Rollstuhlgerechte Orte finden
Wheelmap-Rallye: Heilerziehungspfleger nehmen Barrierefreiheit in Schorndorf unter die Lupe

23.04.2024 | Stand 23.04.2024, 17:43 Uhr

Im Ortskern und auch durch neue Gehwege mit Blindenleitsystem in Richtung Arztpraxis beziehungsweise Apotheke oder Lebensmittelmarkt hat sich in Schorndorf beim Thema Barrierefreiheit in jüngster Vergangenheit vieles zum Guten gewendet. Foto: cls

Ein Bild vom Fortschritt der Barrierefreiheit in Schorndorf hat sich am Donnerstagvormittag die Fachschule für Heilerziehungspflege aus Reichenbach gemacht. Und in dieser Hinsicht hat sich im Dorfzentrum erfreulicherweise in jüngster Vergangenheit doch einiges zum Positiven getan.

Bei nicht gerade einladendem Exkursionswetter hieß Bürgermeister Max Schmaderer im Foyer des Gemeindezentrums die Gäste willkommen. Margit Steinbauer ist Sozialpädagogin und unterrichtet Heilerziehungspfleger in Reichenbach, sie wurde von drei Schülerinnen und Rollstuhlfahrer Manfred Pankow begleitet. Ebenfalls gerne gekommen waren Tamara Kager von der Leitung für die Offene Behindertenarbeit im Landkreis Cham und Kreisrätin Renate Hecht aus Roding, Behindertenbeauftragte des Landkreises Cham. Wie Lehrerin Margit Steinbauer informierte, führt die Fachschule im Rahmen der berufsspezifischen Vertiefung jedes Jahr eine sogenannte Wheelmap-Rallye durch.

Worauf zu achten ist

Dabei lernen die Fachschüler sowohl theoretisch als auch praktisch, worauf sie im Bereich Barrierefreiheit gezielt achten müssen. Und bei Ortsbegehungen wie in Schorndorf dürfen sich die Schüler auch selbst in den Rollstuhl setzen und die Gegebenheiten auf Herz und Nieren testen.

Wheelmap-Rallye mit Wheelmap-App – Rollstuhlgerechte Orte finden



Die Wheelmap-App, entwickelt von einem Rollstuhlfahrer, ermöglicht u.a. das Finden und Markieren rollstuhlgerechter Orte. Was für Rollstuhl, Rollator oder Gehilfen vielleicht passt, ist wiederum für Blinde oder sehbeeinträchtigte Menschen weniger geeignet. Die Fachschüler selbst machten insbesondere die Erfahrung, dass gerade Schwellen oft nur sehr schwer oder gar nicht zu überwinden sind.

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Gemeindeoberhaupt Max Schmaderer konnte den Besuchern berichten und dann anschaulich aufzeigen, dass sich gerade im Schorndorfer Ortskern zum Thema Barrierefreiheit in den letzten Jahren einiges getan hat. So wurde das Anfang der 1990er Jahre verlegte Kopfsteinpflaster auf den Gehwegen inzwischen vollständig durch Betonpflastersteine ersetzt. Den Anstoß dazu gab der Sozialdienst der Wohnresidenz „Sankt Raphael“, die 2014 den Betrieb aufgenommen hat. Die Bewohner waren mit ihren Rollstühlen auf dem Kopfsteinpflaster vor erhebliche Probleme gestellt bzw. mit ihren Rollatoren sturzgefährdet. „Wir haben durch unsere Bewohner direkt im Dorfkern eine andere Situation bekommen“, so Schmaderer.

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Entsprechend wurden in den letzten Jahren vom Zentrum aus die Gehwege in Richtung Ärztepraxis an der Rodinger Straße oder entgegengesetzt in Richtung neuer Edeka-Laden entlang der Chamer Straße barrierefrei und mit Blindenleitsystem ausgebaut. Auch zum Friedhof und zur Pfarrkirche sind barrierefreie Zugänge geschaffen worden, etwa über den Pfarrhof oder den neuen Großparkplatz am Seignweg. „Dank des sozialen Gewissens der Wohnresidenz“, so Max Schmaderer an die Adresse des Sozialdienstes, wurde noch der letzte Mosaikstein entlang der Falkensteiner Straße realisiert. Schmaderer verwies etwa auf die Treffen des Seniorenkreises im Pfarrheim, zu denen auch immer die Bewohner der Wohnresidenz Sankt Raphael eingeladen sind.

Weniger Kraftanstrengung

Dadurch sei diese Wegstrecke mit Rollatoren und Rollstühlen mit deutlich mehr Sicherheit und weniger Kraftanstrengung zurückzulegen.

Ein weiterer Mosaikstein war die Ende 2015 in Betrieb genommene Fußgänger-Lichtsignalanlage im Dorfzentrum, damit wurde eine sichere Querung der stark befahrenen Staatsstraße (circa 7000 Fahrzeuge täglich) in der Ortsmitte gewährleistet. Für Blinde und Hörgeschädigte ist die Ampelanlage mit einem entsprechenden akustischen Signal ausgestattet.

Die Gäste erhielten aus erster Hand durch Stefanie Reitinger interessante Informationen zur Situation der Tagespflege ganz allgemein. Im Zuge des Millionenprojekts „Neue Soziale Ortsmitte“ wurde durch die Gemeinde Schorndorf auch das gesamte Umfeld samt Außenanlagen und neuen Gehwegen für rund eine halbe Million Euro erneuert worden. Im Einsatz für Menschen mit Handicap zeigten sich auch Tamara Kager von Seiten der Offenen Behindertenarbeit im Landkreis und Renate Hecht als Behindertenbeauftragte des Kreistages höchst erfreut über die mustergültigen barrierefreien und zum Teil auch mit Blindenleitsystem ausgebauten Gehwege im Ortskernbereich beziehungsweise im Friedhof.

cls