Drei Neuzugänge schon fix
Mintraching holt den Gegner ab und sagt der 3. Liga würdig servus

22.04.2024 | Stand 22.04.2024, 21:17 Uhr
Gerd Winkler

Individuell zusammengestellte Bilder-Collagen als Andenken an die Drittliga-Saison gab es zum Ausklang für jede Mintrachinger Spielerin. Fotos: Christian Brüssel (2)

Um ein Haar wäre der Drittliga-Ausstand von den künftig in der Bayernliga an den Start gehenden Handballfrauen der SG Mintraching/Neutraubling ins Wasser gefallen. Auf der Anreise ereilte den Tabellenzweiten HSG Stuttgart-Metzingen II 40 Kilometer vor dem Ziel eine Bus-Panne.

Mintrachings Verantwortliche handelten sofort und schickten zwei Kleinbusse sowie Privatfahrzeuge und holten die Gäste in der Nähe der Autobahnausfahrt Siegenburg ab. Somit war der durchgetaktete Samstagabend in der gewohnt ausverkauften Halle an der Schmiedgasse gerettet.

Die Partie selbst – Mintraching unterlag den Schwaben mit 16:29 (10:12) – spielte eine ungeordnete Rolle, angesichts dessen, was nach der Schlusssirene geboten wurde: Eine dreiviertelstündige Zeremonie, die die Anwesenden anfasste. Vier Woche zuvor wurde mit Carina Marhöfer der Kopf der Mannschaft in die Ruhestand verabschiedet, nun folgte ein Quintett: Marhöfers Schwester Melli Wohlmann, Steffi Nüßle, Tabea Bauer und Lisa Sperl sowie Magdalena Streit, die zu ihrem kürzlich in die Landesliga aufgestiegenen Heimatverein Oberviechtach zurückkehrt.

Den Tränen nahe

Wie schon bei Marhöfer musste sich Abteilungsleiterin Michaela Schiller zusammenreißen: „Ich kann gar nicht zu den Mädels hinschauen, sonst kommen mir die Tränen.“ Überdies wurden Coach Hans-Jürgen Kästl, Co-Trainerin Dagi Stoll und Torwarttrainer Hans Platzer verabschiedet. Zu guter Letzt wurde der bis Dezember im Amt befindliche Schiller-Vorgänger Michael Schindler für seine Verdienste gewürdigt: „Mich hat unter anderem 2003 den wichtigen Zusammenschluss des FC Mintraching mit dem TSV Neutraubling vorangetrieben.“

Für den jetzt als sportlichen Leiter fungierenden Schindler gab es einen Geschenkkorb mit Weißwein, unterdessen gab es für die Mannschaft von Astrid Stöhr individuell zusammengestellte Collagen. Am Ende flimmerte auf der XXL-LED-Wand ein minutenlanger, von Schmunzeln und Gekicher begleiteter Zusammenschnitt von den handelnden Personen, den im Hintergrund Mithelfenden und dem Nachwuchs in ulkigen Posen.

Im Grunde fehlte nur noch die Tapferkeitsmedaille für das Häuflein der verbliebenen Aufrechten, die sich nach zahlreichen Langzeitausfällen in den letzten drei Monaten gerade noch ins Ziel schleppten. Desweiteren wäre es nicht abwegig gewesen, wenn Kästl die Ehrenmitgliedschaft verliehen worden wäre. „Hans-Jürgen hat sich mit uns auf das Abenteuer 3. Liga eingelassen und hatte eine Mammutaufgabe zu bewältigen.“ Trotz der Personalprobleme im Training und in den Spielen habe er das Beste aus dem Team rausgeholt.

Dem Vernehmen nach verfolgten auf der Tribüne die schon festgezurrten drei Neuzugänge das geschmeidige Geschehen sowie weitere potenzielle Verstärkungen. Die einen dürften sich in ihrer Entscheidung bestärkt fühlen, für die anderen war es womöglich der finale Denkanstoß, nun vor den Toren Regensburgs aufzuschlagen. Die Namen der feststehenden Neuen wollten die Verantwortlichen aber erst demnächst verraten.

Als es anschließend zum Feiern in den Gymnastikraum ging, begründete Kästl seinen Rücktritt: „Für jedes Training bin ich um halb sechs losgefahren und um halb elf wieder heimgekommen.“ Die große zeitliche Belastung für die Auswärtsfahrten sei hinzugekommen. „Ich musste mir in meinem Unternehmen viele Freiräume schaffen. Das kann ich ein weiteres Jahr nicht mehr“, ergänzte der 62-jährige B-Lizenzinhaber. Jetzt werde erstmal Ruhe einkehren, es sei sehr unwahrscheinlich, dass er wieder im Erwachsenen-Bereich tätig werde.

Dagi Stoll in Rente

Derweil kündigte Kästls rechte Hand Dagi Stoll an: „Ich gehe jetzt in die Handball-Rente.“ Sie werde künftig auf der Tribüne mitfiebern. Die Physiotherapeutin fügte schmunzelnd an: „Die eine oder andere Spielerin landet sicher weiterhin bei mir in der Praxis auf der Pritsche.“