Solarbranche
Neue Iliotec ist gestartet

04.02.2013 | Stand 16.09.2023, 21:01 Uhr
Christine Hochreiter
Die Regensburger Solarfirma Iliotec ging 2012 Pleite. Am Montag übernahm die Fronteris Energie AG einen Teil des ehemaligen Vorzeigeunternehmens. −Foto: MZ-Archiv

Als das Amtsgericht Regensburg bei ihm anrief, war der Wirtschaftsexperte Dr. Hubert Ampferl ziemlich überrascht: Dem Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Beck wurde das Mandat für Iliotec angetragen. Der Regensburger Photovoltaik-Pionier und Profi bei der Planung, Projektierung und Installation von Solaranlagen hatte Ende November des vergangenen Jahres Insolvenz angemeldet. „Damit hätte ich nicht gerechnet. Das Unternehmen war für mich der Inbegriff für Innovation und Wachstum“, sagte Ampferl damals im Gespräch mit der MZ. Und das positive Bild sollte trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht getrübt werden. Seinen ersten Eindruck fasste er in einem Statement ein wenig später wie folgt zusammen: „Die betrieblichen Verhältnisse sind absolut intakt und höchst strukturiert. Alle Daten lagen wohlgeordnet vor.“

Etwa 70 Stellen fallen weg

Und auch am Montagnachmittag bei einem Pressegespräch hielt die gute Laune an. Ampferl konnte offiziell mitteilen, dass er nun nicht mehr Interims-Hausherr bei Iliotec ist. Zuvor war die Teilübernahme des Oberpfälzer Solarunternehmens durch die Regensburger Firmengruppe Fronteris und damit der Neustart besiegelt worden.

Ampferl bedankte sich bei den Mitarbeitern, die sich in den vergangenen Wochen äußerst kraftvoll für Iliotec eingesetzt hätten – und dafür auch auf freie Tage verzichteten. Nur durch dieses hohe Engagement habe man die Übertragung an Fronteris auch reibungslos umsetzen können. Ampferls Dank galt auch den Lieferanten, die trotz der Insolvenz des Unternehmens nicht abgesprungen seien, und dem Firmengründer Stefan Dobler, der sich für den Betrieb und die nun erzielte Lösung förmlich „aufgerissen“ habe.

Der Vorstand der Fronteris Energie AG, Werner Engelhardt, sagte, man habe Iliotec in Teilen übernommen, umstrukturiert und auf drei Beine gestellt (quasi die Projektierungs- und Installationsarbeiten rund um das Dach, Wartung und Service sowie Elektrotechnik). Als Geschäftsführer der neuen Iliotec fungieren neben Stefan Dobler (zuständig für den Vertrieb), Andreas Klier und Markus Brosch (beide Fronteris-Manager mit langjähriger Erfahrung im Photovoltaik-Bereich).

Das Ziel war es laut Engelhardt, die Strukturen zu verschlanken, um das Unternehmen fit für den knallharten Wettbewerb in der Branche zu machen. Konkret bedeutet dies laut Ampferl einen Abbau von etwa 70 Stellen. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags waren bei Iliotec Solar noch rund 240 Mitarbeiter beschäftigt. Inzwischen hätten etwa 30 Beschäftigte das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen. Inklusive der 20 Handelsvertreter blieben jetzt noch 140 Iliotec-Mitarbeiter übrig. Das Gros der Stellen falle im Zuge der Schließung der Zweigniederlassungen in Augsburg und Schweinfurt weg. Diese seien nicht profitabel gewesen und würden daher auch nicht fortgeführt, hieß es.

Engelhardt zufolge sollen standardisierte Prozesse und eine stärkere Zentralisierung dafür sorgen, dass das Unternehmen Schwankungen im Geschäftsverlauf, wie sie für die Branche typisch seien, in Zukunft besser aushalten kann. Die Fronteris-Gruppe will laut Homepage die Energiewende vorantreiben. Als Kapitalgeber, aber auch als Projektentwickler und -betreiber möchte das Unternehmen „Brücken schlagen zwischen den ehrgeizigen Plänen der Politik und der Wirklichkeit“ – in den drei Bereichen Wind, Photovoltaik und Biogas. Vor zweieinhalb Jahren hat Fronteris bereits eine Solarfirma übernommen und saniert. Mit Iliotec hat man sich Engelhardt zufolge bei der Photovoltaik verstärkt und diese auf eine breitere Basis gestellt. Damit seien Wind und Sonne bei Fronteris ebenbürtig.

Zufrieden mit dem Ergebnis

Bei der neuen Iliotec wird sich Stefan Dobler künftig verstärkt um den Heimatmarkt Deutschland kümmern. Die Niederlassungen in Weiden, Feucht und Passau bleiben bestehen und sind künftig ausschließlich als Vertriebsniederlassungen tätig. Von Passau aus macht man auch gute Geschäfte mit österreichischen Kunden.

Dr. Hubert Ampferl sagte, es beeindrucke ihn, dass mit Fronteris Unternehmer ins Haus kämen, die in einem schwierigen politischen Umfeld mutig investieren. „Unter dem Strich“ sei er sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Fronteris sei einer von insgesamt 18 (nicht nur deutschen) Bietern gewesen. Die Investorensuche habe man europaweit aufgesetzt, um in kurzer Zeit ein Ergebnis zu haben.

Bei der stark wachsenden Iliotec Solar GmbH hatte der starke Preisverfall bei Photovoltaikmodulen im vergangenen Jahr zu einem Umsatzrückgang und damit auch zu einem Verfall der Margen geführt. Mit Hilfe des Insolvenzantrags sollte der Betrieb so schnell wie möglich wieder auf gesunde Beine gestellt werden. Dafür musste frisches Geld, sprich: ein Investor, aufgetan werden. Dies ist dem Insolvenzverwalter Ampferl, wie er sagte, „planmäßig“ gelungen. In der neuen Konstellation gibt es nun für das Unternehmen sonnigere Perspektiven.