Kirche
Kunst lockte ins Deutschordenschloss nach Postbauer-Heng

04.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:32 Uhr
Josef Wittmann
Bürgermeister Horst Kratzer begrüßte Aussteller und Kunstbegeisterte bei der Sommerserenade mit Blues-Gitarristen Wolfgang Bernreuther hinter dem Deutschordenschloss. −Foto: Josef Wittmann

Zum 19. Mal fand am Wochenende die Veranstaltung „Kunst im Schloss“ im Deutschordenschloss in Postbauer-Heng statt.

Begonnen hat alles 1992 in Rio de Janeiro mit dem Aktionsprogramm der Vereinten Nationen. Allerorten entstanden damals Arbeitskreise, die sich das Motto der Nachhaltigkeit auf die Fahne schrieben. In Postbauer-Heng lebt die Bewegung aber bis heute unter anderem im „Arbeitskreis für Bildung, Familie, Freizeit und Sport“ fort.

Die zweite Bürgermeisterin Angelika Hermann gehört ihm ebenso an wie Gerhard Streichert. An seiner Person wird deutlich, dass Events wie „Kunst im Schloss“ nur deshalb glänzen, weil sich engagierte Menschen dafür ins Zeug legen.

Ein Herz für die Kunst

Der Siemens-Ingenieur hat wie seine Frau Sonja, die bei der Ausstellung im Schloss mit Bildern reüssiert, ein Herz für die Kunst. Er ist für die Technik zuständig und auch sonst für alles, was mit Computern zu tun hat, zum Beispiel für den Kartenvorverkauf im KISH.

Im Garten hinter dem Schloss hat er den Sound für Wolfgang Bernreuther aufgebaut, der mit seinen Blues-Gitarren aus Neumarkt zur abendlichen Serenade nach Postbauer gekommen ist. Man kennt Gerhard Streichert aus dem „netlife“, dem Computerverein des Marktes. Früher hat man dort den Kindern und heute Senioren das Computern beigebracht. Streichert hofft auf das vom Bürgermeister avisierte neue Zuhause für die wöchentlichen Treffen im Kemnather Feuerwehrhaus und hat schon Ideen, dort den Kindern das Thema Wind praktisch näher zu bringen.

Auch Angelika Herrmann ist von Anfang an im Agenda-Arbeitskreis dabei. Das letzte Mal organisierte sie die Kunst im Deutschherrenschloss im September 2020. „Wir haben den Termin für das 20. Jubiläumsfest für Mai oder Juni 2024 ausgemacht“, verrät sie. Die anderthalb Jahre Pause bräuchten auch die Künstler.

Kirche St. Johannes in Ausstellung integriert

Das Geheimnis des langjährigen Erfolgs sei „diese Kerntruppe an Künstlern, die immer dabei sind. Und das einmalige Ambiente des Schlosses. Und dass das Schloss eine Woche lang zum Aufbauen für uns reserviert ist, damit wir in aller Ruhe jedes Teil dreimal in die Hand nehmen können“. Im Jahr 2022 seien das immerhin 75 Bilder, 150 Keramik und Holzobjekte und noch einmal so viele handgestrickte Babysachen. „Wir hätten dieses Mal deutlich mehr Künstler unterbringen können, als wir Platz haben“, seufzt Angelika Herrmann.

Weil die Postbauerer Kirche St. Johannes das 300-jährige Jubiläum feiert, habe man sie kurzerhand in die Ausstellung integriert. Von der Decke hingen die prächtigen Psalm-Schriftbanner der Schriftkünstlerin Ute Gräber über den Menschen und seinen Gott. Und an den Wänden prangen die Kreuzwege von Ute Gräber auf Holz und von Wolfgang Bernreuter auf Stahl. Sogar in die ehemalige nun renovierte Fürstenloge über dem Altar darf man über die enge Wendeltreppe steigen.

Die Veranstaltung startete am Freitagabend mit der Kunstandacht in der Kirche. Am Samstag folgte dann die Vernissage in Saal und Garten des Deutschordensschlosses. Dort präsentierten Doreen Böll und Martin Pöllath am Sonntag mit Poesie eine literarische Matinee zwischen Klassik und Moderne. Am Nachmittag fand eine Führung durch das Barockjuwel St. Johannes statt und die Aussteller standen im Schloss Rede und Antwort zur Frage „Wer macht was und warum?“

Kirche Teil des Kraftortewegs

Johann Beck, der für die Contemplatio-Bewegung im Landkreis brennt, ist auch ins Deutschordenschloss gekommen. Seit einem Jahrzehnt beschäftigt er sich „mit Meditation im Business“.

Zusammen mit alten Kirchen, dem Garten der Sinne der Freystädter Franziskaner und dem Nachhaltigkeitsparcours in der Neumarkter LGS ist das Kirchlein St. Johannes in Postbauer nun Station auf dem Kraftorteweg, der von Neumarkt über Berngau, Pyrbaum, Postbauer und Berg nun geschlossen ist. „Das ist mit 250 Kilometern jetzt schon Deutschlands längster Wanderweg für Achtsamkeit und Meditation“, sagt Beck.