopf machen.

„Ich laufe einfach in meinem Tempo los und dann wird man schon sehen, was dabei heraus kommt“, sagt Mayerhöfer, der auf heißes Wetter hofft und einen Platz auf dem Podest anvisiert.

„Ich laufe einfach in meinem Tempo los und dann wird man schon sehen, was dabei heraus kommt.“Felix Mayerhöfer

Von der Titelverteidigung will er nicht sprechen. Zu frisch sind für ihn die bitteren Erinnerungen ein seinen Marathonlauf Anfang Februar in Bad Füssing. „Da hat‘s mich nach der Hälfte der Strecke zerbröselt. Der Tank war plötzlich leer“, so Mayerhöfer. In Führung liegend streikten die Beine, der Saft war weg. Völlig abgekämpft quälte er sich als 17. ins Ziel. Eine schmerzhafte Erfahrung, die demütig macht.

Einen derartigen Leistungseinbruch möchte Mayerhöfer bei seinem Marathonstart in Regensburg an diesem Sonntag tunlichst vermeiden.

Deshalb wird er auch an diesem Freitag die Laufschuhe stehen lassen – und sich im Vorfeld des Starts während des Wochenendes zu Hause in Parsberg mit dem Essen von Mama Inge stärken. Schließlich braucht der schmale Junge sehr viel Kraft.

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