Demo am Regensburger Domplatz
Pflegedienste am Limit – „Versprechen reichen nicht!“ heißt es am Samstag auf einer Kundgebung mit Aiwanger

10.05.2024 | Stand 10.05.2024, 18:26 Uhr
Tino Lex

Helfende Hände: Pflegedienste werden dringend gebraucht. Von der Politik fordern Pflegekräfte nun bei einer Kundgebung am Samstag mehr als Versprechungen. Symbolbild: Monika Skolimowska, dpa

Burgweinting, 8 Uhr morgens. Das Telefon beim Burgweintinger Pflegedienst klingelt. „Es tut mir leid, aber nach Thalmassing können wir nicht fahren. Wir haben leider nicht die Kapazitäten.“ Pflegedienstleiterin Sophie Schwaiger muss nicht zum ersten Mal Anfragen eine Absage erteilen.

Derzeit betreut das Mittelständische Unternehmen mit 19 Mitarbeiterinnen (davon die Hälfte in Vollzeit) rund 90 Patienten. Doch es wird immer schwerer, denn die „Rahmenbedingungen stimmen nicht mehr“, sagt die Gründerin des Unternehmens, Daniela Liegl.

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Kritik an Krankenkassen



In einem Sechs-Punkte-Maßnahmen-Katalog zeigt sie unlängst dem Landtagsabgeordneten Patrick Grossmann und dem Bundestagsabgeordneten Peter Aumer die Missstände auf und stellt zugleich Forderungen. Auch der Verbandsvorsitzende der Pflegedienste in Bayern (BAD), dem die Burgweintinger angeschlossen sind, Lukas Krause, sieht den Berufsstand – zumindest in Bayern – in Schieflage. „Es kann nicht sein, dass die Rechnungen, die wir zu Recht stellen, von outgesourcten Hilfskräften geprüft werden und dann wieder zurückgesendet werden, mit dem Vermerk, eine neue Rechnung zu stellen. Uns wird ja nicht mal gesagt, wo der angebliche Fehler liegt“, berichtet Krause aus seiner Verbandsarbeit und dem Ärger mit den Krankenkassen. Teilweise würde auf die Erstattung sechs Wochen gewartet. Doch die Angestellten müssen bezahlt werden und da könne man nicht sagen: „Warte mal bis in sechs Wochen.“ Diese „Taktik“ der Kassen führe dazu, dass immer mehr Pflegedienste schließen müssten. „Wir gehen jedes Mal in Vorleistung mit unserer Arbeit. Das kann auf die Dauer nicht gutgehen“, so Liegl. Sie rechnet vor, dass bei einem Verbandswechsel 9,95 Euro durch die Kasse erstattet würde – allein hier rutsche man schon mit 6,05 Euro ins Minus. „Verbandswechsel bei größeren Wunden geht nicht schnell. Man muss den Patienten begrüßen, beruhigen und dann behandeln – das kostet Zeit.“

Arbeitskräfte sind für Pflegedienste schwer zu bekommen



Zudem seien bei den Tarifverhandlungen gerechtfertigt höhere Entlohnungen ausgehandelt worden. Die Kassen hätten aber ihrerseits keine adäquaten Anpassungen folgen lassen. Somit bleibe den Pflegediensten noch weniger als vorher. „Wir bekommen auch keine Arbeitskräfte mehr. Aus dem Ausland schon gar nicht“, bemängelt Liegl. Wenn jemand ein halbes Jahr in diesem Beruf arbeite und sich die Rahmenbedingungen ansehe, wechselt er so schnell er kann in andere Bereiche, ist sich Liegl sicher. Der Burgweintinger Pflegedienst musste aus diesem Grund von drei Schichten auf zwei Schichten wechseln.

Liegl geht jetzt auf die Barrikaden: „Die Versorgung der Patienten steht auf der Kippe. Die Politik muss jetzt handeln, denn so geht es nicht weiter. Wer soll die Patienten versorgen, wenn es die Pflegedienste nicht mehr gibt?“, fragt sie und verweist auf den Samstag. Von 10 bis 14 Uhr wird es auf der Südseite des Domplatzes zu einer Kundgebung kommen. Unter dem Motto: „Pflege formiert sich – Versprechungen reichen nicht!“, kommen sowohl Mediziner, Apotheker als auch Spitzenpolitiker aus Bayern zu Wort. Ihr Kommen zugesagt haben unter anderen Hubert Aiwanger, stellvertretender Bayerischer Ministerpräsident und Wirtschaftsminister, sowie auch der Landtagsabgeordnete Jürgen Eberwein.