Jurahalle
Auftritt in Neumarkt: Hans Söllner hat seinen eigenen Kopf

12.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:11 Uhr
Helma Fuchs
Wachsam, skeptisch und gut gelaunt zeigte sich Hans Söllner in der ausverkauften Jurahalle in Neumarkt. −Foto: Helma Fuchs

Eine Bühne, ein Stuhl und eine Gitarre. Mehr braucht Hans Söllner nicht, um am Freitagabend vor ausverkauften Haus in der Jurahalle sein „musikalisch-kabarettistisches Seminar“ abzuhalten und das Publikum zu begeistern.

Gekommen sind sehr viele junge Menschen, die der als Kiffer und Rebell bekannte Reichenhaller genauso abholt, wie die älteren Semester.

Hans Söllner spricht in Neumarkt über Marihuana

Wie man es nicht anders erwartet, beginnt der Abend mit seinem Lieblingsthema Marihuana. In seiner Vergangenheit hatte er deshalb viele Zusammenstöße mit der Polizei, was den fünffachen Vater nicht davon abhält auf seinem Weg zu bleiben. Im Gegenteil: Söllner zelebriert seine teils unrühmliche Vergangenheit, scheut weiterhin keinen Konflikt mit dem Gesetz. Dafür ist ihm seine Freiheit, vor allem seine Meinungsfreiheit viel zu wichtig. Er erzählt von seiner MPU in der ein junger Psychologe mit ihm über Drogen reden wollte – mit ihm! Er habe Söllner gefragt, wie es ihm ohne Drogen gehe. Worauf er fragte, ob er was dabeihabe. Der Psychologe verwies darauf, dass er nichts mit Drogen zu tun habe. Söllner: „Dann möchte ich jetzt gern mit einem Fachmann sprechen.“

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Söllner hat viel zu erzählen und erst nach einer guten halben Stunde greift er zum ersten Mal nach seiner Gitarre um zu bekräftigen, wie gut es ihm gehe, wenn er kifft. Es wäre allerdings zu kurzgefasst, würde man den 67-Jährigen auf diese eine Sache reduzieren. Neben dem Thema Kiffen rechnet er gerne mit der Politik im Allgemeinen ab und macht sich Sorgen „was da draußen passiert und wie unser Land in nur zwei Jahren zerfallen ist“.

Hans Söllner trat in der Neumarkter Jurahalle auf

Werden einzelne Staatsmänner aus unterschiedlichen Fraktionen zur Zielscheibe, bewegt er sich grundsätzlich weit unter der Gürtellinie. Gnädig ist da noch ein Satz über Karl Lauterbach „Ich weiß nicht, ob er das repräsentiert, was er repräsentieren soll.“ Er appelliert daran, wieder Zusammenhalt zu lernen. Nachdenklich wird er in seinem Lied „A Lied fiad Eltern“, das er zur Geburt seiner Enkelin Lotta geschrieben hat und in dem er den Eltern einen Teil seiner Lebensweisheiten mitgibt. „Zeig ihr die Welt und dass es was wichtiger gibt wie Geld.“ Er selbst sieht in der Einfachheit den Genuss – und die Freiheit.

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Söllner lästert gern, hinterfragt, empört sich, doch er verurteilt niemanden, egal ob schwarz oder weiß, dick oder dünn. Schonungslos lustig macht er sich allerdings über „Blöde“. Applaus erntet er immer dann, wenn es um seine Herzensangelegenheit Frieden geht. „Der Weg des Friedens ist mir lieber, als siegen zu müssen“, versichert er.

Neben all dem nachdenklichen Themen musste dann am Ende die „Edeltraud und ihr sauguts Gras“ herhalten, um das Publikum zum Mitsingen zu bringen. Den Marihuana Baum blieb er leider trotz mehrmaliger Aufforderungsrufe schuldig. Er hat halt seinen eigenen Kopf, der Söllner.