Abstimmung
Schicksal des traditionsreichen Vereins besiegelt: Der Tennisclub Bad Kötzting wird aufgelöst

28.03.2024 | Stand 28.03.2024, 19:00 Uhr

Eine Ära mit beachtlichen sportlichen Erfolgen in der Vergangenheit geht zu Ende. Der TC wird die Pflege der Anlage noch bis Ende Juni übernehmen. Danach ist Schluss. Foto: Stefan Weber

„Das ist eine historische Versammlung, aber für mich ist heute kein positiver Tag“, bekannte Wolfgang Höring, Vorsitzender des Tennisclubs Bad Kötzting, als er die finale Sitzung des Vereins im Clubheim vor 16 Teilnehmern eröffnete. Nur ein Punkt stand auf der Tagesordnung: „Auflösung des Tennisclubs“.

Und mit 15 Stimmen (bei Enthaltung des Ehrenvorsitzenden Dr. Hans-Wolfgang Dittrich) wurde das Schicksal des traditionsreichen Vereins besiegelt, der in den 80er- und 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts Mannschaften bis zum Bayernliganiveau stellte.

Neue Perspektiven

Allerdings fällt der Tennissport in Bad Kötzting mit dieser Entscheidung nicht in ein schwarzes Loch, sondern die Entscheidung der 15 Mitglieder vom Mittwoch soll durch die Übernahme als Abteilung des 1300 Mitglieder starken Turnvereins Bad Kötzting völlig neue Perspektiven eröffnen.

Hauptziel ist Verjüngung des Vereins

Vor allem die seit Jahren von der TC-Führung ohne Erfolg angestrebte Verjüngung des Vereins, die zur Meldung neuer Mannschaften für den Verbandsspielbetrieb führen sollte, ist Hauptziel der künftigen Abteilung, wie TV-Vorsitzende Carola Höcherl-Neubauer als Teilnehmerin an der Auflösungsversammlung erklärte. Bei einem Schnuppertraining auf den TC-Plätzen hatten sich 2023 etliche Nachwuchskräfte in dem Sport versucht, was Hoffnungen auf eine Neubelebung weckte.

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Zunächst wird es nun aber um die Modalitäten der Vereinsauflösung gehen, stellte Wolfgang Höring in Aussicht, die auch bereits mit Bürgermeister Markus Hofmann und der Stadt vereinbart wurden. Der Tennisclub habe noch die Mitgliedsbeiträge bis 30. Juni 2024 abgebucht und werde auch die Frühjahrsbestellung der Plätze sowie deren Pflege bis Ende Juni arbeits- und kostentechnisch übernehmen. Bereits in einer Sitzung am kommenden Mittwoch sollen Details der Überführung des Tennissports in eine TV-Abteilung konkret besprochen werden. Für alle Beteiligten ist das eigentlich kein Neuland, denn seit der Gründung in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts war der „weiße Sport“ in einer Abteilung des Turnvereins aufgeblüht, ehe unter Führung von Werner Kretschmer schließlich der eigenständige Tennisclub gegründet wurde.

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Eine Besonderheit, die nun auch die Übernahme als TV-Abteilung erleichtern könnte, ist die Tatsache, dass rund die Hälfte der TC-Mitglieder auch dem Turnverein angehören. Die TV-Führung möchte den Nicht-TV-Mitgliedern deshalb zu günstigen Konditionen die Mitgliedschaft im Turnverein anbieten, der mit 1300 Mitgliedern und einem Jahresbeitrag von 44 Euro vielseitige sportliche Betätigung ermöglicht.

Wirtsleute betreiben weiterhin das Vereinsheim

Vereinbart wurde zu der bevorstehenden Übernahme auch, dass die Wirtsleute Sepp und Eva weiterhin das Vereinsheim betreiben, wenn ab 3. Mai wieder der Spielbetrieb beginnt. Das Vermögen des Tennisclubs wird satzungsgemäß an die Stadt Bad Kötzting übergeben, eventuelle Gläubiger des Tennisclubs hätten ein Jahr Zeit, ihre Ansprüche anzumelden, erklärte Wolfgang Höring. Das verbleibende Vereinsvermögen werde die Stadt 1:1 an die neue Abteilung Tennis im Turnverein weitergeben. In den bevorstehenden Gesprächen ist zu klären, wie hoch die Beiträge in Zukunft sein werden, denn bisher zahlten passive Mitglieder des Tennisclubs 35 Euro pro Jahr, während aktive Tennisspieler mit 110 Euro zur Kasse gebeten wurden.

Gebühren werden fällig

Ab 1. Juli wird auch der Turnverein die Beiträge für das zweite Halbjahr einziehen und die Finanzierung des Spielbetriebs übernehmen. In der Diskussion wies Josef Weingut darauf hin, dass Tennisspieler, die nicht Mitglied in der neuen TV-Abteilung werden, ab 1. Juli Gebühren für die Platzbenutzung zahlen müssen. Rund 1000 Euro pro Platz und Jahr nannte Wolfgang Höring als Kosten, denn allein der Wasserverbrauch für die vier Tennisplätze liege bei 120 bis 150 Kubikmeter im Jahr.

„Für die Tennisspieler wird sich nicht viel ändern“, erklärte TV-Vorsitzende Carola Höcherl-Neubauer. Sie hoffe darauf, dass Wolfgang Höring dem TV als künftiger Abteilungsleiter Tennis erhalten bleibt und seine Erfahrung bei der Wiederbelebung des Tennissports einbringt. Auch für Feriengäste sollen die Tennisanlagen gegen eine Gebühr zur Verfügung stehen, regte Ehrenvorsitzender Dr. Hans-Wolfgang Dittrich an.

kad