Schädlings-Vortrag in Lam
Einschleppung mit verheerenden Folgen: Asiatische Hornisse breitet sich aus und frisst heimische Bienen

23.04.2024 | Stand 23.04.2024, 11:00 Uhr

Die asiatische Hornisse ist eine Einschleppung mit verheerenden Folgen. Foto: Francis Ithurburu

Die Gefahr ist etwa 2,4 Zentimeter lang, hat eine orange Kopfvorderseite, gelbe Beinenden, einen schwarzen Brustpanzer sowie einen gelben Ring am Hinterleib. Die Rede ist von der asiatischen Hornisse – eine invasive, gebietsfremde Art, die meldepflichtig ist. Derzeit besteht die Befürchtung, dass sie sich in Deutschland ausbreiten könnte.

Grund genug für die Vorsitzende des Imkervereins Lamer Winkel, Antje Frisch, davor zu warnen und die Mitglieder am Freitagabend im Gasthof Stöberl innerhalb eines Vortragsabends über diesen Bienen- und Obstschädling zu informieren.

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Erfreulicherweise waren viele Imker bereit, sich fortzubilden, um entsprechend zu reagieren. Es leuchtete den Zuhörern ein, dass das Thema auf den Nägeln brennt, nachdem die erste Königin zwei Tage zuvor in Salzburg gefunden wurde. „Bis Bayern ist es nicht mehr weit“, bekräftigte Antje Frisch. Sie habe ein Schreiben vom Wespen- und Hornissenberater des Landkreises Cham erhalten. Entdeckungen müssen umgehend der Unteren Naturschutzbehörde mitgeteilt werden. Sollte die Einschleppung fortschreiten, sei der Hornissenberater auf ehrenamtliche Kräfte zum Auffinden von Nestern angewiesen.

Asiatische Hornisse aus Nordchina über Seeweg eingeschleppt



Antje Frisch stützte ihr Wissen auf Text- und Bildmaterial des Instituts für Bienenkunde an der LWG in Veitshöchheim. Die asiatische Hornisse sei aus Nordchina auf dem Seeweg eingeschleppt worden. 2004 landete sie zunächst in Südfrankreich, dann in Nordspanien, Portugal, Italien, Belgien, Niederlande und England. 2014 wurde das erste Nest in Deutschland in Waghäusl in Baden-Württemberg gefunden. Die gesamte Situation war bis 2020 sehr unübersichtlich.

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Trotz bisherigen Sichtungen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, NRW, Saarland, Hamburg, Luxemburg und der Schweiz sah man keinen Handlungsbedarf. 2022/23 tauchte der Schädling dann in Süd-Westen Deutschlands, im Spessart, Berlin und Pilsen auf.

„2020 wurde mit dem Monitoring begonnen“, informierte die Vorsitzende. Es gebe spezielle Hornissenberater, die im Falle der Ortung die Völker entfernen. „Bis 2008 waren schon 1000 Nester registriert worden“, wusste die Referentin. Eine Königin ist ungefähr drei Zentimeter lang. Die Stachellänge betrage sechs Millimeter. „Die Gebietsfremde ist nicht aggressiv“, so die Insiderin.

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Im Vergleich sei die heimische Hornisse am Hinterleib gelb. Brust und Kopf sind braun. „Unsere heimische Art hat auf einem Quadratkilometer ein Nest oder vielleicht ein zweites, von der asiatischen Spezies gibt es in auf dieser Fläche bis zu 15 Nester“, weckte die Vorsitzende die Vorstellungskräfte über die Masse an Hornissen der invasiven Art.

Typisch welliges Hornissennest aus morschem Holz



Sie baue ein typisches welliges Nest mit mehreren seitlichen Eingängen. Baumaterial sind die Fasern von morschem Holz. Die asiatische Hornisse baue zwei Nester. Mit der ersten Behausung in Bodennähe fange sie schon im Februar an. Dieses Primärnest lege der Einwanderer in dichten Hecken (bis zu Fußball groß, das Flugloch befindet sich unten) an. Dort legt sie Eier und versorgt sie zunächst alleine. Wenn die ersten Nachkommen schlüpfen, kümmern sich diese um die Brut.

Sobald das Primärnest zu klein wird, zieht die Königin mit einem Teil ihrer Arbeiterinnen zehn bis 30 Meter hoch in die Bäume, meistens in einzelne stehende Laubbäume am Waldrand, Parkbäume oder Obstbäume, wo sie das zweite Nest errichten, das bis zu sieben oder acht Etagen erlangen könne und ganz wenig auffalle. Die Sekundärnester werden bis zu 1,20 Meter lang und 60 bis 80 Zentimeter breit. Während der Zeit, in der die Königin sich schon im großen Nest aufhält, pflegen die Arbeiterinnen noch die Brut.

Asiatische Hornisse baut freihängend und fliegt bei Tag



Die asiatische Hornisse baut immer freihängend - die heimische Art in Höhlen. „Unsere Hornisse fliegt in der Nacht, die asiatische nicht.“ Ab Spätsommer im August bilden die Geschlechtstiere bis zu 500 Königinnen und 600 Drohnen.

Die von vier Drohnen im Nest begattete Königin überwintert und verträgt dabei Temperaturen bis zu 12 Grad minus. Im Februar je nach Wetter kriecht sie heraus, zwei Monate früher als die heimische Hornisse. Sie beginnt gleich mit dem Nestbau. Die Eiablage erfolge im März „Es wurden schon Nester auf 1100 Meter Höhe entdeckt. Also können sie die Bayerwaldberge nicht aufhalten“, schlussfolgerte Antje Frisch.

Der Schädling ernähre sich überwiegend – um die 60 Prozent – von Honigbienen. „Sie drehen sich vor dem Flugloch um und fangen die Bienen beim Wegfliegen“, weiß die Imkerin. Sie beißen ihnen den Kopf und die Beine ab und ernähren sich dann von der Muskulatur. „Das ist die eiweißreiche Nahrung für ihre Nachkommen“, informierte die Referentin.

kli