Christliche Tradition
Die Pfarrgemeinde Falkenstein begeht am 1. Mai ein Jubiläum: 40 Jahre Wallfahrt zum Heilbrünnl

30.04.2024 | Stand 30.04.2024, 11:00 Uhr

Das Heilbrünnl ist eine bekannte und beliebte Wallfahrtskirche und nicht nur Ziel vieler Prozessionen. Sie wird von den Gläubigen das ganze Jahr besucht. Foto: Josef Kerscher

Am 1. Mai machen sich die Falkensteiner wieder auf den Weg nach Roding zum Heilbrünnl – vor 40 Jahren fand die Bittprozession das erste Mal statt- Ihren Ursprung hat sie in einem Gelübde der Filialgemeinde Marienstein aus dem Jahr 1945.

In einem Rückblick von Pfarrer Georg Majer, der seine 16 Jahre in Falkenstein reflektierte, findet man den Hinweis: „1. Bittprozession zum Heilbrünnl”. Dieser Eintrag stammt aus dem Mai 1984. Somit darf die Pfarrei St. Sebastian in Falkenstein nicht nur ihr 100-jähriges Bestehen feiern, sondern auch 40 Jahre Wallfahrt zum Heilbrünnl.

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1983 gab es „probeweise“ eine Heilbrünnl-Wallfahrt. Ab 1984 erhielt die Wallfahrt eine Regelmäßigkeit. Nur während der Coronazeit mussten die Pilger aussetzen. Die Abmarschzeiten und der Tag der Wallfahrt haben sich im Laufe der Jahre geändert. Ging man von Falkenstein aus viele Jahre immer am ersten Samstag im Mai, so legte man in den 90er Jahren fest, immer am 1. Mai, egal welcher Wochentag dies war, zu pilgern.

Am Mittwoch, 1. Mai, ist es wieder so weit: Die Pilger in Falkenstein werden sich um 6 Uhr vom Marienbrunnen aus auf den Weg machen. Die Strecke geht über die Ettmannsdorfer Straße in Völling nach Hutting. Dort kommen die „Bachler“ aus Marienstein und Umgebung dazu. Diese gehen um 6.45 Uhr in Au weg. Weiter geht der Weg durch Wald und Wiesen zwischen Zimmering und Klessing den Feldweg entlang und an der Wasserreserve vorbei nach Haunried. Dazwischen wird eine kurze Rast eingelegt.

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Es ist Brauch, in der Dorfkapelle Haunried das Glöckchen zu läuten, wenn sich der Pilgerzug nähert. Der nächste Ort auf der Wallfahrt ist Regenpeilnstein. Hinunter ins Regental geht es dann über Stadlhof, weiter nach Kienholz und Kienmühle in Richtung des Regen. Dort wird die Franz-Sackmann-Brücke überquert, bevor es entlang des Kreuzweges den Berg hoch zur Wallfahrtskirche Heilbrünnl geht.

Auch in diesem Jahr feiern die Falkensteiner wieder mit den Pilgern aus Wald gemeinsam Gottesdienst im Heilbrünnl. Pfarrer Adolf Schöls wird diesen zusammen mit Dekan Ralf Heidenreich und Pastoralassistent Peter Lehner zelebrieren.

Da auch der Falkensteiner Kirchenchor in diesem Jahr sein 100-Jähriges feiert, übernimmt er die musikalische Gestaltung in der Wallfahrtskirche. Der Chor wird im Anschluss im Gasthaus beim Heilbrünnl zum Mittagessen einkehren. Für die Rückkehr nach Falkenstein muss wie jedes Jahr selbst gesorgt werden.

Aber nicht erst seit 40 Jahren besteht diese Wallfahrt, der Ursprung geht zurück bis zum Jahr 1945. Der Ort war damals nicht Falkenstein, sondern Marienstein.

Ein Zeitzeuge berichtet

Ein Zeitzeuge aus dieser Zeit ist der mittlerweile 94-jährige Alois Senft aus Schweinsberg. Er war von Anfang an mit dabei. An Mariä Heimsuchung, am 2. Juli 1945, wurde erstmals zum Heilbrünnl gegangen. 2011 wurde er wurde er zur Entstehung der Wallfahrt interviewt. Dieses Wissen soll noch einmal weitergegeben werden: Hintergrund der Wallfahrt war ein Gelübde der Filialgemeinde Marienstein. Weil man von den Wirren des Zweiten Weltkrieges verschont geblieben war, gelobte man feierlich, 25 Jahre lang jeweils am ersten Samstag im Mai zum Heilbrünnl bei Roding zu wallfahren.

Erzählungen der „Mandlstoiner“ nach wurden in den letzten Kriegsjahren sogar die Glocken aus dem Bergkirchlein abgenommen und waren schon zum Abtransport bereitgestellt. In dieser Zeit wurden viele Glocken eingeschmolzen und zu Waffen verarbeitet. In Marienstein wurde das nicht mehr umgesetzt. Deswegen gaben den Anstoß zur Dankwallfahrt Maria Mandl und Anna Senft, beide aus Hagenau, die von Haus zu Haus gingen und den Familien der damals noch selbstständigen Gemeinde Au ihr Vorhaben unterbreiteten.

Die Bevölkerung stand sofort hinter dem Gelübde, das von Mitgliedern der Kirchenverwaltung und dem Mesner im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes verlesen wurde. Seelsorgerisch betreut wurde die Pfarrfiliale Marienstein von 1940 bis 1946 von Pater Josef Vermeegen (21.2.1913 bis 24.3.2008) vom Missionshaus der Pallottiner in Hofstetten. Das Versprechen wurde auf Anraten von Pfarrer Josef Heigl für 25 Jahre gegeben.

An der ersten Wallfahrt am 2. Juli 1945 nahmen etwa 160 Personen teil, wie Alois Senft, der damals bereits 15 Jahre alt war, berichtete. Die Menschen mussten auf der Straße links und rechts gehen, während die Militärpolizei der Amerikaner mit ihren Jeeps in der Mitte patrouillierte, um Menschenansammlungen zu verhindern.

In der Pfarrfiliale war es Brauch, dass alle an der Wallfahrt teilnahmen, während nur eine Person zu Hause blieb, um den Hof zu hüten. Die Teilnehmer waren hauptsächlich junge Leute und Frauen, da viele Kriegsteilnehmer zu dieser Zeit noch in Gefangenschaft waren, vermisst wurden oder gefallen waren. In der Altgemeinde Au gab es 19 Kriegsteilnehmer, die nicht mehr in ihre Heimat zurückkehrten.

Die Prozession, an der auch Wallfahrer aus der Expositur Trasching teilnahmen, musste damals durch Roding gehen, da die Sackmann-Brücke über den Regen noch nicht existierte. Kurz vor Mitterdorf marschierte man entlang des Regenflusses. Aufgrund von Hochwasser konnte dieser Weg zwei- bis dreimal nicht genutzt werden, wodurch man den längeren Weg nach Mitterdorf und dann Richtung Heilbrünnl nehmen musste.

Zu Fuß ging es zurück

Bei der Wallfahrt wurde damals ein Pferdefuhrwerk eingesetzt, das abwechselnd von den Familien Schmidbauer aus Wiedenhof oder Senft aus Hagenau gestellt wurde. Es nahm diejenigen, die nicht gut zu Fuß waren, bereits ab Hagenau auf. Der Abmarsch der Pilger fand immer um 5.30 Uhr in Marienstein statt. In den ersten drei Jahren waren „alte Bauern“ die Vorbeter, aber ab 1948 übernahmen die etwas Stimmgewaltigeren, Alfons Markl und der damals 18-jährige Alois Senft, diese Aufgabe. Ein Jahr später betete man in zwei Gruppen vor, neben den beiden genannten auch Albert Markl aus Hundessen und Peter Senft, der Bruder von Alois Senft. Von da an blieb es den „Lausbuben“, wie sie von den „Alten“ genannt wurden, überlassen, diese Aufgabe bei den Bittgängen in den folgenden Jahren zu übernehmen.
Um 10 Uhr begann der Wallfahrtsgottesdienst, bei dem Theres Eder aus Breitenbach als Organistin fungierte. Alois Senft und seine Kameraden waren dafür zuständig, den Blasbalg zu treten. Da es damals keine Heilbrünnl-Gaststätte gab, musste jeder seine Verpflegung selbst mitbringen. Nach dem Gottesdienst machte man sich zu Fuß wieder auf den Rückweg.

Der erste Kreuzträger war Michael Griesbeck aus Schweinsberg, besser bekannt als der „Kout Mich“, der damals etwa 60 Jahre alt war. Die ersten Ministranten bei der Heilbrünnl-Wallfahrt waren Josef Mandl und Hermann Senft aus Hagenau und in ihren „Gwandln“ mussten sie damals ob des heißen Wetters furchtbar schwitzen, berichtete Alois Senft.