Mehmet Altug verbringt den Iftar – das Fastenbrechen – normalerweise im großen Familienkreis. „Diese Familientradition hat uns Corona leider genommen.“ Er findet, dass die Pandemie jedoch nicht nur Nachteile für den Ramadan mit sich bringt.
Corona vereinfacht das Fasten
Am 13. April hat die muslimische Fastenzeit begonnen. „Was das Beten und das Fasten an sich angeht, hat sich eigentlich nicht so viel verändert“, sagt der ehemalige Vorsitzende der islamischen Gemeinde in Neumarkt. Er denkt sogar, dass der Fastenmonat in Pandemie-Zeiten einfacher zu bewältigen ist, als in normalen Jahren. „Wenn man zum Beispiel daheim arbeitet, dann hat man keine Fahrzeiten und ist dadurch weniger Stress ausgesetzt und verbraucht weniger Energie – das kann beim Fasten durchaus helfen.“ Ein weiterer Vorteil: Wegen des Lockdowns seien die Muslime jetzt weniger Verführungen, die durch geöffnete Restaurants oder Geschäfte locken könnten, ausgesetzt.
Muslime fasten in der Zeit zwischen dem Sonnenaufgang und dem Sonnenuntergang. Erst um circa 20.15 Uhr dürfen sie wieder trinken und essen. Der sogenannte Iftar – das allabendliche Fastenbrechen – kann wegen der Corona-Pandemie nur im engsten Familienkreis stattfinden. „Vor Corona hat man oft die Kinder, die Enkel, ältere und alleinstehende Menschen oder auch Flüchtlinge zum gemeinsamen Essen eingeladen.“ Vor allem jüngeren Muslimen fehle das gemeinschaftliche Fastenbrechen beim Ramadan.
Erholung nach dem Fastenbrechen
Nach dem Iftar findet das sogenannte Teravih-Gebet statt. Es soll auch als eine Art Erholung nach dem Fasten und dem Essen dienen. „Das Gebet soll dabei helfen, die Trägheit loszuwerden“, sagt Altug. Im Fastenmonat gehen die Muslime oft jeden Tag in die Moschee. „Das ist ein gemeinschaftliches Ritual – man isst vielleicht gemeinsam davor, unterhält sich und hat zusammen Spaß.“ In Zeiten der Pandemie ist dieses gesellschaftliche Ereignis auch in der Moschee in Neumarkt wegen der Corona-Bestimmungen nicht mehr möglich.